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Drei Liedermacher
Zum Geburtstag erhält man gewöhnlich Geschenke von lieben Freunden
und guten Bekannten. Mancher jedoch leistet es sich, aus dem gleichen Anlaß
Freunden und Bekannten selber etwas zu schenken.
Das geschah im Juni 2002, als der Alt-Barde Hannes Wader in seiner Heimatstadt
Bielefeld zu seinem 60. Geburtstag ein Konzert gab. Er gab es nicht allein.
Zwei seiner Freunde waren nicht nur als Gratulanten, sondern auch als Akteure
beteiligt. Das Konzert wurde mitgeschnitten und ist nun auf zwei CD zu hören
– mit Titeln und Texten, die keineswegs nur Geburtstagsstimmung wiedergeben.
Zumeist sind es Erinnerungen an die Jahre, in denen die Karrieren der Liedermacher
begannen. An stürmische Zeiten, die erste Liebe, hochfliegende Träume
wie an die kleinen Freuden der Jugend, die noch immer die Gegenwart der Sänger
mitbestimmen. Das trotzige »Bella Ciao« gehört ebenso dazu
wie das Lied vom 51er Kapitän oder eben das von den stürmischen Zeiten,
mein Schatz. Reinhard Meys »Diplomatenjagd« und »Ein Stück
Musik, von Hand gemacht« bilden dazu die kontrapunktische Ergänzung
ebenso wie seine bekannt zungenbrecherischen Texte gegenüber den ruhig
daherkommenden Waders oder den so zarten wie kraftvoll tönenden Konstantin
Weckers. Dessen nicht so sehr von Geburtstag und Rückbesinnung bestimmte
Lieder gehören zu den Höhepunkten beider CD. »Sage nein!«
und vor allem der fast neun Minuten dauernde Monolog mit dem Gefährten
am Anti-Stammtisch (»Willy 4«) geraten zu Aufrufen an Jung und Alt,
sich der Manipulation und dem Mainstream zu verweigern. Die unüberhörbaren
Publikumsreaktionen klingen hoffnungerweckend. Und das wiederholte sich bei
der großen Friedensdemonstration in Berlin am 15. Februar, als die drei
Liedermacher wieder gemeinsam auftraten.
Kürzlich, als Konstantin Wecker einen leidenschaftlichen Vortrag von Eugen
Drewermann zum aktuellen Thema Krieg und Frieden in der für die vielen
Gäste fast zu kleinen Pfarrkirche im Berliner Ortsteil Pankow mit seiner
Musik ergänzte, war die Wirkung zu spüren, die von seinen Texten,
seiner Musik und seiner Interpretationskraft ausgeht. Auch, wenn er diesmal
den Ruf aus dem Publikum nach Willy nicht erfüllen wollte. Diesen Text,
Monate vor dem US-amerikanischen Krieg gegen den Irak entstanden und seither
an jedem Tag wahrer geworden, erhält man mit der CD. Joachim Bennewitz
»Mey Wader Wecker – Das Konzert«, Verlag
pläne, Dortmund, Doppel-CD, 122.41 min., 19.90 Euro
Erschienen in Ossietzky 9/2003
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