Gerhard Schröder, Verzichtskanzler.- Eine "Nullrunde" haben Sie bei der Gehaltsentwicklung Ihrer Minister angesagt. Ihre Begründung: Auf diese Weise werde die Ausgewogenheit beim notwendigen materiellen Verzicht der Deutschen demonstriert. Aber da liegt ein Berechnungsfehler vor. Den Arbeitslosen haben Sie eine Minusrunde verordnet.

Wolfgang Storz, Chefredakteur. - Die Leserinnen und Leser der Frankfurter Rundschau erfuhren von Ihnen, weshalb diese sich als linksliberal verstehende Zeitung keine Bedenken hatte, bei der von Roland Koch geführten hessischen Landesregierung um eine Bürgschaft nachzusuchen: "Die Redaktion ist sich bewußt, daß ihr Handeln unter wirtschaftlichen Zwängen eine Gratwanderung ist. Diesem Dilemma ist nicht sozusagen mit links zu entgehen." Aber vielleicht mit rechts, dann ist das Dilemma gelöst und die Gratwanderung zu Ende.

Peter Müller, Ministerpräsident des Saarlandes. - Sie fordern die Zwangskastration von Sexualstraftätern. Zur Begründung nennen Sie den Schutzanspruch der Gesellschaft. Denn, so erläutern Sie, wenn ein Täter seine abartigen Triebe nicht in den Griff bekomme, müsse zügig über "einschneidende" (!) Maßnahmen nachgedacht werden. Diese christlich-demokratische Variante der Scharia regt zum Weiterdenken an. In der Konsequenz Ihrer Argumentation müßte man Politikern, die kriminell daherreden, die Zunge abschneiden.

Gerhard> Zwerenz, Ossietzky-Autor. - Ihren Text in Heft 5 verstümmelte der Druckfehlerteufel. Aus dem elenden "Reichskriegsgericht" wurde das nicht minder elende "Reichsgericht", und Goyas Satz vom "Schlaf der Vernunft" mißriet zum "Schlag der Vernunft". Der Schlag soll ihn treffen.

Erschienen in Ossietzky 6/2003