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Der Fotograf des EndsiegsWenn Hitlers letzter Leibfotograf 96jährig stirbt, weiß die FAZ, daß dieses Ereignis große Beachtung verdient. Nach Heinrich Hoffmann, der über Jahre das Hitlerfotografiermonopol hatte, wurde 1941 Walter Frentz zum »Lichtbildkünstler des Führers« in dessen Hauptquartiere berufen, um den Weg bis zum Endsieg zu dokumentieren. Für diese Aufgabe – die mangels Endsiegs unerfüllt blieb – hatte er sich bei Leni Rie-fenstahl als Kameramann des Reichsparteitagsfilms und Chefkameramann des Olympiafilms qualifiziert. In der Bundesrepublik arbeitete er als Filmdokumentarist für das Bundeslandwirtschaftsministerium. Für das Pflichtblatt des Kapitals war es einfach ein Akt der Selbstverständlichkeit, dieser so bedeutenden Persönlichkeit nicht nur einen blumigen Nachruf zu widmen, sondern den Lesern über vier Spalten auch ein Bild von Walter Frentz zu präsentieren. In Farbe: Abenddämmerung über dem Obersalzberg. Zu schön. Karl-Heinz Walloch
Kohls ErkenntnisZum Volkstrauertag 1986 hielt Alfred Dregger im Bonner Bundestag die offizielle Trauerrede, in der er seinen eigenen Ostkrieg bis zur letzten Überstunde mit den Worten erläuterte: »Wer sich in dieser ausweglosen Situation dafür entschieden hat ... dem Kriegsgegner bis zuletzt zu widerstehen, der hat für seine Person eine ehrenvolle Wahl getroffen. Das gilt insbesondere für die Soldaten des deutschen Ostheeres ...» Schon 18 Jahre später, am 9. Juli 2004 ernennt Ex-Kanzler Kohl in der FAZ die Widerständler von 20. Juli 1944 zu »den Helden unserer Nation«. Ja, was denn nun – wer 1944 Hitler töten wollte, ist Held, wer für Hitler bis zum 8. Mai 1945 herumschoß, ist ehrenhaft? Doch Helmut Kohl weiß inzwischen mehr: »Tatsache ist schließlich: In der Zeit vom 20. Juli 1944 bis zum 8. Mai 1945 starben ... víel mehr deutsche Staatsangehörige als zwischen dem 1.September 1939 und dem Attentat Stauffenbergs.« Sieben Jahre früher, am 13. März 1997, sagte ich im Bonner Bundestag: »Wir müssen uns auch daran erinnern, daß in diesem letzten Kriegsjahr mehr Menschen zu Tode gekommen sind als in den gesamten Kriegsjahren zuvor.« Das Protokoll vermerkt: »Beifall bei der PDS und dem Bündnis 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD.« Von Helmut Kohl und seiner Partei ist kein Applaus vermerkt. Die Herren benötigen reichlich Zeit für den Abschied von ihrem nationalen Gesülze. Gerhard Zwerenz
Kriminell sind immer die AnderenDie Ethnisierung der sozialen Frage ist ein seit Menschengedenken erprobtes Mittel, von wahren Ursachen und Schuldigen abzulenken. Ethnisiert wird das Kapital – als »raffendes« angeblich von den Juden verkörpert –, ethnisiert wird auch die Konkurrenz unter den Ausgebeuteten und Beherrschten, die dann noch leichter ausgebeutet und beherrscht werden können. Der »andersgläubige« Migrant aus der Türkei oder dem Magh-reb dient als Sündenbock, die angeblich überbordende »Ausländerkriminalität« als besonders schreckliches Schreckgespenst. Wer