Christoph Böhr, Vizevorsitzender der CDU. - Sie haben sich von der Reise Ihrer Parteivorsitzenden anregen lassen und eine Initiative "Ein Herz für Amerika" ins Leben gerufen. Alle Deutschen, die Bekannte, Freunde oder Verwandte in den USA haben, sollten mit diesen rasch per Telefon, Post oder E-Mail Kontakt aufnehmen und weltpolitisches Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Dieser Vorschlag gefällt uns. Da läßt sich etwas zur Unterstützung derjenigen tun, die als US-Amerikaner mit der Politik von George W. Bush nicht einverstanden sind.

Friedrich Merz, Vizevorsitzender der CDU-Fraktion. - "Wenn man einen Sumpf austrocknen will, darf man nicht die Frösche fragen" - so Ihre nicht gerade ökologisch anmutende, aber medienwirksame Spruchweisheit. Sie wollen damit sagen, wie man jetzt in Deutschland mit den Gewerkschaften umgehen soll. Was mag Sie zu dem Wortbild vom "Sumpf" angeregt haben? Vielleicht ein Erinnerungsrest an Ihren Geschichtsunterricht. In historischen Lesebüchern wird darüber berichtet, wie die Nazis am 2. Mai 1933 den Gewerkschaften ein Ende machten und wie dies damals in der Goebbelssprache genannt wurde.

Harald Schartau, SPD-Landesvorsitzender, Düsseldorf. - Auch Ihnen gefällt es nicht, wenn Gewerkschaften Einfluß auf die Politik nehmen möchten. Deshalb haben Sie erklärt: "Ich sage den Gewerkschaftern, wenn ein Sozialdemokrat wie Wolfgang Clement über den Kündigungsschutz redet, dann müßt ihr nicht gleich zum Generalstreik rüsten." Ein bißchen genauer hätten Sie sich schon ausdrücken können. Wolfgang Clement redet nämlich nicht über den Kündigungsschutz, sondern über Schritte zu dessen Abschaffung, und daß die deutschen Gewerkschaften zu einem Generalstreik rüsten, ist nicht in den wildesten Träumen vorstellbar. Interessant ist aber Ihre Begründung dafür, daß sozialdemokratische Politik bisher bestehende Arbeitnehmerrechte wegräumen soll: "Die SPD ist vom Gründungsgedanken her eine Partei, die Veränderungen will." Da steht uns also noch viel bevor.

Angelika Beer, Parteivorsitzende der Grünen. - Etwas übereifrig haben Sie ein Bekenntnis "zum Schutz der Türkei, zum Schutz der US-Stützpunkte in Deutschland und zu den Überflugrechten des US-Militärs" abgelegt und hinzugefügt: All dies dürfe man "nicht aus juristischen Gründen verweigern". Sie meinen damit, daß auf die Verfassung der Bundesrepublik in diesem Falle keine Rücksicht genommen werden soll. "Weg mit dem Scheißlegalismus" hieß das früher.

Kritiker der Berliner Skandalbanken . - Bei einer öffentlichen Anhörung, veranstaltet von der "Initiative Berliner Bankenskandal" im Kesselhaus der Kulturbrauerei, fragten Sie die anwesenden Vertreter der fünf Parteien im Abgeordnetenhaus der Hauptstadt unter anderem: Warum sitzt Klaus Landowsky nicht in Untersuchungshaft? Die Antwort ist weitaus leichter, als Sie annehmen: Lan dowsky kann sich keine Untersuchungshaft leisten. Wie Sie vielleicht wissen, werden im Zuge der allgemeinen Sparbestrebungen neuerdings auch Straf- und Untersuchungshäftlinge für Kost und Logis zur Kasse gebeten. Wovon soll der völlig verarmte Landowsky im Knast seine Erbsensuppe oder eventuell die Miete für eine zusätzliche Pritschen-Auflage (den sogenannten Zweitstrohsack) bezahlen? Sein Antrag auf Gewährung von Sozialhilfe ist immer noch nicht entschieden! Und die einzige ihm verbliebene Schlemmerei findet einmal im Monat statt, wenn sich Landowsky und sein Kampfgefährte Ebie Diepgen im Heizungskeller des Rathauses Zehlendorf heimlich auf Ebies sehr altem Spirituskocher eine Geduldsfadennudel-Tütensuppe (Marke "Satter Sauertopf") zubereiten, die sie im Dunkeln und so geräuscharm wie möglich mit einem gemeinsamen Löffel verzehren müssen.

Thomas Kuczynski, nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, Berlin. - Zu unserer Antwort an Peter Tepper (Ossietzky 3/03), der den einst von Curt Bois gewählten Buchtitel "Zu wahr, um schön zu sein" für sein neues Kabarett-Programm wiederverwendet, schreiben Sie uns: "Ungebildet wie ich bin, mußte mir für meine Rückantwort erst ein Antiquariatskatalog in die Hände fallen, in dem ›Zu wahr, um schön zu sein. Komödie in drei Akten von G. B. Shaw (Berlin 1932)‹ angeboten wird. Bois war das Stück wohl so geläufig, daß ihm ein Quellenhinweis unnötig erschien. Vielleicht wird ein Altphilologe uns belehren, daß der Titel schon den alten Griechen geläufig war." