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sich die Kosten. Dann können Sie das Porto senken. Und gut für die
Umwelt ist es allemal, wenn sie nicht mit immer mehr Reklame-Müll belastet
wird. Rita Rosmarin Rot-Rot sagt dalli-dalli Verfolgte, die vor ihrer Verfolgung in Berlin gewohnt haben,
können hier, wenn sie im Alter zurückkehren, Entschädigungsansprüche
nach dem 1950 erlassenen Landesgesetz über die Anerkennung als politisch,
rassisch oder religiös Verfolgte geltend machen. Es werden nicht viele
sein, die es heute noch drängt, von Vancouver oder Caracas nach Berlin
zu ziehen. Aber diese müssen sich nach dem Willen des »rot-roten« Senats
beeilen. Falls sie nicht noch in diesem Jahr hier ihren Wohnsitz nehmen und
dann nicht gleich einen Antrag stellen, ist es Schluß mit der gesetzlichen
Anerkennung. Ein dem Abgeordnetenhaus vorliegender Gesetzentwurf sieht nämlich
vor, daß nach dem 31.12. 04 gestellte Anträge keine Rechtswirkung
mehr haben. Der Senat begründet den Entwurf ausschließlich mit dem
Interesse des Landes Berlin an »verläßlichen Planungsdaten
hinsichtlich der künftigen Finanzierungskosten«. Was zählen
dagegen historische Verpflichtungen! Schlußstrich! Dalli-dalli! Oder
weggeblieben! Erich Dimroth Erinnerung in TupfenWalter Kaufmann war und ist für mich der »Australier« unter den DDR-Autoren, also das Gegenteil des deutschen Provinzlers: von weit her, viel gereist und dies beim Geruch von Maschinenöl und Ozean, denn meist war er nicht Passagier auf dem Oberdeck, sondern steckte dort, wo die Schiffe bewegt und verladen wurden. Daß er wegen seiner jüdischen Herkunft als Kind ins Exil gehen mußte, machte ihn der Gruppe der mit Respekt und Verehrung behandelten Emigranten zugehörig. Daß er später die DDR als Funktionär des PEN vertrat, tat dem Ruf der DDR und dem Internationalisten gleichermaßen gut. Seine Texte atmeten Welt und Abenteuer. Ein solches Leben hat das Zeug für eine interessante Autobiographie, die der Achtzigjährige jetzt vorlegt. Ein nicht nur vom Text, auch von der Gestaltung her selten schönes Buch. Walter Kaufmann verfolgt den Lebensweg seines alter ego Markus Epstein anhand der Erinnerung; nach einem Satz von Gabriel Garcia Marquez, den Kaufmann voranstellt, ist nicht das, was wir gelebt haben, das Leben, »sondern das, was wir erinnern, um davon zu erzählen«. Das ist zugleich ein strittiger Einstieg, denn Erinnerung ist bekanntlich launisch, und für jedes Alter gibt es Lieblingsstücke der Erinnerung. Den Alten rückt die Kindheit immer näher, und die Zeit, die man gemeinhin die »besten Jahre« nennt, entschwindet leicht. Ist das vielleicht der Grund, warum die DDR-Zeit im vorliegenden Buch sehr kurz kommt? Walter Kaufmann gewichtet unterschiedlich. Viel von der erst wohlbehüteten und dann zunehmend gefährdeten Kindheit ist im Gedächtnis des Autors verwahrt: Gerüche, Blumen, Bücher, Spielgefährten und Verwandte passieren Revue. So reiht sich ein Erinnerungstupfer an den anderen. Wie im pointillistischen Bild ist zwischen dem blauen und roten Tupfer etwas Luftiges – Vergessenes, Verschwundenes, zu Erahnendes. Kaufmann tupft behutsam und farbenfreudig zugleich: Exil in England, Internat, Internierung nach Australien, Soldat, Seemann; genügend soziale und politische Erfahrung, um sich zu engagieren, und reich an Sensibilität und Wortlust, um das schreibend bewältigen zu können. Der Autor baut gekonnt ältere Texte mit autobiographischem Bezug in das Buch ein. Da wird deutlich, wie professionell er die Kunst des Weglassens, das Geheimnis von Kürze und Atmo-sphäre beherrscht. Da kreuzten Frauen seinen Weg, und jede ist