Kurt Singer, Brief aus Kalifornien

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Brief aus Kalifornien

Arnold Schwarzenegger, unser Gouverneur, ist weiterhin beliebt. Gegenüber den Abgeordneten der Demokratischen Partei verhält sich der Republikaner versöhnlich. Als er sein Amt antrat, übernahm er ein Erbe von 15 Milliarden Dollar Schulden. Jetzt versucht er, Geld aufzutreiben, um die Schulden abzuzahlen. Neue Steuern will er nicht erheben. Stattdessen bedrängt er die Verwaltung, Ausgaben zu senken, Personal zu verringern, billiger einzukaufen. Auch an den Papierrollen für öffentliche Toiletten könne man sparen, verkündete er. Mit den Indianern, die in den Reservaten steuerfrei Spielhallen betreiben durften und dadurch zu Millionären geworden sind, führte er Verhandlungen. Jetzt müssen sie Steuern zahlen. Die erste Milliarde ist schon geflossen. Dafür konzedierte Schwarzenegger, daß weitere Casinos gebaut werden dürfen, und die Betreiber dürfen jetzt auch andere Glücksautomaten aufstellen als die einarmigen Banditen, die ihnen bisher erlaubt waren. Allen Firmen, die sich in Kalifornien neu ansiedeln, verspricht er Steuernachlaß.

Die Republikanische Partei sieht ihn als Wunderkind an, weil er die Wahl in einem stark von den Demokraten geprägten Bundesstaat gewonnen hat. Deshalb lud sie ihn ein, auf dem großen Parteikongreß in New York zu sprechen. Aber er schweigt zum Irak-Krieg, befürwortet – im Widerspruch zu Präsident Bush jr. – die Geburtenkontrolle und unterstützt die Schwulen in ihrem Streben nach Gleichberechtigung – was nicht heißt, daß er ein durch und durch Liberaler wäre: Er ist für die Todesstrafe.

Als Wunderkind gilt auch der Sohn des kürzlich verstorbenen Ex-Präsidenten Ronald Reagan. Ronald Reagan jr. opponiert kräftig gegen den Irak-Krieg und gegen George W. Bush. Laut und deutlich setzt er sich für den demokratischen Gegenkandidaten Kerry ein. Wie Schwarzenegger kämpft auch der junge Reagan für Geburtenkontrolle und Gleichberechtigung der Schwulen.

Hollywood ist wie immer gespalten. Die für Bush und den Irak-Krieg eintretende Fraktion kann solche Prominenz wie Steven Spielberg, Tom Cruise und Mel Gibson (dessen Film über die Passionsgeschichte 608 Millionen Dollar einbrachte) vorzeigen. Auf der anderen Seite, gegen Krieg und Bush, stehen Barbra Streisand, Neil Diamond, Billy Crystal, Brad Pitt, Julia Roberts und mehr.

Hauptereignis in der kalifornischen Justiz ist seit Wochen der Prozeß gegen Michael Jackson wegen sexueller Belästigung von Kindern. Damit läßt sich sogar richtig Geld machen. Ein Parkplatz vor dem Gerichtsgebäude kostet jetzt 250 Dollar. Pro Tag.