diese Mechanismen nicht sehen kann oder will, sollte keine feinsinnigen Glossen über den »Antirassismus in der Krise« schreiben. Unter diesem Titel hat Lorenz Jäger in der FAZ die Reaktionen auf einen fingierten Überfall in Frankreich kommentiert. Eine junge Frau hatte angegeben, »in einem Vorortzug von sechs Jugendlichen afrikanischer und maghrebinischer Herkunft mit antisemitischen Schmähungen bedacht worden« zu sein; auf ihren Körper habe man ein Hakenkreuz gezeichnet. »Im aufgeheizten Klima des französischen Antirassismus«, so Jäger, »wurde der Fall zur hochpolitischen Staatsaktion, der Präsident, Regierungs- und Oppositionspolitiker schalteten sich ein – und niemand fand etwas dabei, nun von der Ethnizität der Verdächtigen zu sprechen.« Ja, wenn es zum Verständnis der Tat notwendig erscheint, wie in diesem Fall, warum dann nicht die ethnische Zugehörigkeit der Beteiligten nennen. Eine Richtlinie des Deutschen Presserats besagt, daß »ethnische Merkmale« dann nicht angegeben werden sollen, wenn sie nichts zur Klärung der Sache beitragen können. Das aber scheint Jäger zu stören. Er sieht Doppelmoral am Werk, wenn nicht auch in Berichten über Alltagskriminalität die Herkunft der Täter oder Tatverdächtigen angegeben wird. Jeder wisse doch, schreibt er, »wer die Jugendlichen sind, die in den tristen Vorstädten von Straßburg oder Paris Autos anzünden, Überfälle und Vergewaltigungen organisieren«. Wenn »jeder« etwas weiß, handelt es sich meist um ein Vorurteil. In diesem Fall sieht das so aus: Die »Fremden« sind kriminell, weil sie fremd sind, denn Kriminalität ist »uns« fremd und hat gar nichts mit den sozialen und ökonomischen Verhältnissen zu tun, in denen die Betreffenden leben (müssen). Glücklicherweise war der skandalöse Überfall in Frankreich nur der Phantasie der jungen Frau entsprungen. Daß er aber sofort – auch in der bundesdeutschen Presse – für eine Tatsache gehalten wurde, hängt mit der traurigen Realität eines virulenten Antisemitismus in Europa zusammen. Daran sind vielfach islamistische Kreise beteiligt. Trotzdem oder gerade deswegen haben sich die französischen Muslime zu Recht über eine pauschalisierende und dramatisierende Berichterstattung beschwert, die geeignet war, antiislamische Gefühle zu wecken oder zu verstärken. »Die französische Presse hat sich inzwischen bei den Muslimen entschuldigt«, erwähnt Jäger. Statt dies nun als positiven Ausgang der Affäre zu begrüßen, sieht er den »Staatsantirassismus in Frankreich« in der Krise und beendet seine Glosse so: »Ob nun aber die Presse künftig … die nordafrikanischen Täter beim Namen nennt oder wieder zur bisherigen Praxis des Beschweigens zurückkehrt, bleibt abzuwarten.« Dieser Schluß ist so feinsinnig wie perfide. Denn bei allen Untersuchungen
der Presse in Frankreich und Deutschland kam heraus, daß das Stereotyp
der »Ausländerkriminalität« – trotz Pressekodex
und »Praxis des Beschweigens« – noch immer weit verbreitet
ist und mehr oder weniger subtil weiter verbreitet wird (vgl. R. Diederich/L.
