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Wenige Tage später einigte man sich auf die Städte New York, Los Angeles, Chicago und Las Vegas als Terrorziele. Die Medien berichteten, Polizisten würden sogar unter die Autos schauen, um Bomben zu finden. Die Kontrollen auf den Flughäfen würden drastisch verstärkt, um die Bevölkerung vor dem Schlimmsten zu bewahren. Auf allen Kanälen wurden die US-Bürger von morgens bis abends darauf eingeschworen, daß der nächste Anschlag kurz bevorstehe – aber jeder habe, vorsichtig, zur Arbeit zu gehen und dürfe auch auf Weihnachtseinkäufe bitte nicht verzichten. Alles andere wäre ein Abweichen vom American Way of Life, würde also den Terroristen in die Hände spielen. Aber entgegen den Ankündigungen änderte sich an den Kontrollen auf den Flughäfen und den Straßen wenig. Pech hatten vor allem die Franzosen. Kurz vor Weihnachten wurden Flüge der Air France von Paris in die USA storniert, weil die US-Behörden Terroristen an Bord vermuteten. Es kam auch eine Erfolgsmeldung: Wenige Tage zuvor sei die Sprengung einer Brücke vereitelt worden. Sicherheitsorgane hätten einen Funkspruch aufgezeichnet, wo ein Terrorist gesagt habe: »Das »Wetter ist zu heiß«, was soviel bedeutet habe wie »Die Sicherheitsvorkehrungen sind zu gut«. Die Terroristen hätten die Sprengung dann abgeblasen. Viele US-Bürger blieben aus Angst über Weihnachten zu Hause, sagten Flüge zu ihren Kindern oder Eltern ab. Die Attentate blieben aus. Dank der Umsicht der Bush-Regierung und der Geheimdienste, so die Medien, sei es wieder einmal gelungen, größeren Schaden von den USA abzuwenden, Und so fühlten sich denn auch große Teile der Bevölkerung »protected«, die Administration konnte wieder einmal punkten. Das Time Magazine wählte die Person des Jahres: den amerikanischen Soldaten. Auch ohne tatsächliche Anschläge funktioniert die Gehirnwäsche mit Orange Alert. Dank 11.9.2001. Seit diesem Datum konnte sich die Außen- und Innenpolitik der USA in vorher unvorstellbarer Weise entwickeln, konnten zwei Staaten besetzt und weitere unter Druck gesetzt werden. Wer den USA im Wege steht, landet auf der »Achse des Bösen«. In den USA selbst wird mit Hilfe der Homeland Security und des Patriot Act die eigene Bevölkerung in Schach gehalten. Aber auch in der Bundesrepublik Deutschland hat sich die Administration ein großes Stück von den »Vorteilen« einer ständigen Terrorgefahr abgeschnitten. Ob Umstrukturierung der Bundeswehr zur international – vielleicht aber auch im Inland – agierenden Eingreiftruppe oder weitere Gesetzesänderungen zur »Inneren Sicherheit«, die Begründungen hatten immer etwas mit der Terrorabwehr und dem 11. September zu tun, und auch hier wurde versucht, selbst nicht vorhandenen Terrorismus politisch zu instrumentalisieren. Immerhin beschränkten sich die Sicherheitsorgane in Deutschland während der Festtage auf Einzelobjekte als mögliche Anschlagziele. Kurzfristig wurde das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg als Ziel des Terrorismus auserkoren. Im Gegensatz zur Kampagne in den USA könnten solche kleinen Inszenierungen länger im Programm bleiben. In den USA hat der Wahlkampf begonnen. Die Präsidentschaftskandidaten müssen nicht über Bildung- oder Sozialpolitik reden, sondern wetteifern mit Aussagen über das Vorgehen gegen Al Qaida, wer auch immer sich dahinter verbirgt. Die Suche nach Bin Laden wurde nebenbei offiziell eingestellt, auf der FBI-Homepage war sowieso nie in Verbindung mit den Anschlägen am 11. September nach ihm gefahndet worden. Lauter Ungereimtheiten und Widersprüche. Zum Beispiel blieb ungeklärt, warum die gesamte Flugsicherheit ausgerechnet am 11. September 2001 erlahmte. Bücher mit kritischen Fragen zum Thema gibt es in den USA immer noch nicht. Doch die Fragen werden lauter, nachdem Angehörige von Opfern die Annahme der Entschädigungssumme abgelehnt haben und stattdessen die Aufklärung der Hintergründe des 11. September verlangen. Vom 26. bis 28. März 2004 soll eine internationale Tagung der 9/11-Kritiker in San Francisco stattfinden und zur Einrichtung einer internationalen Untersuchungskommission aufgerufen werden. Am dritten Jahrestag will George W. Bush die heiße Wahlkampfphase am Ground Zero ausrufen. Der Präsident, der als »Waschlappen« galt, wurde durch den 11. September zur Führungspersönlichkeit, und er baut auch bei seiner Wiederwahl ganz auf den Terror. Die nächste Sicherheitsstufe ist Red Alert. Dann dürfen die US-Bürger nur noch mit Zustimmung des Präsidenten die Straße betreten.
Erschienen in Ossietzky 2/2004 |
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