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Vertreter der Film- und Fernsehunternehmen mit Angehörigen des Pentagon zusammen und gründeten das "Komitee Hollywood 9/11" zum Zwecke kontinuierlicher Zusammenarbeit. Kriegsfilme waren auch schon zuvor als dual-use-Produkte militärisch-film industrieller Kooperation entstanden: "Top Gun" (1986) wurde von der US Navy, "Air Force One" (1997) von der US Air Force nachbearbeitet, d.h. die Produzenten gingen auf Änderungswünsche des Pentagon ein. Den Start von "Top Gun" nutzte die US Navy zur Rekrutenanwerbung direkt in den Foyers großer Kinos. Philip Nemy warb für sein Projekt "Armageddon" (1998) in einem Bettelbrief an das Pentagon: Er wolle in dem Film "das Können, die Führungsstärke und den Heroismus des amerikanischen Militärs verdeutlichen". Die Zusammenarbeit ziviler und militärische Akteure hat seit den Anschlägen auf das World Trade Center zugenommen. In relativ kurzer Zeit erschienen das Vietnam-Epos "Wir waren Helden", das Kriegsgefangenendrama "Das Tribunal", die Somalia-Tragödie "Black Hawk Down", das Pazifikschlachtmelodram "Windtalkers" und das Nuklearbombendrama "Der Anschlag". Für letzteren Film stellte das Pentagon mehrere F16-Bomber, einen Flugzeugträger mit 80 Flugzeugen und 5000 Mann Besatzung, eine fliegende Kommandozentrale in einer umgebauten Boeing 747 sowie ein Heer an Beratern bereit. Jerry Bruckheimer, der als Produzent schon für seine Filme "Top Gun" und "Pearl Harbour" die Unterstützung der Regierung gefunden hatte, konnte auch "Black Hawk Down" mit Hilfe des Department of Defense produzieren. Politische und ökonomische Motive und Kontexte der US-Militärintervention in Somalia, bei der Tausende Somalis und 19 US-Amerikaner getötet wurden, wurden ausgeblendet. Stattdessen ist der Film ein Plädoyer für männliche Opferbereitschaft, die den Tod nicht abwehrt, sondern akzeptiert und ihm heroische Bedeutungen zuweist. Die von Regierungsvertretern offen formulierten Ziele militärisch-filmindu strieller Zusammenarbeit (Rekrutenwerbung, Imagearbeit für das Militär und Vorbereitung der Volksseele auf tote Gis) sind aber auch anders zu erreichen als mit aufwendig hergestellten Hollywood-Filmen: billiger und schneller mit "Military Soaps". Für die Produktion der Reality-TV-Seifenoper "Profiles from the Front Line" in Afghanistan erhielten Jerry Bruckheimer und Bertram van Munster von den US-Streitkräften jegliche Unterstützung. Die Serie ist eine keimfrei gemachte Version des Krieges. Durch Soldatinnen, die zugleich Erziehungsaufgaben wahrnehmen, werden Krieg und Militär unterhaltsam für die ganze Familie. Zur medialen Bewirtschaftung der Heimatfront gehört auch das ebenfalls vom Pentagon unterstützte "Military Diaries Project" des Kabelsenders VH1. Grundlage dieser visuellen "Tagebücher" sind die Kamera-Aufnahmen von Laien: Etwa 60 GIs erhielten digitale Videokameras, mittels derer sie - für jeden per Mouseclick abrufbar - Belege ihrer Pflichterfüllung abliefern. Auch das deutsche Fernsehen zeigt Soldaten immer häufiger außerhalb der Nachrichtsendungen. Bis Anfang der 90er Jahre trat der deutsche Soldat nur vereinzelt auf dem Bildschirm auf. So spielte Till Schweiger mal in "Die Lindenstraße" einen Rekruten. 1994 startete die ARD "Nicht von schlechten Eltern", eine Familienserie um Marineangehörige. Seit 1997 wurden im ZDF rund 50 Folgen der Serie "Die Rettungsflieger" ausgestrahlt (mit Wiederholungen Mitte 2003), bei der die Bundeswehr mit Hubschraubern, Piloten, Beratung und Schulungen der Schauspieler geholfen hatte. Mit dem Beginn des Krieges gegen Jugoslawien und dem Einsatz von Bundeswehr-Tornados fielen die elf Folgen der Serie "Jets - Leben am Limit" (Pro 7) zusammen: Soldatische Tugenden, harte Ausbildung, treue Männerkameradschaft und die "Erotik" des Kampfjets werden dort begleitet von kernigen Sprüchen junger Kampfpiloten. Derweil spricht die Bundeswehr in ihhrem Magazin Y. zufrieden davon, daß sie auch im Medienalltag "salonfähig" geworden sei. Mit Dokumentar-Seifen opern (Doku-Soaps) schreibt man die gesellschaftliche Normalisierung des Militärischen fort: "Frauen am Ruder" (WDR) stellte das erste Ausbildungsjahr von vier Offiziersanwärterinnen an Bord des Schulschiffs "Gorch Fock" dar. Die Produktion "Feldtagebuch - Allein unter Männern" (SWR) über die Ausbildung von vier Frauen in einem Panzergrenadierbataillon stieß bei der Bundeswehr zunächst auf deutliche Kritik; unter dem sinnfälligen Titel "Attacke! Frauen ans Gewehr" wurde sie später gekürzt und mit verändertem Material nochmals ausgestrahlt. "Soldatenglück und Gottes Segen" von Ulrike Franke und Michael Loeken (Untertitel: "Über das Leben im Einsatz") ist eine erste abendfüllende Kino-Dokumentation über den Auslandseinsatz deutscher Soldaten; sie wurde auch schon mehrfach im Fernsehen ausgestrahlt. So konnte der Zuschauer vom Sofa aus KFOR-Soldaten im Kosovo Skat spielen und Schuhe putzen sehen. In der weitgehenden Simulation einer Alltagsnormalität, die den Daheimgebliebenen den Eindruck eines kalkulierbaren Risikos vermittelt, liegt die zentrale Botschaft des Films. Ergebnis einer länderübergreifenden Koproduktion zwischen dem NDR und der BBC ist die Kriegsdokusoap (branchenübliche Wortbildung) "20 Minuten bis Bagdad - an Bord des Flugzeugsträgers Abraham Lincoln". Im ARD-Programm kurz vor Beginn des Irakkriegs ausgestrahlt, führte der Film mit patriotischen Sprüchen muskulöser Soldaten und Bildern abschußbereiter Bomben vor, was die Weltmacht auch von uns erwartet. Die Namen der vier Flugzeugabsturz orte des 11.9 sind in großen Lettern auf eine Bombe geschrieben. Darunter steht schlicht: "Hijack this!". Hierzulande überlegt man noch - ein bißchen. Die "Militainment"-Analyse, die mit "Embedding" (Ossietzky 16/03) und "Militär und Popmusik (17/03) begonnen hatte, wird fortgesetzt.
Erschienen in Ossietzky 18/2003 |
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