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Alle Beteiligten waren Amerikaner: nicht nur die CIA-Leute, die den Coup eingefädelt hatten, und die preußischbrutalen Militärs, die ihn exekutierten, sondern auch Salvador Allende – für mich einer der größten Amerikaner überhaupt –, der an diesem 11. September 1973 ermordet wurde. Der Buch-Titel ist so kindisch wie die immer wieder mal zu hörende dpa-Meldung, Einwohner von Santiago oder Mexico-Stadt hätten »antiamerikanische« Demonstrationen veranstaltet. Davon abgesehen, die zwölf guten Gründe, »Antiamerikaner« zu sein, sollten wir Deutschen erst einmal für uns selbst buchstabieren. Erster Grund der Autoren für ihren »Antiamerikanismus«: Die USA sind eine »Gesellschaft der Gewalt – Rambo wütet im Innern.« Sind unsere Naziskins in den »nationalbefreiten Zonen« des Anschlußgebiets sanfte Lämmer? Zweiter Grund: »Verfassungsputsch – Patriot Act hebelt Bürgerrechte aus«. Und unser sozialdemokratischer Super-Kanther Schily ist ein getreuer Hüter unserer Verfassung? So geht es weiter vom »Raubbau an der Natur«, den es bei uns nicht gibt, über die »Diktatur des Dollars« – schon vergessen, daß wir nach unserem dritten Angriffskrieg gegen Jugoslawien in Teilen des Landes die DM als Zahlungsmittel einführten? Und daß heute unser Euro nicht nur Europa beherrscht und den Dollar in die Enge treibt? Bis zum zwölften Grund: die von den Autoren in den USA diagnostizierte »Zersetzung der Vernunft« – die haben wir samt Verstand längst beim ZDF abgeben mit seiner Knopp&Piep-Show zur Ermittlung der »größten Deutschen«. Dieses Buch, soweit es belegt ist, kann als nützliche Materialsammlung brauchbar sein für all das, was wir am Bush-System und seinen Thinktanks zu kritisieren haben. Doch wenn Langthaler und Pirker plötzlich die »Intifada« preisen als »Symbol der Unzerstörbarkeit des Widerstandes gegen den amerikanischen Imperialismus und seine lokale Stütze, den Zionismus«, dann möchte ich darüber nicht die Juden vergessen, die Auschwitz entkamen und nun erleben, wie ihre Kinder von Selbstmordattentätern in die Luft gesprengt werden. Man kann und muß leider Israels Politik kritisieren, aber wir Deutschen, deren Land Heydrich und Himmler hervorgebracht hat, müssen dabei nicht das Maul am weitesten aufreißen. Auch nicht die beiden Österreicher Wilhelm Langthaler und Werner Pirker, aus deren Land wir Hitler und Eichmann importieren konnten. Doch sie spucken Töne wie die Deutsche Nationalzeitung , wenn sie auf Seite 134 über Daniel Goldhagen schreiben: »Es ist vor allem das dem deutschen Faschismus unterstellte ›kollektivistische Element‹, das ihn und die Seinen erschaudern läßt…« Und die Seinen? Die übrig gebliebene jüdische Sippschaft? Oder was sonst? * Unter den Amerikanern, die ich mag, ist auch mindestens einer aus den USA. Michael Moore ist laut, er ist rabiat, richtig amerikanisch. Aber er ist gegen Bush und seine Denkpanzer. Er, der mit seinen Büchern an der Spitze der US-Bestsellerliste steht, hat die Doktrin verkündet, daß nur die Länder bombardiert werden dürfen, die von den US-Bürgern auf der Landkarte gefunden werden können. Wenn sich diese Moore-Doktrin durchsetzt, haben wir – bei gleichbleibendem Bildungssystem in den USA – endlich den ewigen Frieden. Ich mag Michael Moore vor allem deshalb, weil er mit uns schimpft: »Welche Entschuldigung habt ihr ?« fragt er in seinem Vorwort zur deutschen Ausgabe seines neuen Buches »Volle Deckung Mr. Bush« (Piper Verlag, 316 Seiten, 12,90 €). Moore: »Warum habt ihr euren Regierungen im Lauf der Jahre gestattet, immer mehr von dem sozialen Netz wegzuschnippeln, das ihr uns vorausgehabt habt? Ihr Deutschen habt doch immer gesagt: ›Wir sind füreinander verantwortlich.‹ Deshalb gab es bei euch die Krankenversorgung, die Ausbildung und überhaupt alles, was alle brauchen, umsonst. Aber jetzt wird das alles immer weniger. Es ist, als ob ihr euch in uns verwandelt, in ein Volk, das glaubt, daß die Reichen immer reicher werden müßten und alle anderen ihnen den Arsch küssen sollten.« Und diesen Amerikaner, der mir das sagt, soll ich hassen? Ihm küß ich glatt die Backe. Mit Michael Moore befassen sich auch die »Kreuzberger Notizen« am Ende dieses Heftes.
Erschienen in Ossietzky 24/2003 |
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