Zweiwochenschrift
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Dieter Hundt, Politikmanager . Als Präsident der deutschen
Arbeitgeberverbände wiedergewählt, haben Sie die Geschäftsziele
der Deutschland-AG noch einmal herausgestellt: Die Sozialleistungen und die
Unternehmenssteuern müßten weiter reduziert werden, so wie es die
Bundesregierung auftragsgemäß bereits begonnen habe. Und endlich
müsse der gewerkschaftliche Einfluß auf Tarifverträge beseitigt
werden, am besten durch freiwilligen Verzicht der Arbeitnehmerorganisationen.
Sollte es nicht bald dazu kommen, müsse aber »per Gesetz gehandelt
werden wir können nicht warten, bis sich der letzte gewerkschaftliche
Blockierer bewegt«. Wer es noch nicht wußte, weiß nun, wo
darüber entschieden wird, wann Gesetze gemacht werden und welche. Für
Ihre Offenherzigkeit ist Ihnen zu danken.
Vorwärts -Redaktion. »Der
Parteitag hat Ja gesagt. Ja zur Agenda 2010«, berichten Sie den Mitgliedern
der SPD, die allesamt Ihr Magazin ins Haus bekommen. Die wußten das aber
vermutlich schon, und deshalb berichten Sie über Details. »Michael
Sommer betrug sich in Bochum sehr diplomatisch und brav. Er sei nicht gekommen,
um der SPD zu sagen, was sie tun oder lassen soll, sagte er«, so stellt
es der belgische Sozialdemokrat Lode Willems dar, den Sie darüber schreiben
lassen. Ein vorbildliches Verhalten des DGB-Vorsitzenden. Den Sozialdemokraten,
die noch an der Politi des Kanzlers zweifeln, geben Sie so zu verstehen: Aus
der DGB-Zentrale ist nichts Widerständiges zu erwarten.
Angela Merkel, Ruckpolitikerin . Den Delegierten Ihres
Parteitages hatten Sie zu erklären, weshalb die Kopfpauschale als Zahlung
für die Krankenversicherung, die Roman Herzog in Ihrem Auftrag propagierte,
dem sozialen Auftrag einer christlichen Partei gerecht werde: »Die Gesundheit
jedes einzelnen Menschen ist uns gleich viel wert. Deswegen sollen die Kosten
für die Gesundheit des Chefs und die für die Gesundheit der Sekretärin
auch gleich hoch sein. Ansonsten wäre es eine Zwei-Klassen-Medizin.« Dieses
Argument legt eine Konsequenz nahe: Weil die Kosten im Krankheitsfall, medizinische
Versorgungsgleichheit unterstellt, aus einer dem niedrigen Gehalt der Sekretärin
angemessenen Kopfpauschale kaum zu bezahlen sein werden, muß das Einkommen
der Sekretärin dem des Chefs angeglichen werden. Schluß also mit
dem Zweiklasseneinkommensgefüge, damit alle das Gleiche für ihre
Gesundheit tun können. Zum Tagesspiegel haben Sie neulich gesagt,
Sie seien »ein bereicherndes Element für die deutsche Politik, so
wie die deutsche Einheit uns insgesamt bereichert« habe. Das bestätigt
sich auf überraschende Weise.
Florian Gerster, Modernisierer, Nürnberg . Schon wieder
mäkeln Medien an Ihnen herum, weil Sie in Ihrem Amtsbereich gerade für
22 Millionen Euro neue Dienstwagen bestellt haben. Ihnen geschieht Unrecht,
denn erstens brauchen innovative MitarbeiterInnen flotte Automobile, und zweitens
betreiben Sie doch aktive Wirtschaftspolitik. Die Bayerischen Motorenwerke
müssen bei Laune gehalten werden, wer weiß, ob sie sonst nicht nach
China umsiedeln.
Alfred (»Ginger«) Fleischhacker, Berlin. Sie
feiern Ihren 80. Geburtstag mit einer großen Familie und vielen Freunden.
Als 15jähriger sind Sie mit einem Kindertransport aus Deutschland nach
England geflüchtet. Sie ahnten, daß Sie Ihre Eltern nie wiedersehen
würden, die dann über französische Internierungslager in die
Gaskammer von Auschwitz kamen. Trotzdem sind Sie nach dem Krieg, in dem Sie
wegen Ihrer deutschen Herkunft in Kanada interniert waren, nach Deutschland
zurückgekehrt, mit einer großen Hoffnung: auf ein friedliches, sozialistisches
Land. Sie wurden Journalist in der DDR, arbeiteten beim Deutschlandsender,
gingen als Korrespondent nach Bonn und behielten ihre Lebenshoffnung auch nach
dem Anschluß an die BRD. Einer der schönsten Tage Ihres Lebens war
der 8. Mai 19 45: Auf dem Trafalgar Square in London feierten Sie mit einer
riesigen Menge tanzender, lachender, glücklicher Menschen das Ende des
Krieges und verlobten sich mit Ihrer Freundin Lisl Wenger, die später
auch an Ihrer journalistischen Arbeit großen Anteil hatte. Die Ossietzky -Redaktion
gratuliert ihrem Mitarbeiter.
Erschienen in Ossietzky 25/2003
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