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Trotz Wind, Regen und Schafskälte wollte ich wissen, was sich derzeit tut auf dem schmalen Uferstreifen inmitten der Stadt, wo sie noch wenig Anziehendes hat. Eine Zeltspitze lugt über das bunte Band verwitterter Bilder der »East Side Gallery«, auf dem wüsten Areal wurden Blümchen gepflanzt, Bänke und Tische aufgestellt, eine Theke improvisiert, Dixie-Häuschen harren ihrer Bestimmung. Wolken tröpfeln, Zeltwände knattern im Wind, Schiffe typhonen einerseits, anderseits wummert das Geräuschefließband des Autoverkehrs. Hier spielt die Shakespeare Company Berlin. Im kommenden Jahr soll ein transportables Theater gebaut werden, dem Globe Theater in London nachgestaltet. Der künstlerische Leiter, Christian Leonhard, hofft, dann ein festes Ensemble engagieren zu können. In diesem Sommer sind die Akteure für ein paar Monate aufeinander eingeschworen. Sie spielen Shakespeares »Wie es Euch gefällt«, »Der Sturm« und »Ende gut alles gut«. Einlaß ins Zelt. Wunderbunt bekleidete, weißgeschminkte Darsteller/innen empfangen ihr Publikum. Programme, Kissen und Decken werden verteilt, günstige Plazierungen angeregt. Heiter, entspannt begrüßen sie uns, bedanken sich, daß man trotz Fußball-EM gekommen ist. Das musikalische Impromptu (mit Kuhglocke, Saxophon, Ziehharmonika) zieht uns atmosphärisch in die Aufführung von »Wie es Euch gefällt«. Ein heiterer Reigen hebt an, verspielt, versponnen, mit Witz und Clownerie, Akrobatik, Pantomime, lieblichem Gesang und – last not least – Shakespeare. Sein Text ist der Projektor für das ideenreiche, liebenswerte Spiel, eine gelungene Gratwanderung aus Klamauk und tieferer Bedeutung. Aktuelle Texteinschübe nicht zu vergessen. Vincianne Regattieri führte Regie, Elodie Kugelmann stand ihr zur Seite. Die Truppe ist handwerklich gut ausgestattet, arbeitet mit Lust und Laune, die sich fortsetzt im Zuschauerrund. Die Komödianten kommen vom Wiener Reinhardt-Seminar, von der Berliner Hochschule Ernst Busch und von anderswo. Sie haben sich zusammengefunden und einen Stil entwickelt, der auch Basis werden könnte für weitere Arbeit in der Shakespeare Company Berlin. Ihre Namen: Tjadke Biallowons, Victor Calero, Markus Fennert, Alfred Hartung, Annick Klug, Vera Kreyer, Christian Leonhard, Manuela Palma, Alexandra Surer. Es widerspricht dem Geist einer Company, jemanden hervorzuheben. Trotzdem möchte ich den Komödianten Alfred Hartung (»Laßt mich den Löwen auch spielen!«) und Alexandra Surer besondere Referenz erweisen. Tjadke Biallowons’ Rosalinde hat Charme und Leichtigkeit. Ihr Gesang, ihre Sprechkultur bleiben in Erinnerung. Absolut stimmig, aus Reingarnix an Geld, sind die Kostüme. Die fantasievollen Erfindungen von Gabriele Kortmann vereinen Augenschmaus und Zeichenhaftigkeit. Gegen Mitternacht geleiten die Komödianten ihr gut gelauntes Publikum mit munteren Sprüchen aus dem Zelt. Unter prachtvollem Sternenhimmel beschließe ich, mir demnächst »Der Sturm« anzusehen. Ich bin gespannt, auf welche Weise sie sich diesen Brocken einverleibt haben.
Erschienen in Ossietzky 14/2004 |
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