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in Luft aufgelöst. Aber auch die Lösungen, die danach gefunden wurden
(Dawesplan, Youngplan), änderten nichts an diesem Widerspruch zwischen
Realwirtschaft und Da die Vereinigten Staaten eine offensive Exportpolitik betrieben und zugleich ihren großen Binnenmarkt mit den höchsten Zollbarrieren der Geschichte abriegelten, gerieten auch ihre ehemaligen Alliierten in zusätzliche Kalamitäten: Wie sollte jemand seine Schulden abzahlen, wenn er Exporterlöse nur schwer erzielen konnte und außerstande war, zu einer positiven Handelsbilanz mit den USA zu gelangen? Erst wenn wir die rücksichtslose Ausnutzung ihrer Gläubigerposition hinzunehmen, wird die Zwangslage, in die die USA die Weltwirtschaft brachten, ganz deutlich. Zudem waren die USA nicht zur Währungskooperation bereit, auch nicht unter Roosevelt. Wegen der geschwächten Wirtschaftskraft Englands war das Pfund als Leitwährung nicht mehr zu halten. 1931 gab daher die Bank von England den Goldstandard auf, und das Pfund wurde abgewertet. Da viele Staaten in Zahlungsschwierigkeiten waren, versuchten sie nun auch, sich durch Abwertung ihrer Währungen zu helfen. Es kam zu einem Abwertungswettlauf. Der Völkerbund wollte die Notbremse ziehen und machte 1932 den Vorschlag, durch eine Weltwirtschaftskonferenz zur internationalen Zusammenarbeit zurückzufinden. Die Hoffnungen richteten sich nun besonders auf die USA mit ihrem starken Dollar. Die Konferenz fand im Juni/Juli 1933 in London statt. Aber sie scheiterte. Zum einen, weil die USA schon vor der Konferenz ihre Währung ebenfalls abwerteten, obwohl sie eine positive Zahlungsbilanz hatten. Zum anderen, weil Roosevelt eingriff und die Konferenz platzen ließ. In einer Botschaft verlangte er provokativ, statt künstlich an den Wechselkursen herumzuexperimentieren, müsse zunächst jede Nation ihre eigene Wirtschaft in Ordnung bringen. In gleicher Richtung dachte auch die neue deutsche Regierung. So äußerte Hitlers Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht im Völkischen Beobachter vom 14.7.1933, er sei dem amerikanischen Präsidenten ausgesprochen dankbar, denn der vertrete im Grundsatz »denselben Gedanken, den Hitler und Mussolini zur Tat gemacht« hätten: »Nehmt euer Wirtschaftsschicksal selbst in die Hand, und ihr helft nicht nur euch, sondern der ganzen Welt.« So wird die Schlußfolgerung unabweislich, daß die USA eine umfassende Verantwortung für die Weltwirtschaftskrise trugen, nicht nur handels-, sondern auch finanz- und währungspolitisch. Die weltgeschichtliche Konstellation im Gefolge dieser Krise begünstigte den Griff des deutschen Nationalsozialismus und des japanischen Militarismus nach der Macht. Es folgte der Zweite Weltkrieg. Nach dessen Ende waren es die USA, denen (zunächst noch eingeschränkt durch die UdSSR) die globale Hegemonie wie von selbst zufiel. Edelbert Richter gehörte als Vertreter der SPD-Bundestagsfraktion der Enquetekommission »Globalisierung der Weltwirtschaft« an.
Erschienen in Ossietzky 4/2004 |
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