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Über vieles andere ist man sich dagegen schon einig geworden, vor allem über Militäreinsätze, und diese Einigkeit umfaßt als dritten Partner die Politiker – eine leibhaftige Dreieinigkeit, die man auf dem Kirchentag wird besichtigen können. Die Kirchen rechtfertigten den Einsatz deutscher Soldaten im völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg, und der zuständige Minister Scharping erhielt dafür in Stuttgart 1999 vom Kirchentagspublikum großen Beifall. Sie sorgten dafür, daß es zu dem Streubombenkrieg in Afghanistan »eine breite Zustimmung gegeben« hat (so der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron) – und sie waren sich auch vor dem jüngsten Krieg gegen den Irak mit der Politiker-Klasse einig: Dieser Krieg sei abzulehnen. Das hatte die Friedensbewegung schon lange gewußt und im Mai 2002 lautstark bekundet bei der großen Demonstration gegen den Bush-Auftritt in Bundestag. Dem Kanzler war diese Einsicht erst Anfang August 2002, aber noch rechtzeitig für den Wahlkampf, gekommen und bald darauf auch den Oberen der Kirchen in Deutschland. Sie gaben dann zahlreiche Friedenserklärungen heraus – wobei sie sich immer streng an den Rahmen hielten, den die Politik vorgegeben hatte. Sie mieden zum Beispiel die Frage, ob es nicht der Beihilfe zum Angriffskrieg gleichkomme, wenn US-Kriegsflugzeuge von Deutschland aus operieren konnten, wenn deutsche Soldaten mit Awacs-Maschinen das Kriegsgebiet auskundschafteten und wenn die deutschen ABC-Spürpanzer in Kuwait sowie die deutschen Kriegsschiffe am Horn von Afrika stationiert blieben. In diesem Rahmen hielt sich auch Militärbischof Hartmut Löwe, als er verkündete: »Es gibt keine Gründe zur Rechtfertigung des Irak-Krieges.« Er wußte: Beim nächsten Krieg kann das schon wieder ganz anders sein. Wenn nämlich wieder einmal die Interessen Deutschlands am Hindukusch oder sonstwo auf der Welt gemäß den alten oder neuen »Verteidigungspolitischen Richtlinien« verteidigt werden müssen, dann wird auch sein Amt gefragt sein. Nach Auffassung des Verteidigungsministeriums ist nämlich »die Unterstützung der Kirche für die Auslandseinsätze der Bundeswehr von Bedeutung« (Staatssekretärin Brigitte Schulte), » der Beistand des Seelsorgers unerläßlich« (Minister Peter Struck) – und deshalb werden sich auch Gründe für Kriegseinsätze finden lassen. Dafür gibt es als »Orientierungspunkt« die kirchenoffizielle, jetzt allseits geschätzte »ultima ratio«-Theorie (festgeschrieben in mehreren Verlautbarungen der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie im katholischen Hirtenbrief »Gerechter Friede« vom Herbst 2000), wonach »militärische Gewalt« (sprich: Krieg) in Konfliktfällen immer eine »Handlungsoption« ist. Diese Theorie lagerte in der Waffenkammer kirchlicher Dogmen schon seit der Zeit des römischen Kaisers Konstantin. Für die vielen Kriege wurde sie immer wieder nachgeschliffen. Über die protestantische »Augsburger Konfession« (1530) wurde sie sogar zu einem Bekenntnis, auf das bis zum heutigen Tage jeder angehende Pfarrer verpflichtet (»ordiniert«) wird: daß nämlich »Christen ohne Sünde Übeltäter mit dem Schwert bestrafen, rechtmäßig Kriege führen und in ihnen mitstreiten können. Hiermit werden verdammt die Lehren, daß das oben Angezeigte unchristlich sei.« Seit 1948 kümmerte die »ultima ratio«-Theorie allerdings dahin; damals hatte die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam nach den Erfahrungen des 2. Weltkrieges bekannt: »Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.« Nach der »Wende« 1989/90 aber wurde der Wille Gottes wieder korrigiert, die Theorie vom unausweichlichen Krieg feierte Auferstehung. Dieses Wunder ereignete sich vor allem in der Militärseelsorge, deren Ansehen wie das der Soldaten nach Aussagen des Militärbischofs seitdem gestiegen ist. Deshalb haben nun alle östlichen Landeskirchen entgegen ihren früheren Ankündigungen dem »Militärseelsorgevertrag« von 1957 zugestimmt. Damit ist die gesamte protestantische Kirche – ähnlich wie die katholische durch das »Reichskonkordat« von 1933, den »Hitler-Pius-Pakt« – an die Militärpolitik der Bundesrepublik fest und ohne Kündigungsklausel gebunden. Von den Kirchen haben die kriegsbereiten Politiker keinen prinzipiellen Widerstand zu erwarten. Bleibt eine bescheidene Anfrage an die Militärseelsorge in Kabul: Wie wird das 5. Gebot (»Du sollst nicht töten!«) den etwa 100 KSK-SoldatInnen ausgelegt, die an der Seite der amerikanischen Freunde Gegner »in ihren Erdlöchern ausräuchern« (G. W. Bush lt. Das Parlament, 39/01) sollen?
Erschienen in Ossietzky 11/2003 |
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