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Vor Nacht wurde es total anders für Eduard Schewardnadse. Am frühen Morgen war er noch Präsident von Georgien. Nachts war er gestürzt und von seinen Verbindungen zur Mafia ebenso abgeschnitten wie von seinen Geldgebern wer weiß wo in der Welt. Kluge Füchse sorgen vor: Letztes Jahr hatte er sich »über eine holländische Firma« das Haus von Chantal Grundig in Baden-Baden beschafft, für elf Millionen Euro. Die Villa hat 900 Quadratmeter Wohnfläche, das Grundstück ist 30 000 Quadratmeter groß und wird schwer bewacht. Georgien ist während Schewardnadses Herrschaft zu einem der ärmsten Länder Asiens geworden. Aber noch kommt er nicht, er hat noch andere Eisen in seinem Feuer und andere Villen in seinem Besitz: »Obwohl ich Deutschland sehr liebe, meine Heimat ist Georgien, und der bin ich es schuldig, hier zu bleiben.« Naja, was er ihr schuldig ist, läßt sich kaum ausrechnen, ein hübsches Stück davon steht in Deutschland. In Baden-Baden gibt es Wetten, daß er doch bald kommt. Schröders Sprecher Bela Anda hat ihn im Namen der Bundesregierung schon willkommen geheißen: »Er hat sich in seinen fünf Jahren als sowjetischer Außenminister große Verdienste erworben und die Wiedervereinigung Deutschlands mit ermöglicht.« Richtig, was sich der »kaukasische Fuchs« (so nennen ihn Landsleute) Anfang Dezember 1989 erworben hat, war sicher mehr wert als eine Grundig-Villa in Baden-Baden. Damals mußte man Schewardnadse mit allen Mitteln von seinem Widerstand gegen Helmut Kohls Forderung nach einer Kapitulation der Russen vor den bundesdeutschen Ansprüchen auf den Staat DDR abbringen. Schewardnadse tobte: »Nicht einmal Hitler hat sich derartiges erlaubt.« Später setzte er seine Unterschrift unter die Kapitulationsurkunde. Ganz ohne Gegenleistung? Oder sind damals Millionen geflossen? Wenn es so ist, ist es ein Staatsgeheimnis. Aber kein Geheimnis ist, daß der arme Feldscher Eduard Schewardnadse, der nicht einmal die mittlere Reife geschafft hatte, zu einem reichen Mann geworden ist, einem sehr reichen. Immer war er an Transaktionen beteiligt, die nach schwarzem Geld stinken: Als sowjetischer Außenminister schenkte er dem US-amerikanischen Außenminister James Baker 50 000 Quadratkilometer Land am Ochotskischen Meer – ohne offizielle US-Gegenleistungen. Der Moskauer Generalstaatsanwalt wurde vom Parlament beauftragt, gegen Schewardnadse ein Verfahren wegen Amtsmißbrauchs einzuleiten – nichts geschah. In seiner Zeit als georgischer Präsident versorgte er amerikanische Ölfirmen mit Lizenzen zum Bau einer Pipeline quer durchs Land zur Türkei – fließt da nur Öl oder auch Geld? Das wohlhabende Georgien versank in Schulden, das Durchschnittseinkommen fiel auf zwölf Euro im Monat, die Rente auf sieben. Wer immer ihn gestürzt hat, weil man ihn nicht mehr brauchte, die Amerikaner, die Russen, die Mafia, natürlich auch das eigene Volk, der arme Mann aus dem Kaukasus geht als Krösus aus dem Land. Und wird in Deutschland begrüßt wie ein alter Verbündeter. Matthias Wissmann, der Ludwigsburger CDU-Abgeordnete und frühere Bundesverkehrsminister, erklärte: »Politische Treue beweist sich dann, wenn ein alter Freund am Boden liegt.« Wie heißen sie noch, die früheren afrikanischen Präsidenten und Diktatoren, die von ihren goldenen Thronen in ihre französischen Schlösser flüchteten?
Erschienen in Ossietzky 25/2003 |
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