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einer seit Anfang März geltenden Vorschrift zum Promilletest in die Sprechstunde
des Medizinischen Dienstes gebeten. Bei mehr als 0,5 Promille wird ihm für
diesen Tag das Arbeitslosengeld entzogen: wegen Arbeitsunfähigkeit. Denn
»ein Arbeitssuchender muß ständig verfügbar sein«,
wie der stellvertretende Leiter des Arbeitsamts die Leser der Lübecker
Nachrichten wissen ließ. Eine neue Sprachregelvon Arno Klönne Wenn Rentnern, Arbeitslosen und Kranken die Leistungen gekürzt werden,
und zwar mit dem Argument, es fehle in den öffentlichen Kassen an Geld,
dann kann man gelegentlich auf den Gedanken kommen, vielleicht müßten
auch einmal die Wohlhabenden zur Finanzierung des Gemeinwohls herangezogen werden
– zum Beispiel durch Besteuerung von Aktiengewinnen. Aber gibt es überhaupt
reiche Leute? Dietrich Austermann, haushaltspolitischer Sprecher der Union im
Bundestag, und sein Kollege Michael Meister, finanzpolitischer Sprecher derselben
Fraktion, haben zu dieser Debatte einen semantischen Beitrag geliefert: Sie
sprachen, Besteuerungsforderungen abwehrend, von »sogenannten Reichen«.
Diese Verfahrensweise ließe sich ausweiten. Wenn jeder weiß, daß
es nur »sogenannte Arbeitslose«, »sogenannte Invaliden«,
»sogenannte Kranke« gibt, dann sind alle sogenannten Probleme gelöst.
Marja Winken Die Trendkurvevon Henner Reitmeier läßt sich Frühjahr für Frühjahr im Heft Topics der
Münchener Rück mustern, des größten Rückversicherungsunternehmens
der Welt. Sie zeigt die Dichte und Durchschlagskraft von Naturkatastrophen.
Seit rund 25 Jahren steigt sie steil an, entsprechend der Fieberkurve unsres
Planeten, also der unaufhaltsamen Erwärmung der Erdatmosphäre. Eine
Trendwende sei nicht in Sicht, resümieren die Münchener AnalytikerInnen
in ihrem jüngsten Jahresrückblick. »Es ist vielmehr zu befürchten,
daß sich die negativen Auswirkungen der Klimaänderung immer stärker
ausprägen, gerade auch in Form extremer Wettersituationen. Das abgelaufene
Naturkatastrophenjahr hat wieder einen Vorgeschmack geliefert.« AnwohnerInnen
von Mulde und Elbe wissen Bescheid. Propagandasprachevon Hajo Kahlke Während der vergangenen Wochen habe ich in der Kriegsberichterstattung
von Fernsehen und Radio vielleicht fünfzigmal das Wort »Diktator«
gehört, aber keinmal das Wort »Aggressor«. Die angegriffene
Seite – auf sie, nicht auf den großen Weltdiktator war der Begriff
gemünzt – wurde in aller Schärfe charakterisiert, die Angreiferseite
hingegen mit aller verschleiernden Nachsicht. Von »Koalitionstruppen«
war da die Rede, und »Koalition« klang nach einer ordnungsgemäß
gebildeten Regierung, nach legaler Staatsgewalt, obwohl doch fremde Truppen
rechtswidrig in den Irak eingedrungen waren. Oder man sprach von den »Alliierten«,
ein Wort, das an die Normandie 1944 und an die Brücke von Torgau denken
ließ, an den Verteidigungskrieg gegen Hitler-Deutschland – die neue
Realität jedoch ist ein Eroberungs- und Unterwerfungskrieg der USA, ein
häßlicher Kolonialkrieg des 21. Jahrhunderts. Warum sagen sie statt
»Alliierte« nicht wenigstens Angreifer, wenn sie sich schon nicht
trauen, das deutlichere Wort Aggressoren in den Mund zu nehmen? Werbefeldzugvon Peter Söhren Vielen weltbekannten in den USA beheimateten Unternehmen geht es gar nicht gut. Sogar der Coca-Cola-Konzern hat in den letzten Jahren die Hälfte seines Aktienwertes verloren. Da sind neue Marktstrategien gefragt. Die Wirtschaftsredaktion der Welt am Sonntag zeigt sich beeindruckt: Dem Firmenchef von Coca-Cola ist ein Deal mit dem Pentagon gelungen, so daß die US-Sol-daten im Irak dieses Getränk stets zur Verfügung haben und es auch der Be völkerung des besetzten Landes nahebringen können – im präventiven Schlag gegen die Konkurrenz Mecca-Cola. Auch andere US-Firmen sind Geschäftspartner und zugleich Sponsoren der US-Armee im Irak: Burger King, Walt Disney, AOL Time Warner zum Beispiel. »Krieg wird als Reality-Action-Event vermarktet«, schreibt die Zeitung, »er bietet eine außerordentlich preis wert eingekaufte Werbezeit und hohe Aufmerksamkeit.« Patriotismus nützt, wie sich zeigt, nicht nur dem Öl- und dem Waffengeschäft.
Militärtempovon P.S. Der US-amerikanische Kriegsminister Donald Rumsfeld ließ sich durch seinen
Freund und Berater Newt Gingrich als Schrittmacher der Geschichte feiern und
zugleich allen Zögerern und Zauderern (auch in der US-Administration) einen
Seitenhieb erteilen: »Die vergangenen sieben Monate bestanden aus sechs
Monaten diplomatischen Versagens und einem Monat militärischen Erfolges.«
Erschienen in Ossietzky 9/2003 |
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