Kupp: »Das Bild des Fremden in der Presse von Marseille und Frankfurt
a.M.«). Jäger hat seinen Beitrag dazu geleistet, daß das so
bleibt. Reiner Diederich Brief aus KalifornienAus Kuba erfährt man, daß die Menschen Schlange stehen, um Michael Moores Anti-Bush-Film »Fahrenheit 9/11« zu sehen, der dort in 120 Kinos läuft. Fidel Castro besuchte ihn zusammen mit dem zehnjährigen Elian Gonzalez, dessen Mutter bei dem Versuch ertrank, mit ihm nach Florida überzusetzen. Es bedurfte langer Verhandlungen, bis die US-Behörden den Jungen zu seinem Vater nach Kuba zurückkehren ließen. Castro applaudierte dem Film und merkte an, es sei gar nicht verwunderlich, daß sich Bush jun. mit Fundamentalisten zusammentue, die glauben, er sei von Gott beauftragt, Krieg gegen den Irak zu führen. Der einzige Ort auf Kuba, wo der Film nicht läuft, ist Guantanamo Bay, wo US-Truppen 600 Gefangene ohne Urteil, ohne Anklage, ohne Anwälte hinter Gittern halten. In den USA zahlen Medizinstudenten 40 000 bis 50 000 Dollar Studiengebühren jährlich. Viel billiger ist es, auf Kuba zu studieren. Doch Bushs neue Anti-Castro-Gesetze haben nun zahlreiche junge US-Amerikaner gezwungen, Kuba vor ihrem Examen zu verlassen; ihnen war mit der Aberkennung der Staatsbürgerschaft gedroht worden. Niemand soll die Insel besuchen. Wer ohne Erlaubnis dort Ferien macht, hat eine Geldstrafe von 7500 Dollar zu gewärtigen. Die Erlaubnis kostet 150 Dollar und wird nur für Besuche bei engsten Verwandten erteilt, aber auch nur einmal in drei Jahren. Trotzdem reisen weiterhin viele Zigtausende US-Touristen an kubanische Strände – auf dem Umweg über Kanada, Jamaika oder Mexiko. Dort erhalten sie Visa, die nicht in den Paß gestempelt werden. Bushs Kuba-Politik ist typisch für die »stupid white men«, von denen Michael Moore spricht. Castro hat schon etliche US-Präsidenten (und viele in Washington gegen ihn geplante Mordanschläge) überlebt. Und Kalifornien plant für November ein Referendum mit der Forderung an die Regierung in Washington, alle Truppen aus Irak abzuziehen. Kurt Singer Walter Kaufmanns LektüreWie neulich bei Richard Sonnenfeldts »Mehr als ein Leben« (Ossietzky 14/04) fragte ich mich, ob mir Richard Powers’ Roman bedeutsamer sein könnte als anderen Lesern in deutschen Landen – hatte es mich doch einst nach Mississippi verschlagen, wo ich dem Mord an drei Bürgerrechtskämpfern nachgegangen war, nach Memphis in Tennessee, zur Mordstätte Martin Luther Kings, und auch in die Bay Area von San Francisco und Oakland zur Zeit der grausamsten Polizeigewalt gegen die Black Panther. All diese Geschehnisse werden im Roman reflektiert. Zudem rückte mich der Umstand, daß ich vor dem Krieg den Nazis ins Ausland entkommen konnte, in die Nähe David Stroms, des nach Amerika ausgewanderten jüdischen Wissenschaftlers, dessen Eheleben mit der Tochter eines schwarzen Arztes einfühlsam beschrieben wird. Nicht zuletzt wegen meiner eigenen Erfahrungen mit den Rassenkonflikten in Amerika berührte mich das Schicksal der Strom-Kinder, drei musikalisch hochbegabter Menschen, nicht weiß, nicht schwarz, die sich einem ständigen Existenzkampf zwischen den Fronten ausgesetzt sehen. Daß Richard Powers seinem groß angelegten Werk den Titel »The Time of our Singing« gab, ist aussagekräftig, nicht weniger aber auch der deutsche Titel »Der Klang der Zeit«. Selten wurde derart leidenschaftlich und zugleich auch verständlich über die Kunst des Gesangs geschrieben, der Oper, der Musik in all ihrer Vielfalt. Daß die Lektüre den Klang jener Zeit heraufbeschwört und dem Leser ein genaues Gespür für das gesellschaftliche Klima der sechziger, siebziger, achtziger