Kno

von Wolfgang Eckert

"Wie immer herzlich Dein Kno" - 25 Jahre lang unterschrieb er so seine Briefe und Karten an mich. Aus dem o machte er ein Gesicht: Punkt, Punkt, Nase, Strich. Der Strich war nach oben gebogen. Ein lachendes Gesicht. So, wie ich es von ihm kannte, freundlich, den Menschen zugewandt: Heinz Knobloch. Am 24. Juli 2003 starb der gebürtige Dresdner 77jährig morgens in seiner Wohnung in Berlin-Pankow. Drei Tage zuvor war er wieder einmal vom Krankenhaus zurückgebracht worden; er bat darum, endlich hier bleiben zu dürfen, bei seinen Büchern. Er wußte nun, daß alle Bemühungen um ihn vergebens waren. Vorher schrieb er mir: "Man möchte noch so vieles erleben." Aber er schrieb auch: "Macht Leben noch Freude?" Diese Frage berührte mich, denn ich wußte, wie er das Leben liebte. Und sein letzter geschriebener Satz an mich war: "So machen wir uns langsam auf die Reise."

Seine Feuilletons und Bücher sind voller Klugheiten und Lebensweisheiten, Güte und Herzenswärme; ich nenne nur "Meine liebste Mathilde", sein Buch über Rosa Luxemburgs Sekretärin Mathilde Jacob. Auch wenn er schwejkhaft Kritisches sagte, hatte er immer ein verstehendes Lächeln dabei. Nur seine Freunde wußten, wie korrekt er war, und achteten ihn auch seines Fleißes wegen. Ein Vorbild. Für mich der beste deutsche Feuilletonist des 20. Jahrhunderts.

Erschienen in Ossietzky 16/2003