ein zarter Tupfer, da lernte er immer wieder Schicksale kennen, die ihn beeindruckten, über die er schrieb, und wieder atmet seine Prosa die Abenteuer der Welt und den Schmerz Verfolgter und Getretener. Walter Kaufmann weiß heute, daß er trotz aller Entbehrungen in seinem Leben großes Glück gehabt hat. Während andere Verschleppung, Ghetto, Lager, Demütigung und Tod erlitten, konnte er leben, leben lernen, sich wehren, arbeiten, kämpfen, schreiben, lieben. Ein »Echo dieses gelebten Widerstands« und zugleich leise, tiefe Freude und Dank für ein solches erfülltes Leben durchwehen das Buch. Christel Berger Walter Kaufmann: »Die Welt des Markus Epstein«, ddp goldenbogen, 322 Seiten, 19.90 Euro
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
B.s bekömmliche BedenkenVor 23 Jahren erschienen Satiren und Grotesken von Biskupek im Eulenspiegel-Band »Meldestelle für Bedenken«; es war nicht sein erstes Buch, erfreulicherweise nicht sein letztes. Der Titel ist so programmatisch wie »Veröffentlichtes Ärgernis« (1987). Dieser in Chemnitz geborene, in Rudolstadt und Berlin ansässige, seiner Reiselust wegen nicht ausgesprochen seßhafte Zeit- und Narrenzeit-Kritiker verursacht keine hier bekannten Ärgernisse. Er veröffentlicht sie, hängt sie an die verfügbaren großen und kleinen Glocken. Ein Alarm-Glöckner von Notre-Démocratie. Ob er die Ärgernisse aus der Welt schaffen kann, weiß kein Satiriker. Dem großen Karl Kraus hat ein Leben lang die Dummheit in der Presse keine Ruhe gelassen. So ließ er in seinen Polemiken dieser Dummheit keine Ruhe. Erfolg: Null. Dennoch hat er alle des Lesens Kundigen vor dem »Untergang der Welt durch schwarze Magie« gewarnt. Immerhin. Gegen Matthias Biskupek, die zweibeinige Meldestelle für Bedenken, habe ich kein Bedenken, allenfalls dies: er ist womöglich ein bißchen zu fleißig (was ich für’n bißchen ungesund halte). Indes schriebe er weniger, könnten wir uns nicht an seinem neuen geistreichen, teils heiteren, teils melancholischen Buch »Horrido, Genossen!« erfreuen. Gerade in der Epoche der systematischen Gehirn-Austrocknung (vgl. Antwort an Friede Springer, Ossietzky 8/04) ist dieses Kompendium intelligenten und fantasievoll-poetischen Humors ein trost-reiches Vademekum, das jeder von der Stickluft großer historischer Zeiten, von Medien-Mief und Phrasen-Staub bedrohte Mitmensch bei sich haben sollte. Der handliche Band mit den großartigen Vignetten von Ioan Cozacu paßt in alle Jackett- oder Handtaschen und ermöglicht jedermann, sich in Bahn-Abteilen, Warte-Zimmern aller Art, an Haltestellen, Schaufenstern oder in Museen, Theater-Foyers und Bier-Lokalen mit einer der bekömmlich kurzen Geschichten, Fabeln, Märchen, Miniaturen nachhaltig zu erfrischen. Ich nenne hier nur die guten Prosastücke »Fön«, »Eiserne Pfanne«, »Im Zuge der Zeit«, »Heimat-abend oder Fidschis Nachtgesang« und nenne absichtlich keine anderen Titel, weil die dazugehörigen Texte wahrscheinlich noch besser sind. Lothar Kusche Matthias Biskupek: »Horrido, Genossen!«, Eulenspiegel Verlag, 144 Seiten, 7,90 Euro
Press-Kohl»Die Geschichte vom kleinen Muck, der erste DEFA-Film in Farbe«, verriet die Berliner Zeitung, »erlebte bei seiner Uraufführung 1953 mehr als 13 Millionen Zuschauer und wurde der erfolgreichste deutsche Kinderfilm.« Natürlich erlebte nicht der Film die Zuschauer, sondern die Zuschauer erlebten den Film. Aber immerhin: Mehr als 13 Millionen Menschen waren bei der Premiere dabei! Wußten Sie, daß es in der DDR ein dermaßen großes Kino gab? Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 10/2004 |
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