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Ensemble spielte in der Berliner Parochialkirche »Boris Godunow«
von Alexander Puschkin. Man kennt den Stoff durch die gleichnamige Oper von
Mussorgsky, dessen starke Musik man auch hier an den entsprechenden Stellen
zu hören glaubte. Das Stück erscheint kaum je auf der deutschen Bühne,
ich sah es vor Jahrzehnten in einer stark historisierenden, kostümüberladenen
Inszenierung im Moskauer Maly. Jetzt das Gegenteil: ein ziegelroh ausgebauter
Kirchenraum, fahles Licht, nur wenige Versatzstücke und Requisiten auf
einer beidseitig von Zuschauern einsehbaren podestartigen Bühne, gute Schauspieler,
die sich aber in einem schmalspurigen Regiekonzept kam entfalten konnten. Das
um das Jahr 1600 spielende Stück, das von Machtkämpfen um den Zarenthron
handelt, war auf den dünnen Faden einer kleinen Idee gespannt. Boris (Alexander
Feklistow) und alle andern liefen in schäbigem Zivil umher, heutig, wenn
auch nicht modern. Basmanow sah wie ein Sowjetmarschall aus, mit Ordensklunkern
behängt, fast operettenhaft. Die polnischen wie russischen Soldaten kamen
wie GI’s, man konnte kaum unterscheiden, welcher Armee sie angehörten.
Und alle rauchten, meist Zigaretten, die sie mit Zündhölzern oder
Feuerzeugen anbrannten. Vom Schwertkampf ist im Dialog die Rede, da knallten
die Soldaten mit ihren Pistolen herum. Der Gottesnarr trägt einen Stahlhelm
von heute. Am polnischen Königshof, der für seine Etikette berühmt
war, geht es laut und vulgär zu. Hofadlige stehen vor dem Zaren mit den
Händen in den Hosentaschen, er tut dann dasselbe. Und man trinkt Wodka,
die bekannten Sorten von heute. Und so weiter … Wie originell!
Ward dort das Leiden des Volkes gezeigt, mußte in »The Dragon’s
Trilogy« des Franko-Kanadiers Robert Lepage (geb. 1957) der Zuschauer
leiden, vor allem der Kritiker, primär an Steiß und Wirbelsäule.
Man saß sechs Stunden lang (mit Pausen zwar) auf harten Stühlen auf
der Bühne des Theaters in der Berliner Schaperstraße, um entsetzliche
Banalitäten zu ahnen. Es war fast dunkel auf der Szene, Vorgänge waren
schwer zu erkennen. Zudem spielte man in Englisch, Französisch und Chinesisch,
und nicht jeder versteht alle drei Sprachen. Für mich klang es wie ein
Hörspiel auf einem gestörten Sender.
Erschienen in Ossietzky 22/2003 |
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