Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Fünf Schritte zuvielWalter Kaufmann Damals, im zweiundsiebziger Jahr, nach dem Freispruch der Angela Davis, die wegen des vorgeblichen Besitzes der Mordwaffe nicht bloß der Beihilfe zum Mord, sondern – so wollte es das Gesetz – tatsächlich des Mordes an einem kalifornischen Richter angeklagt gewesen war, blieben mein Reporterkollege Hal Burton und ich am Ort des Geschehens. Da war noch ein Knoten zu lösen: Baby Bill Conroy war zu befragen, ein schwarzer Boxer, schwer vorbestraft, der ein Zellennachbar des angeblich auf der Flucht aus dem Gefängnis San Quentin erschossenen Geliebten der Angela Davis gewesen war. Dem Stadtplan folgend gelangte ich nach Sunnyside, einer den Weißen vorbehaltenen vornehmen Gegend San Josés, auch die Straße mit der Villa ließ sich mühelos finden, wo der Boxer seit seiner Entlassung untergekommen war – hier untergekommen, tatsächlich. Was mich arg gewundert hätte, wäre mir nicht zugetragen worden, daß eben dieser Boxer Leibwächter und Liebhaber der Millionärstochter Belitha Baxter geworden war und darum seine Tage hier verbringen durfte. Töchter der Superreichen, so zeigte es sich einmal mehr, überkamen zuweilen die abenteuerlichsten Anwandlungen. Nichts regte sich auf dem Grundstück. Tief hinten im Garten die weiße Villa wirkte verlassen. Auch nach meinem dritten Läuten blieb die Sprechanlage stumm. Schon wollte ich an der Klinke rütteln, da flog die Tür der Villa auf. Ein Schwarzer in rotem Jogginganzug drängte ins Freie, breitschultrig, massig, mit kahlem rundem Kopf, und lief federnden Schritts über den Kiesweg zum Tor. »Wer zum Teufel sind Sie, und was wollen Sie?« »Baby Bill Conroy?« fragte ich. Der Boxer bestätigte das und wollte, barsch wie zuvor, mein Anliegen erfahren. Ich setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber, als ich jäh in die Mündung einer Pistole blickte. »Je schneller Sie kehrt machen, desto gesünder für Sie«, hörte ich den Mann raunen. »Immer wieder schnüffelt da wer, und dann erkrankt er plötzlich – kapieren Sie das?« Ich begriff das sehr wohl, ging rückwärts zum Wagen, behielt den Mann sogar beim Wegfahren im Auge und sah, daß er noch immer die Pistole auf mich gerichtet hielt und erst kehrt machte, als ich gewendet hatte und in der Richtung verschwand, aus der ich gekommen war. Am Abend sprang mich von der ersten Seite des Evening Chronicle eine Schlagzeile an: »Los Angeles Reporter Hal Burton in San José lebensgefährlich angeschossen – schwarzer Täter auf der Flucht!« Mir war, als bohrte sich ein schriller Laut durch den Schädel. Meine Hände, in der ich die Zeitung hielt, zitterten, das Gedruckte verschwamm vor meinen Augen, während ich mir vorstellte, was mir hätte passieren können. »Newsman critically wounded.« Hal Burton mußte nicht bloß zum Tor, sondern bis in den Vorgarten der Villa vorgedrungen sein – fünf Schritte zuviel.
Erschienen in Ossietzky 5/2004 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |