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Da wurde der Kölner Medienkonzern M.DuMont Schauberg 200 Jahre alt. Wie es sich gehört, erschienen neben anderen Gratulanten auch Bundespräsident, Bundeskanzler und Ministerpräsident in der Kölner Philharmonie. Und weil Konzernchef Alfred Neven DuMont nach Überzeugung seines Freundes Hans-Dietrich Genscher "ein streitbarer, ein bekennender Demokrat" ist, wurden die prominenten Gäste zur Feier des Tages mal genau so mit Lügen, Halbwahrheiten und Unterschlagen von Informationen genarrt wie sonst nur die "lieben Leser" - in einer 64 Seiten starken Jubiläumsausgabe zur Geschichte des Hauses. Auf Seite 21 der Jubiläumsausgabe rühmte sich die Lokalredaktion des Kölner Stadt-Anzeiger unter der Schlagzeile "Ein Anruf - und da haben wir den Skandal", sie habe im Zusammenhang mit dem "Milliardending Müllverbrennungsanlage" (MVA) durch "geballte Informationen" dafür gesorgt, "daß acht Wochen später in der Kölner SPD-Fraktion kein Stein mehr auf dem anderen liegt." Peter Berger, Andreas Damm und Axel Spilcker, so hieß es da, "recherchierten im Spendenskandal. Was zuerst (!) im Kölner Stadt-Anzeiger stand, wurde bundesweit zum Thema - mit Folgen für viele SPD-Politiker." Die Wahrheit, die ich bald darauf in der Kölner Obdachlosenzeitung Querkopf veröffentlichen konnte, sah anders aus: Recherchiert und schon ab Oktober 1995 Stück für Stück in alternativen Lokalblättern und im WDR zuerst veröffentlicht hatte die nun vom Stadt-Anzeiger zum SPD-Spendenskandal verniedlichte Müllkorruptionsaffäre der Kölner Publizist Werner Rügemer - zusammengefaßt und aktualisiert in seinem Buch "Colonia corrupta". Hätten, schrieb ich im Querkopf, die Stadt-Anzeiger-Redakteure Rügemers Artikel ab 1995 aufgegriffen, "wäre ihren Lesern die MVA samt der dadurch verursachten Müllgebührenerhöhung und der vergifteten Luft erspart geblieben. Vielleicht hätten sie ja gern. Sie durften aber wohl nicht. Denn einer der Schirmherren der MVA war... Alfred Neven DuMont. Der beschwerte sich beim damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau und forderte ihn auf, seine grüne Umweltministerin Bärbel Höhn zur Räson zu rufen." Nevens Begründung (er war damals gleichzeitig Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer): Höhn wolle aus politischen Gründen den Bau der MVA verhindern, sie halte sich nicht ans geltende Recht. Honoriert wurde der Verlag für Nevens MVA-Engagement durch großflächige Anzeigen der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln mbH (AVG), mit denen es der AVG gelang, Proteste der Bürgerinitiative "Müllver-meidung statt Müllverbrennung" öffentlichkeitswirksam zu kontern, vor allem weil die Lokalredaktion Kurzfassungen der Anzeigen zur eigenen unabhängigen Meinung in Berichten und Kommentaren machte. Beispiel: "Jede Bauverzögerung kostet die Gebührenzahler Millionen." Doch ausgerechnet die Stadt-Anzeiger-Redakteure bewarben sich dann um den "Wächterpreis der Tagespresse", dessen Ausschreibungskriterien lauten: "Ausgezeichnet werden Journalisten, die durch ihre Arbeit als Wächter Mißstände aufdecken und behandeln, sachfremde Einflüsse oder Einflußversuche auf die Presse abwehren und damit der verfassungspolitischen Funktion der Tagespresse im besonderem Maße entsprechen." Das Unvorstellbare geschah: Die Juroren sprachen Nevens Stadt-Anzeiger für seine "konsequente Berichterstattung" den ersten Preis zu. Zum Wächterpreis-Laudator hatte die vom Verband Hessischer Zeitungsverleger getragene Stiftung "Freiheit der Presse" Bundesverfassungsgerichtsvizepräsident Professor Dr. Dres. h.c. Winfried Hassemer angeheuert. Zitat aus seiner Laudatio, die er unter dem ahnungslosen Titel "Die Medien - Wächter oder Verdächtige?" am 5. Mai 2003 im Frankfurter Römer hielt und in der er ausdrücklich Richter und Journalisten als Wächter in ihrer Verantwortung gleich setzte: "Das kleinste korruptive Zögern, das verzeihende oder gar einverständliche Zwinkern im Einzelfall desavouiert das Wächteramt schnurstracks und vollständig... Ein Wächter muß unerschütterlich wissen und klar sehen, was er wo anrichtet; ein Wächter, der herum tappt, weil er nicht vollständig orientiert ist, ist nicht bloß eine Witzfigur - er ist eine Gefahr. Auch die Juristen gehen, wie Sie wissen, mit dem Wächteramt um, und deshalb ist mir das alles ein bißchen vertraut." Als ich von all dem erfuhr, mailte ich der Jury, bestehend aus Prof. Kurt Sonth eimer, Chefredakteur i.R. Roderich Reifenrath (Frankfurter Rundschau), Chefredakteur Roland Hof (Darmstädter Echo), Herausgeber Herrmann Rudolph (Tagesspiegel) und Verleger Laurent Fischer (Nordbayerischer-Kurier), sowie dem Laudator und der Stiftung meine Informationen über die Preisträger zu. Stiftungsgeschäftsführer Ohnesorge bat um Beweise und bekam sie, doch Jury-Vorsitzender Sontheimer gab mir telefonisch zu verstehen: "Deshalb können wir den Preis doch nicht zurückverlangen." Soll es dabei bleiben? Seit Februar liegt dem Deutschen Presserat eine Beschwerde von mir über Nevens Boulevardblatt Express vor. Das hatte zum Jahrestag in einer Extra-Ausgabe "Als Köln braun wurde" die Nazi-Vergangenheit des Verlages frech in eine Verfolgung durch die Nazis umgefälscht. Eher am Rande war ich in der Beschwerde auch auf das in der Jubiläumsausgabe behauptete Aufdecken des MVA-Skandals eingegangen. Mal abwarten, was der Beschwerdeausschuß des Presserats in seiner Juli-Sitzung dazu sagen wird und ob, wenn er sich zu einer öffentlichen Rüge durchringen sollte, der hessische Verlegerverband, Sontheimer und seine Jury-Kollegen dann doch noch einmal darüber nachdenken werden, ob sie nicht die 12.000 Euro Preisgeld von Nevens Redakteuren zurückverlangen und an Werner Rügemer weiterreichen sollen. Werner Rügemer: "Colonia corrupta", Verlag Westfälisches Dampfboot, 12 €., Peter Kleinert: "Ein publizistisches Sicherheitsrisiko" auf VHS-Cassette bei peter.kleinert@werk.de, 25 €
Erschienen in Ossietzky 13/2003 |
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