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daß die amerikanische Invasion weder etwas mit dem »Krieg gegen
den Terrorismus« zu tun hat noch mit den Massenvernichtungswaffen oder
mit den Verbrechen des Saddam Hussein und auch nicht mit Demokratie. Das ist
stichhaltig bewiesen und dokumentiert und kürzlich noch einmal bezeugt
worden von Die Bushleute sind Ölmänner. Unter den Leuten des Big-Money, die beiden Bushs – sen. und jun. – ins Weiße Haus verhalfen, spielten die Ölmänner eine führende Rolle. Sie entschieden, daß das amerikanische Imperium seine Hände auf die großen Ölreserven des Irak legen und eine dauerhafte militärische Basis inmitten der Ölregion errichten müsse, und zwar zwischen dem Öl des Kaspischen Meeres und dem Öl des Persisch-Arabischen Golfes. Die fanatischen Neo-Konservativen, die meisten von ihnen erklärte Zionisten des rechten Flügels, fügten diesem Ziel noch ein anderes hinzu: Die irakische Bedrohung gegen Israel soll eliminiert werden, bevor Israel auch von der syrischen und iranischen Bedrohung befreit wird. Dies war aber ein sekundäres Ziel, auf das sich die amerikanische Politik nicht eingelassen hätte ohne den entscheidenden Einfluß Dick Cheneys und der anderen, die Bush an der Leine halten und mit ihm danach strebten, über den größten Teil des Erdölvorkommens der Erde die amerikanische Kontrolle zu errichten. Dies Ziel ist erreicht worden. Der Irak wurde erobert. 135 000 US-Soldaten halten das Besatzungsregime aufrecht – mit ihnen die Truppen der Satellitenstaaten wie Polen, Ukraine, Britannien, El Salvador, Italien und Spanien. Ein kleiner (nicht sehr intelligenter) Beamter, der sich großartig »L. Paul Bremer III.« nennt, ist Gouverneur der neuen Kolonie geworden. Er beabsichtigt, die Herrschaft an die von ihm selbst ernannte irakische Regierung abzugeben – die Herrschaft über die Müllabfuhr und die Krankenhäuser, aber bestimmt nicht über die wirklich wichtigen Funktionen, die alle von amerikanischen »Beratern« kontrolliert werden. Zu diesem Zweck wird in Bagdad die größte US-Botschaft der Welt errichtet, für mehr als 3000 Angestellte, die streng darüber wachen sollen, wie das Land administriert wird – in jeder Hinsicht. Das erinnert an das Vichy-Regime des Marschalls Pétain in Frankreich (1940-44). Die Irakis selbst wird es an die britisch-kolonialen Machtstrukturen in ihrem Lande erinnern, die sich eines arabischen »Königs« bedienten. Soweit es nach den Amerikanern geht, soll das eine Dauereinrichtung sein. Nicht für ein Jahr, nicht für zwei Jahre, sondern für Jahrzehnte, so wie die israelische Besatzung in den palästinensischen Gebieten. Aber im Gegensatz zu den Israelis nennen sie das »Nation Building« und »Errichtung der ersten Demokratie in der arabischen Welt«. George Orwell hätte sein Vergnügen daran gehabt! Ein kleiner Faktor wurde übersehen: das irakische Volk. Man kann ja nicht an alles denken, oder? Als der bewaffnete Widerstand begann, beruhigten sich die Amerikaner mit der Vorstellung, dies seien nur »Überbleibsel des Saddam-Regimes« oder »Terroristen« oder ausländische Agenten von Osama bin Laden. Keinem anderen Kolonialregime fällt es so schwer wie den Amerikanern, die einfachste Tatsache der Welt zuzugeben: daß ein besetztes Volk gegen seinen Besatzer aufsteht. Und wirklich, worüber sollen sich die Irakis beschweren, nachdem die idealistischen Amerikaner sie allein aus der Güte ihres Herzens von dem üblen Saddam befreit haben? Jetzt denken die Amerikaner darüber nach, ob mehr Truppen ins Land geholt werden sollen. Die Politiker fragen die Generäle: Wie viele Soldaten sind nötig, um den Irak zu kontrollieren? Und die Generäle überlegen allen Ernstes: 10 000 mehr? 20 000 mehr? Wenn es eine seriöse Person unter ihnen gäbe, hätte sie geantwortet: »Auch 500 000 sind nicht genug. Wenn sich ein ganzes Volk erhebt, sind ausländische Soldaten hilflos.« Die Amerikaner hatten sich darauf eingestellt, daß die Sunniten unzufrieden sein würden, die den irakischen Staat seit seiner Gründung durch die Briten nach dem 1. Weltkrieg beherrscht haben und nun ihre Vorherrschaft verlieren. Aber die Schiiten? Ihnen soll doch in der von den Amerikanern aufzubauenden »Demokratie« der größte Anteil der Macht zufallen. Aber die Schiiten wollen keine »Macht« in einem Land erhalten, das besetzt bleibt. Es war noch vor dem Krieg, als wir warnten (oh nein, ich werde mich nicht noch ein drittes Mal zitieren!), daß es beinahe unmöglich sei, drei einander feindlich gesinnte Völker in einem Staat zu halten: die Sunniten, die Schiiten und die Kurden. Das stimmt bis heute. Aber vielleicht geschieht jetzt ein Wunder: Schiiten und Sunniten schließen sich gegen die Besatzung zusammen. Wer weiß, vielleicht wird der allgemeine Kampf zum ersten Mal eine irakische Nation zusammenschweißen, einen blutigen Bürgerkrieg verhindern. Hoffentlich! Nun sind die Amerikaner in der Falle ihres eigenen Handelns gefangen. Sogar, wenn sie den Irak verlassen wollten (und das wollen sie bestimmt nicht), könnten sie es gar nicht. Wie ein hebräisches Sprichwort sagt: »Sie können es weder herunterschlucken noch ausspucken.« Es gibt überhaupt nichts, was sie tun könnten. Sie werden immer mehr in den Sumpf geraten, töten und getötet werden, zerstören und zerstört werden – mit immer größerer Brutalität: ein neues Vietnam, diesmal in der Wüste. Wenn man die stündlichen Nachrichten von Al Dschasira hört, ist es schwierig, zwischen unseren israelischen Soldaten in Ramallah und den amerikanischen in Falludscha zu unterscheiden. Was uns widerfährt, wird ihnen widerfahren, nur in einem noch größeren Ausmaß. Wie wird diese Ähnlichkeit auf Bush und sein Volk wirken? Sie könnten sagen: Ein Sumpf ist genug. Laßt uns aus dem einen herausgehen! Laßt uns Scharon zwingen, endlich mit den Palästinensern ein Abkommen zu schließen. Aber Bush und die Bushmänner könnten auch sagen: Wenn wir Scharon so ähnlich sind, dann laßt uns ihn noch fester umarmen. Mit solch einer Reaktion würde Bush seinen wohlverdienten Platz im »Marsch der Torheit Nr.2« finden. Es könnte sogar sein, daß die beiden Herren dann das Vergnügen hätten, die Bühne gemeinsam zu verlassen. Aus dem Englischen übersetzt von Ellen Rohlfs, vom Verfasser autorisiert
Erschienen in Ossietzky 8/2004 |
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