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Seit über zweihundert Jahren betreiben dieses Geschäft auch Literaturzeitschriften. Was dort gedruckt wird, kommt später zwischen Buchdeckel, dient der Geschmacksbildung; wer einst Schillers Horen abonnierte, stellte sich gegen "romantischen" Zeitgeist. Hängen wir die verhandelte Materie in die Niederungen der Gegenwart: Literatur-Kompendien gibt es zahlreich, von Wespennest bis Sprache im technischen Zeitalter, von neue deutsche literatur bis zu den Mitteilungsblättern diverser Dichterverehrungsgesellschaften. In einer literarisch eher kargen Provinz, im Magdeburger Raum, erscheinen nunmehr seit zehn Jahren die "Blätter für Literatur aus Sachsen-Anhalt" namens Ort der Augen. Nichts zum Herunterladen; etwas zum Blättern und sich Festlesen. Der Anspruch wird im Titel deutlich. Literatur und bildende Kunst sollen ein Podium haben. In jedem der vier Hefte pro Jahr finden sich Reproduktionen: Holzschnitt und Ölbild, Fotografie und Dokument von Aktionen, Kupferstich und Handzeichnung. Bekannte Namen, meist aus dem alten deutschen DDR-Osten, den wir hier als Ehrennamen wie "Altes Europa" verstehen: Karl-Georg Hirsch, Claus Weidensdorfer und Baldwin Zettel etwa. Aber auch die im Börde-Land lebenden Annette Groschopp, Rudolf Pötzsch und Ulrich Tarlatt werden drucktechnisch exzellent gewürdigt. Die editorischen Bemühungen des letzteren, der mit der "Edition Augenweide" und "Common Sense" deutschlandweit Akzente setzt, kamen ins Heft wie auch der längst international berühmte Olaf Wegewitz und die Titelfotos Elisabeth Heinemanns. Dies Verquicken von Kunst und Literatur ließ sich schon zu Beginn an Personen festmachen. Michael Groschopp, bibliophiler Macher und Verleger von "Edition Bleimond", stand im Impressum neben Erich-Günther Sasse, der bis heute Seele der Unternehmung ist. Sasse hatte beachtliche Romane veröffentlicht, bevor er sich zu Wendezeiten aus diesem Beruf zurückzog und seither Literatur organisiert und befördert. Als Geschäftsführer des Literaturbüros Magdeburg zählt er zu den Glücksfällen für diese Landschaft. 1999 übernahm der Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben, die Zeitschrift - die damit an Professionalität zulegte. Bis dahin hatte man nicht einmal eine ISBN-Kennung. Die Blätter sind übersichtlich, handhabbar - und manchmal auch ästhetisches Ereignis, dem Namen Ort der Augen entsprechend. Man mag diese drei Worte auch auf eine literarische Sinnlichkeit, auf Authentizität und eine reiche Phantasie beziehen. Bis auf ein Editorial hält sich der Verleger zurück - ein redaktioneller Beirat hingegen vereint seit ein paar Jahren wichtige Dichter der Bundesrepublik: zum Beispiel den Sachsen Peter Gosse, den Niedersachsen Hans-Georg Bulla und den Berliner Richard Pietraß. Wohl auch dadurch sind diese Blätter aus Sachsen-Anhalt von einer Sammlung junger landeseigener Autoren zu einer spannenden Alt-Jung- und Ost-West-Mischung geworden. Der listenreiche Braunschweiger Dichter Georg Oswald Cott steht neben dem Berliner Kunst-Essayisten Christoph Tannert, die Georg-Kaiser-Förderpreisträgerin Simone Leppert neben den Magdeburger Autoren Birgit Herkula, Dirk Bierbaß und Torsten Olle sowie dem auch gelegentlich als Ossietzky-Autor auftauchenden Oskar Ansull. Die seit DDR-Zeiten bekannten Manfred Jendryschik und Joachim Nowotny finden sich neben dem kraftvollen Dichter Wilhelm Bartsch und der französischen Vietnamesin Francoise Hàn. Bereits im ersten Heft war der inzwischen verstorbene, künstlerisch ungemein vitale Guillermo Deissler zu entdecken - im bislang jüngsten Heft kann man Gedichte von Günter Ullmann lesen oder sich ein Bild machen von Jerzy Lukosz' Gerhart-Hauptmann-Stück. Im Impressum heißt es: "Ort der Augen ist kein Geschäftsunternehmen. Eingehende Gelder dienen der Kostendeckung." Die Literatur insgesamt ist kein Geschäftsunternehmen, weil ihre Leistungen sich nicht wie beim Kaffeerösten und beim Immobilienverkaufen in Quartalszeiträumen rechnen lassen. Die Dichtergrößen Bohlen & Effenberg wollen wir ausnehmen. Auch deshalb ist folgender Satz in jedem der bislang 40 Hefte vielleicht nicht selbstverständlich, aber für eine Literaturgesellschaft nötig: "Ort der Augen erscheint mit freundlicher Unterstützung des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt." Wer nämlich Literatur und Kunst erblühen lassen will, wie es Wahlkämpfer immer versprechen, sollte sie zumindest freundlich unterstützen. Ossietzky tut dies hier durch Angabe der Internet-Bezugsadresse. Denn nicht das Internet ist der Feind der Kunst. Was zu beweisen sein wird. Ort der Augen, Jahresabo 19.50 F, Einzelpreis, 4.90 €. Herstellung und Vertrieb: Dr. Ziethen Verlag, Friedrichstraße 15 a, 39287 Oschersleben, e-Mail: dr.harry-ziethen@t-online.de
Erschienen in Ossietzky 16/2003 |
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