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für die Rentenpolitik verändert haben. Der Systemwechsel begann mit
der »Riester-Reform«, die eine neue Logik in die Alterssicherung
einführte, gegen die Prinzi- Wem dieser Systemwechsel nutzt, läßt sich eindeutig feststellen: Er kommt finanziell den Arbeitgebern zugute und verschafft zugleich der Finanzwirtschaft ein großes Geschäftsfeld. Der Kapitalseite werden Beiträge zur öffentlichen sozialen Sicherung erspart, und der Risikokapitalmarkt wird mit Privatvorsorgeprämien gemästet. Die ArbeitnehmerInnen hingegen müssen zusätzlich zu ihren Beiträgen für die gesetzliche Rentenversicherung erhebliche neue Privatvorsorgekosten übernehmen. Die so entstehenden Lasten treffen besonders die nachfolgenden Generationen, zu deren Gunsten angeblich der ganze Systemwechsel ins Werk gesetzt wird. Und die Benachteiligung von Frauen im Rentensystem wird vertieft. Um diesen Umbruch als unvermeidlich zu legitimieren, bemühen seine Planer und Propagandisten unablässig den Mythos Demographie, als läge da das Hauptproblem. Damit lenken sie immer wieder von der wirtschaftspolitischen Verantwortung für die Massenarbeitslosigkeit ab, die der wichtigste Grund für die Einnahmeschwäche der Sozialkassen ist. Und sie verschweigen dabei, daß auch private Versicherungsgesellschaften nicht unabhängig von der demographischen Entwicklung sind. Eine kapitalgedeckte Altersversorgung kann demographisch bedingte Finanzierungsprobleme nicht beheben, fügt aber neue Risiken hinzu: die der spekulativen Finanzmärkte. Aus den demographischen Prognosen ist ein ständig behaupteter »Sachzwang« zum Systemwechsel bei der Rente nicht herzuleiten – die umlagefinanzierte und öffentliche Rentenversicherung könnte durchaus Bestand haben, wenn auf der Einnahmeseite reformiert würde: Höhere Einkommen, große Vermögen und profitable Unternehmen müßten zur Finanzierung herangezogen, der Trend zur »Solidaritätsflucht« müßte gestoppt werden. Die rot-grüne Rentenpolitik geht genau in die Gegenrichtung. Sie stellt sich in den Dienst einer Umverteilung von unten nach oben, die schon seit längerem läuft und eine der Ursachen für die Finanzkrise aller Sozialversicherungen ist. Zu Gunsten der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen schrumpft der Anteil der Einkünfte aus Arbeitnehmertätigkeit am Volkseinkommen stetig. Infolgedessen sinkt das Beitragsaufkommen der Sozialversicherungen, deren Finanzbasis immer schmaler wird. Das so entstandene Problem wird durch die rot-grüne Rentenpolitik (und würde durch eine Rentenpolitik, wie sie Union und FDP im Sinne haben) nicht gelöst, sondern verschärft, was wiederum den Vorwand liefern kann, die Privatisierung der Rente noch zügiger zu betreiben. Naturgesetzlich bestimmt ist diese Entwicklung nicht. Alternativen sind möglich, realisierbar freilich nur mit einer starken sozialen Bewegung. Wie werden nun die Gewerkschaften agieren? Bei der »Riester-Reform« haben sich ihre Vorstände erbärmlich verhalten. Werden sie jetzt begreifen, daß in der Rentenpolitik nicht »Sachzwänge« zu vollstrecken sind, sondern ein Umverteilungskonflikt auszutragen ist? Plausible Vorschläge, wie ein solidarisches und Altersarmut verhinderndes Rentensystem gesichert werden kann, liegen vor: Der Gesetzgeber müßte Versicherungspflicht und Beitragsbemessung nach oben hin öffnen, auch das Vermögenseinkommen der Versicherten zur Beitragszahlung heranziehen und Unternehmen nach Maßgabe ihrer Wertschöpfung beitragspflichtig machen. Der Staat müßte zwar weiterhin Zuschüsse leisten, wodurch er aber nicht in Bedrängnis käme, wenn er eine andere Steuerpolitik betreiben würde – eine solche, die dem Verfassungsgrundsatz von der Sozialpflichtigkeit des Eigentums wieder Geltung verschaffen will. Es ist nicht die Demographie, die einer solchen Politik im Wege steht.
Erschienen in Ossietzky 4/2004 |
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