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hindert, sie zu Alfred Polgar (1875-1955) Immer wird es Eskimos geben, die den Eingeborenen von Bel-
Das Schloß Bellevue im Berliner Tiergarten, Sitz des deutschen Bundespräsidenten, soll, wie erzählt wird, mittlerweile etwas baufällig geworden sein. Abgesehen davon, daß auch die deutschen Bundespräsidenten selbst im Lauf der Zeit einen leicht baufälligen Eindruck machen, wundert einen der Zustand ihrer Gebäude nicht allzu sehr, denn diese werden, im Gegensatz zu den Herren Präsidenten, vielleicht doch überdurchschnittlich beansprucht. Es kommt oft Besuch, und es finden Empfänge statt, was häufiges Hin- und Herschieben des Mobiliars, Zusammen- und Aufrollen der Teppiche und dergleichen erforderlich macht. Werden solche Maßnahmen nicht immer von gelernten Innenausstattern praktiziert, sondern (man denke an die Plazierung größerer Kristallvasen) mitunter auch von Sicherheitsbeamten durchgeführt, so ist dies ohne eine gewisse Gefährdung der Bausubstanz fast unmöglich. Die Schadennahme wird auch durch andere Vorgänge begünstigt, die hier nicht aufgezählt, sondern nur durch wenige Beispiele angedeutet werden sollen. Teilweises Verschütten hochprozentiger Getränke, wie sie beim Empfang von Persönlichkeiten aus dem irischen oder skandinavischen Bereich angeboten werden, dient nicht direkt zur Pflege der Auslegware. Die Gemahlin eines früheren Bundespräsidenten pflegte im Amtssitz ihres Ehegatten regelmäßige Kochkurse und -Seminare (unter Verwendung scharfkantiger Rinderknochen sowie quellfreudiger Hülsenfrüchte) zu veranstalten, obwohl ein Bellevue doch kein Maggi-Studio sein kann und soll. Schließlich erfuhr die Öffentlichkeit von der liebenswerten Marotte eines der letzten Würdenträger des Tiergartens, bei den entspannenden Spaziergängen durch sein Schloß (in absoluter gedanklicher Konzentration auf die Probleme der Welt-Kontinente einschließlich der arktischen und antarktischen Zonen sowie der dänischen Insel Hyllekrog) zuweilen die eine oder andere Bodenvase umzuwerfen. So hieß es denn, der Bundespräsident müsse bis zum Ende der langwierigen Bellevue-Renovierung ein anderes Schloß beziehen: Berlin-Niederschönhausen. Das Objekt wurde indes für ungepflegt befunden, was auch trainierte Demagogen unmöglich dem DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck zum Vorwurf machen konnten, der dort residiert hatte, bevor er im Alter von 84 Jahren am 7.9.1960 in Berlin starb. Mittlerweile soll ein neuer Bundespräsident ernannt werden. Kein Mensch weiß warum und wo man den einquartieren soll. Unsere amerikanischen Freunde können keinen Rat geben, weil in den USA kein Bundespräsident existiert. Auch W. Putin kann nicht helfen, weil Rußland ohne einen solchen staatlichen Grüß-Emil nach wie vor auskommt; nicht mal der legendäre Fürst und Dorfgestalter Potemkin war russischer Bundespräsident. Wer also soll hierzulande künftig die Reden halten, die keiner hören will, und die Orden verteilen, die man so gern verlegt, aus seinem Autofenster winken, einmal im Jahr (falls es auf seiner Wiese nicht regnet) mit ihm unbekannten Kindern Würstchen essen und ähnlichen demokratischen Pflichten obliegen? Pfarrer Schorlemmer? General Schönbohm? Alfred Biolek kommt, weil er überall Sosen kochen würde, nicht in Frage. Lothar Berfelde alias Charlotte von Mahlsdorf ist leider verstorben. Jopi Heesters? Fräulein Knatterfeld? (Zu intellektuell.) Graf Koks-Rexrodt? (Dito.) Auch Schäuble ist im Gespräch. Wer mag den vorgeschlagen haben? (Er sich selber.) Wir haben hier ein schwieriges Problem. Der gesuchte Mensch soll seriös wirken, Manieren haben, sich in der Öffentlichkeit bewegen, Reden halten und alles einweihen können. Gar nicht so einfach: alles einzuweihen! Daher schlage ich für das hohe Amt den vielseitigen und erfolgreichen Berliner Unternehmer Hans Wall vor, der beispielsweise die von ihm erfundenen und produzierten mustergültigen öffentlichen Bedürfnisanstalten ganz zweifellos besser, sachkundiger und eleganter einweihen könnte als irgendein historischer Bundespräsident. Denn von Toiletten versteht Herr Wall wirklich was.
Erschienen in Ossietzky 2/2004 |
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