Jahre in Amerika vermittelt, erhebt Richard Powers auch in meinen Augen zum »größten lebenden Romanautor Amerikas«, wie ihn die Boston Review rühmt. Jedenfalls habe ich dank seiner Gestaltungskraft in den Wochen, die ich zum Lesen brauchte, die Familie Strom wie nahe Verwandte empfunden, habe mit ihnen gelebt und gebangt und sie mit wachen Sinnen durch die Weiten Amerikas begleitet und die Söhne durch jene Länder Europas, die ihnen Stätte der Zuflucht wie auch des Erfolgs wurden. Sehr wohl nachvollziehen konnte ich, warum sich Jonah Strom auf der Höhe seines Ruhms als Konzertsänger in Amerika von einem Tag zum anderen für ein Wirkungsfeld in Europa entscheidet, zunächst in Deutschlands Osten (woher sein Vater stammt), und in Magdeburg, Leipzig, Dresden konzer-tiert ... Sein endgültiges Schicksal ging mir so nahe wie das seiner Mutter und das des Schwagers, des Black Panther aus Oakland. In die Staaten zurückgekehrt, will Jonah Strom, der begnadete Sänger, die Aufstände der Schwarzen gegen die Polizeigewalt von Los Angeles wahrnehmen, er muß sie wahrnehmen und kommt darin um. Signal jener Zeit. Richard Powers ist ein beispielloser Wurf gelungen, der vom Anfang bis zum Schluß jene jüdische Weisheit unterstreicht: »Der Fisch und der Vogel können sich verlieben. Doch wo bauen sie ihr Nest?« W. K. Richard Powers: »Der Klang der Zeit«, Aus dem Amerikanischen von Manfred Alliè und Gabriele Kempf-Alliè, S. Fi-scher, 765 Seiten, 22,90
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlVon einem Gastspiel des Amsterdamer Ensembles »Dogtroep« berichtet Neues Deutschland: »Die Gruppe ist bekannt für spektakuläre Shows an außergewöhnlichen Orten.« Interessant. »Auftritte gab es bereits in Gefängnissen, in einem Flughafenrestaurant und in Moskau.« Man kann in jedem Ort etwas Außergewöhnliches finden, in Moskau wie in Potsdam, wo eine Gaststätte mit dem verlockenden Namen Klosterkeller im ersten Obergeschoß eines Bürgerhauses betrieben wurde. Besonders die Stadt Berlin – man denke an ihre baulichen Sehenswürdigkeiten wie das als Skelett eines Zeppelin-Hangars verkleidete Bundeskanzleramt, die dazugehörige (mehr als 300 Meter lange!) Kanzler-U-Bahn und den »Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof« – ist als Hauptstadt-Museum ein außergewöhnlicher Ort. * Jede der Opern von Leoš Janáèek, dessen Namen Klaus Georg Koch (Berliner Zeitung) nicht richtig schreiben kann, hat nach Meinung des Musikberichters K. »ihre kompositorische Eigenart. Jede Figur... ist in eine Existenz geworfen, verloren in der Welt der Natur und in jener der Sinne.« Die »Geworfenheit in die Existenz« wurde übrigens nicht von Koch entdeckt, sondern von Sartre, aber das macht ja nichts, denn K. weiß, was »Die Sache Makropulos« zum Thema macht. Diese Janáèek-Oper (nach einem Stück von Karel Èapek, dessen Namen Koch natürlich auch nicht richtig schreiben kann) »macht den Prozeß der Selbstvergewisserung dieser Existenz zum Thema...« Für diese Begriffsbildung hätte Koch die Karl-Valentin-Plakette in Blech verdient, die es leider nicht gibt. Die Laudatio müßte K.s Talente als musikalischer Hausapotheker rühmen. Bei Respighis »Feste romane« erlebte K.: »Die Herren von den Wiener Philharmonikern saßen sehr gerade und sehr schwarz auf ihren Stühlen, wie alter Adel. Sie spielten stumm (?) und tadellos. (Dirigent) Muti führt etwas vor, das sehr italienisch ist und das er sehr gut kann: Phrasierungen... Die Blechbläser beruhigen das Brennen der Leidenschaft mit Chorälen zart wie Salbe.« Gute Besserung! Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 16/2004 |
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