Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Stück für Flöte und PistoleAnne Dessau Am Berliner Ensemble hatte Henrik Ibsens »Wildente« Premiere, Thomas Langhoff führte Regie, und das Ergebnis ist ein wundervoller Theaterabend. Langhoff ist wieder da, ist wieder bei sich selbst angekommen. Dem Theaterfreund geht es gut damit. Erzählt wird die Geschichte zweier Familien, eine Geschichte von Wirklichkeit und Wahrheit, von Illusionen, Träumen, Idealen und Marotten, von mißglücktem Dasein und der mannigfachen Möglichkeit, Mensch zu sein. Das Wunder ist: Langhoff läßt Ibsen das Wort, befähigt die Schauspieler zu Höchstleistungen und schafft mit seiner Kunst die Gratwanderung zwischen Tragödie und Komödie. Er hat eine heitere, schwebende Erzählweise vorgegeben, beglänzt sie mit sanfter Ironie, schützt sie so vor der ranzigen Penetranz, die auch in dem Sujet steckt. Langhoff sagt zu seiner Arbeit: »Es gibt keine Kriterien mehr, es gibt nur noch Spiel. Das Spiel vom Lügen. Einzige offene Frage: Wieviel Wahrheit braucht der Mensch? Der Dachboden ist ein Wald, das Fotoatelier ist ein Erfolgsmodell, die DDR ist die Bundesrepublik. Es ist aber nicht schlimm, allen geht es gut, nur ein Kind stirbt, das Morgen heißt.« So ist dieser Abend. Poetisch, lakonisch, traurig, komisch und voller Schrecken. Walter Schmidinger, er spielt den alten Ekdal, hat eine bezaubernde Clownsfigur geschaffen. Seine Lebenskatastrophe hat ihn arg gezaust, und doch ist er mild und heiter gestimmt, der Weisheit ganz nah. Johann Adam Oest spielt dessen Sohn. Selten wurde ein literarisch vorgegebner Schwächling, nach genormten gesellschaftlichen Kriterien eine »lächerliche Figur«, so liebenswert, anrührend vorgeführt, ohne die Figur zu verraten. Im Gegenteil. Oest gelingt es, diesen Mann trotz seiner vielfältigen Schwächen glaubwürdig zum Herzstück der kleinen Familie Ekdal zu machen. Ulrike Krumbiegel zeigt ihre Frau Ekdal trotz deren heikler Biographie als eine selbstbewußte, herzhafte, liebenswerte Figur. Ulrich Noethen in der Rolle des Gregers Werle, der fanatisch eifernd glaubt, durch »Aufklärung« das »Licht der Verklärung« in die kleine Familie tragen zu müssen, und gerade dadurch Tod und Verstörung auslöst, wirkt glaubwürdig in seiner Fassungslosigkeit darüber, daß niemand »das Erhabene« in der Befreiung von Schuld und Lüge sehen kann. Christina Drechsler (4. Studienjahr an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«) als Hedvig, die sich erschießt, um ihres Vaters Liebe zurückzugewinnen, nimmt den Zuschauer ein durch frisches Dasein, Ernsthaftigkeit und Verstiegenheit, kraus gebündelt. Kurzum: Dies ist ein Abend der Schauspieler. Von Peter Fitz über Hanna Jürgens zu Axel Werner als denkwürdig skurrilem Hausarzt Relling, authentisch sind sie allesamt, und auch Roman Kaminski spielt sich mit wenig Sätzen ins Gedächtnis. Überzeugend rücken sie die Geschichte ins Gegenwärtige.
Erschienen in Ossietzky 11/2004 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |