Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Magie des exekutiven Horizontsvon Lothar Kusche Jeder von uns weiß, was Magie bedeutet und wo sich der Horizont befindet. Bevor ich das Geheimnis des exekutiven Horizonts zu lüften versuche, erinnere ich mich an ein anderes Mysterium, das mir in meiner Jugend zu schaffen machte. Es war die Überschrift eines umfangreichen Artikels in der Zeitschrift Die Weltbühne; der geheimnisvolle Titel lautete: "Das Zwar-Aber der indirekten Apologetik". Vor dem Beitrag fürchtete ich mich genauso wie vor der Schlagzeile. Ich fühlte mich wie ein Kind in einem fremden Kohlenkeller ohne elektrische Beleuchtung. Statt der sorgsam gestapelten Briketts schienen mir hier philosophische Kokshaufen den Weg zu irgendeiner Erkenntnis zu versperren. Die indirekte Apologetik blieb mir fremd wie ihr seltsames Zwar-Aber. Ich las den Aufsatz nicht; seine Lektüre hätte mich sicher nicht aufgeklärt, sondern nur noch mehr verwirrt. Erst später lernte ich, vorsichtig mit Sätzen und Texten umzugehen, deren Urheberinnen und Autorinnen bedeutend weniger nachdachten als schrieben oder redeten. Das kann verschiedene Gründe haben. Man kann Redensarten ja auch spaßeshalber erfinden. Der Publizist, Schriftsteller, Dramaturg und Schauspieler Fritz Erpenbeck berichtete in seinem autobiographischen Buch "Vorhang auf" (Berlin 1964), wie Theaterleute ihrem Sprachschatz das sinnlose Wort "repunsieren" einverleibten. "...Wir begegneten einem bekannten Geschäftsmann. ›Nun, wie steht's mit Ihrer Repunsion?‹ fragt ihn Kollege M. ›Viel besser, seit ich regelmäßig Fructana-Tabletten nehme.‹ - ›Ah, Fräulein von Osterburg! Haben Sie heute früh repunsiert?‹ - ›Nein, heute nicht, dazu war mir das Wetter zu schlecht.‹ Wir rufen den Wirt: ›Repunsieren!‹ - ›Fräulein Emmi kommt gleich mit der Rechnung.‹ Und so weiter." Der französische Schauspieler und Stückeschreiber Sacha Guitry (1885-1957) hat in seinem Band "Wenn ich mich recht erinnere" einen Mann beschrieben, der so fein schwindelte, daß es schon wieder hübsch war. Solchen Leuten kann man ja nicht lange böse sein. "Onkel Edmond war ein Prachtmensch, unendlich gütig... Er war die Aufrichtigkeit und Logik in Person. Er hatte das väterliche Geschäft übernommen und handelte mit Rasierapparaten und -seifen. Wenn ihn ein Kunde fragte, ob "diese besonders gute Seife" wirklich besser sei als die übrigen, versicherte er: "Ich benutze seit dreißig Jahren keine andere." Dabei trug er einen Vollbart - aber nie ist ein Kunde auf den Gedanken gekommen, ihn darauf aufmerksam zu machen." Um endlich auf die Magie des exekutiven Horizonts zu kommen, muß ich den Außenminister Joseph Fischer erwähnen, dem ich übrigens nie etwas abkaufen würde, selbst wenn er einen Vollbart und den Namen Joschka trüge. Nicht mal Rasierseife. Unsereiner ist vorsichtig geworden. Fischer hat sich, wie M. S. Lambeck, Kolumnist der Zeitung Bild am Sonntag, mitteilte, ein schickes neues Modewort zugelegt: "Exekutiver Horizont". Lambeck vermutet, eine Angelegenheit "im exekutiven Horizont" anzuschauen, könne bedeuten, man betrachte sie "aus dem Blickwinkel der Regierung". Na schön. Daß ein deutscher Außenminister Begriffe wie Horizont und Aspekt verwechselt, kann ja keinen Menschen überraschen. Auch bin ich nicht so naiv, Herrn Fischer ernsthaft zu fragen, warum er nicht sagt, was er meint. Er mag ja kein großes Kirchenlicht sein. Aber so dusselig, das gemeine Fußvolk über seine wirklichen Absichten ins Licht zu setzen, ist er sicher nicht.
Erschienen in Ossietzky 15/2003 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |