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Als ein Mittel gegen Terroristen halte ich die Folter oder die Androhung von Folter für legitim.« Es vergingen Tage, bis eine öffentliche Reaktion einsetzte, obwohl der Mann immerhin die Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes – die Garantien der Menschenwürde und der körperlichen Unversehrtheit – für irrelevant erklärt hatte. Wolffsohns oberster Dienstherr, Minister Struck, war zunächst sehr verärgert. Bestellte den Untergebenen zum Gespräch ein. Bewertete dessen Äußerungen als unglaublich und unakzeptabel. Ließ starke Worte ab. Doch als Höchststrafe blieb am Ende der Unterhaltung die Bitte des Ministers im Raum stehen, der Dozent möge solche Erklärungen fortan in Lehrveranstaltungen nicht mehr wiederholen. Wolffsohn erwiderte: »Es ist mir offenbar nicht gelungen, meine wissenschaftlich-theoretischen Überlegungen klar genug von den tagespolitischen Ereignissen und Bildern aus dem Irak, Guantanamo zu trennen« Gewiß kennt er die Spruchweisheit, wonach ein Wort, das den Mund verlassen hat, nie mehr zurückzuholen ist. Aber warum sollte er es zurückholen wollen? Dazu hat er gar keinen Anlaß. Zumal der Präsident der Münchner Hochschule, Hans Georg Lössl, an zwei andere in der Verfassung garantierte Grundrechte erinnerte: das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie die Freiheit der Forschung und Lehre. Kurz danach tauchte ganz unspektakulär ein gewisser Martin Hohmann auf dieser schiefen Ebene auf. Gemeint ist jener CDU-Bundestagsabgeordnete, der Juden mit dem Begriff »Tätervolk« in Verbindung gebracht hatte. Während einer Versammlung in seinem hessischen Wahlkreis im Oktober vergangenen Jahres schwadronierte er über »Gerechtigkeit für Deutschland«. Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nannte die Rede »antisemitisch, antidemokratisch, mit völkischem Gedankengut gepaart«.Das wollte die hessische Generalstaatsanwaltschaft so nicht stehen lassen: Wenngleich nicht frei von antisemitischen Tendenzen sei die Rede des Bundestagsabgeordneten durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Kein Wunder, daß Hohmann weiterhin Mitglied der CDU ist. Diesen Gunstbeweis sofort nutzend nahm der Bundestagsabgeordnete nun seinerseits den Bundeswehrprofessor in Schutz: Der sei nämlich Opfer einer politisch medialen Kampagne geworden. Ob und wie Wolffsohn auf diese öffentliche Schützenhilfe reagierte, ist mir bislang verborgen geblieben. Zugang fand ich zum gedruckten Nachlaß von Ignatz Bubis, von l992 bis zu seinem Tod l999 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Als die Nazis die Macht an sich rissen, war er noch ein Kind. Mit einem für rassisch Verfolgte damals zur Lebensrettung unentbehrlichen Quentchen Glück konnte er der Vernichtungsmaschinerie entrinnen. Als das Hitlerreich zusammengebrochen war, hatte er fast alle Angehörigen verloren. Er blieb in Deutschland und sicherte seinen Lebensunterhalt eine Zeitlang mit Immobiliengeschäften. Daran erinnerte sich Wolffsohn l992. Seinen Glückwunsch zu Bubis’ Wahl kleidete er in die wenig schmeichelhaften Worte: »Der Makler schadet mehr, als er nutzt.« Bubis war um eine Antwort nicht verlegen: »Wolffsohn ist der Alibijude der Rechtsradikalen. Wahrscheinlich will er Bundeswehrgeneral werden.« Im Verteidigungsministerium auf der Bonner Hardthöhe müßte zur Zeit noch eine Generalsstelle frei sein. Die des entlassenen Reinhard Günzel. Der hatte zu undiplomatisch offen Sympathie mit Hohmanns antisemitisch geprägten Tätersprüchen bekundet. Um weiteren Schaden für die Bundeswehr abzuwehren, blieb Minister Struck nur der Rausschmiß. Doch Hohmann und Günzel sind vielseitig engagierte Männer und immer zur Stelle, wenn sich auf dem Parkett Nationalisten, Militaristen und Geschichtsrevisionisten zusammenfinden Da gibt es offenbar ein Netzwerk von alten und neuen Freunden. Publik wurde es durch ein »Kameradschaftstreffen«, das Ende Mai in einem Logenhaus in Berlin-Wilmersdorf stattfand. Anwesend waren u. a. Ex-General Günzel, der berühmt-berüchtigte Historiker Ernst Nolte, der frühere Westberliner Innensenator Heinrich Lummer, der Chefredakteur der Jungen Freiheit und natürlich Martin Hohmann. Er sagte zum Inhalt dieses Treffens: »Wir müssen auf Ausdauer und Geduld setzen und solche informellen Strukturen, wie wir sie hier haben. Von hier geht ein Impuls aus.« Es wäre leichtfertig, diese Strukturen zu ignorieren.
Erschienen in Ossietzky 12/2004 |
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