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Die riesigen Buddhas von Bamiyan sind von den Taliban zerstört, die Museen von Kabul und Bagdad ausgeraubt. Die meisten Exponate kommen aus dem Indischen Museum in Berlin, wo sie sicher verwahrt wurden. Rückgabeforderungen? Nur von einigen uigurischen Herrschern. Aber das, was in Hamburg präsentiert wird, sei alles nicht gestohlen. Seit ihrer "Entdeckung" zu Beginn des 20. Jahrhunderts werde ein großer Teil der Kunstwerke zum ersten Mal gezeigt, schreibt der künstlerische Leiter der Ausstellung und des Bucerius-Forums, Heinz Spielmann, im Katalog. Entdeckt, ein Jahrhundert lang zugedeckt, jetzt wiederentdeckt? Ja, entdeckt von deutschen Forschern aus Berlin, Albert Grünwedel und Albert Le Coq, auf ihren Expeditionen, wodurch lt. Pressetext "die mitgebrachten Kunstwerke vermutlich vor Zerstörungen des 20. Jahrhunderts bewahrt" wurden. Also war das Heraussägen der Wandmalereien nicht und niemals räuberisch? Aber wer wird denn so fragen. Wir haben das Know-how. Und die Zusammenarbeit mit China klappe hervorragend. "Zentral war für uns, den Einfluß der Antike auf die Ausbildung der buddhistischen Kunst zu zeigen", so Professor Spielmann. Eine Auffassung, die Fragen aufwirft und schon in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Kontroversen führte. Zwischen dem Verfechter einer hellenistischen Herkunft, Alfred Foucher, und Ananda Kentish Coomaraswamy, der die indischen Ursprünge des Buddhabildes betonte. Ja, die Eroberungsfeldzüge Alexanders des Großen führten zu Kontakten der altindischen mit der hellenistisch geprägten Kultur. Spielmann beschreibt ausführlich den Austausch der philosophischen Ideen der Pythagoräer und Platos mit der Zahlen-Kosmogonie der alten Brahmanen, die in den Sutren des Buddhismus fortlebte, sowie des Veda, der um 1000 bis 800 v. Chr. geschriebenen indischen Weisheiten. Pythagoras, Plato und Buddha, ihre Zahlenmystik wird aus den gleichen Quellen gespeist. Bis weit nach Japan, bis zum großen Buddha im Todaiji-Tempel in Nara gelangten diese Lehren. Eingraviert im Sockel des Buddha Entsprechungen zu Platos Timaios-Dialogen: Buddha als Herr der Lotosblütenschatzwelt mit sieben mal sieben Sphären, dem Synonym des Universums. Im Japan-Jahr 1999 zeigte das neue Museum für Ostasiatische Kunst in Köln eine einzigartige Ausstellung nur mit Schätzen des Todaiji-Tempels in Nara. Damals kommandierte die Welt am Sonntag: "Mit Buddhas Lächeln an die Börse". Und ahnte schon: "Führt Buddhas Lächeln am Ende doch nur zum Crash?" Japan, Buddha, Börse. Und heute? Wieder WamS: "Die Wuschelfrisur auf einem steinernen Kopf Alexanders des Großen" habe offenbar "Modell gestanden für den Kopfputz eines Buddha-Kopfes aus Hadda". Hadda in der Nähe des heutigen Kabul, das Gebiet der Gandhara-Kunst. Alles hellenistisch beeinflußt? Der Kopfputz in Buddha-Darstellungen ist nur eine Asketenfrisur und hat mit Alexander nichts zu tun. In den frühesten bildlichen Darstellungen wurde Buddha nur in Form von Symbolen dargestellt. Gerieten seine Gestalt, sein Gesicht deshalb zur Projektionsfläche für griechische Vorstellungen von Schönheit? Die Ausstellung will suggerieren, daß Apollo den Buddha-Darstellungen als Vorbild diente. Und Vajrapani, spiritueller Begleiter Buddhas, Träger des Diamantszepters (nicht der Keule!), soll Herakles nachgebildet sein. Doch der Bildvergleich im Katalog überzeugt nicht. Der ehemalige Zeit-Herausgeber Helmut Schmidt, der mit seinem Wort die Katalogbenutzer auf den Weg weist, verliert sich nicht auf der Seidenstraße, er fixiert seinen Blick auf China, "immer noch - oder abermals! - eine Weltmacht". Nicht das antike China, sondern die moderne Entwicklung. Die "stürmisch" wachsende Wirtschaft, die sich in "rasantem Tempo" modernisierende Gesellschaft. Und dann "die Globalisierung fast aller Information und fast aller Technologien", die eine "sehr hilfreiche Rolle" spielt. Heute habe längst das Internet die Seidenstraße ersetzt. Gefahren? Die gibt es auch. Das Erbe des Maoismus. Aber: "China wird bei seinem neuerlichen Aufstieg in hohem Maße aus dem Ausland unterstützt." Die Skylines der großen Städte ähneln schon denen westlicher Metropolen, wie Schmidt bei verschiedenen Reisen sehen konnte. Und die Ausstellung im Bucerius-Kunst-Forum? Der Exkanzler ist da ganz sicher: "Sie lädt dazu ein, auf die Vergangenheit der Seidenstraße von Afghanistan und Pakistan bis China zu schauen und diese Vergangenheit gleichzeitig zu begreifen als eine der Voraussetzungen für den Sprung eines alten Weltreiches in die Zukunft." Der Katalog "Kunst an der Seidenstraße, Faszination Buddha" umfaßt 128 Seiten und kostet 22,80 €.
Erschienen in Ossietzky 17/2003 |
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