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Ein Rüstungsgigant jubelt
von Anne Rieger
Am 22. April, dem 34. Tag des Krieges gegen die Menschen im Irak, meldete
die Financial Times Deutschland einen kräftigen Kursanstieg der Aktien
von Lockheed Martin. Der US-Rüstungs gigant hatte seinen Gewinn im ersten
Quartal um 15 Prozent auf 250 Millionen Dollar gesteigert. Der Umsatz erhöhte
sich dank verstärkter Nachfrage nach Kampfflugzeugen im gleichen Zeitraum
um 18 Prozent auf 7,05 Milliarden Dollar. Das Unternehmen jubelte.
Lockheed übertraf damit die Erwartungen der Analysten, die lediglich mit
einem Umsatzplus von zehn Prozent gerechnet hatten, wie das Blatt kommentierte.
Gleichzeitig hob das Unternehmen seine Jahresprognose an. Lockheed erwartet
nun einen Gewinn zwischen 2.20 und 2.30 Dollar pro Aktie.
Die Umsatz- und Gewinnsteigerung in den vergangenen Monaten ist das Ergebnis
des größten Rüstungsauftrags, den das Pentagon je vergeben hat:
Im Oktober 2001 wurden dem zweitgrößten US-Rüstungskonzern aus
Steuergeldern 200 Milliarden Dollar für den Bau von 3000 Kampfjets F-35
zugesagt.
Die erhöhte Gewinnprognose für die kommenden Monate folgt aus dem
Kriegsausgabengesetz, mit dem der US-Präsident Mitte April seine Regierung
ermächtigen ließ, zusätzlich 79 Milliarden Dollar auszugeben.
Der Löwenanteil von 63 Milliarden Dollar fließt dem Pentagon zu.
Ein reiner Durchlauf posten, denn die Steuergelder werden direkt an Rüstungskonzerne
wie Lockheed Martin weitergeleitet.
Der Konzern »ist mit F/A-22 Kampfflugzeugen im Kriegsgebiet vertreten«
wie die Financial Times hervorhob. Solche Blätter vernebeln die Köpfe
nicht mit Phrasen von Menschenrechten, Demokratie und Sorge vor Massenvernichtungswaffen.
Offen sprechen sie aus, worum es Lockheed Martin geht: Seine Todesmaschinen
sollen sich im Kriegsgebiet wie auf einer Messe »präsentieren«
können, um internationale Käufer anzulocken.
Einige Zahlen zum Vergleich: Die 63 Milliarden Dollar für das Pentagon
sind das Zweieinhalbfache der Summe, die im Rahmen des »Food for Oil«-Programms
seit 1996 für die Lieferung von Hilfsgütern in den Irak aufgebracht
wurde (mit irakischem Öl finanziert). Sie überschreiten erheblich
den US-Bildungshaushalt, der nur 54 Milliarden Dollar beträgt.
Diese 63 Milliarden Dollar werden zusätzlich zu den früher bereits
für 2003 genehmigten 396 Milliarden Dollar des Pentagon für Rüstung,
Mord und Zerstörung verschleudert. Für den Wiederaufbau des Irak hatten
Kongreß und Senat in Washington 2,5 Milliarden Dollar bereitgestellt –
kaum mehr als ein halbes Prozent des diesjährigen Militärhaushalts.
Der Krieg selber, so gab das Pentagon am 27. Tag des Krieges bekannt, hatte
bis dahin 20 Milliarden Dollar gekostet. Mit weiteren 59 Milliarden Dollar wurde
gerechnet. So verschlang dieser Krieg mehr als das Siebenfache dessen, was die
USA im gesamten Jahr für Entwicklungshilfe ausgeben.
Die Bomben auf den Irak töteten Tausende Kinder, Männer, Frauen, Greise.
Weltweit verhungern jährlich Millionen Kinder als Opfer einer Wirtschaftspolitik,
die sich an Gewinninteressen der Rüstungskonzerne orientiert. »Ein
Pazifismus, der die Rüstungen der Staaten nicht bekämpft, ist und
bleibt ohnmächtig. Die Rüstungsindustrie ist eine der größten
Gefährdungen der Menschheit.« (Albert Einstein).
Erschienen in Ossietzky 9/2003
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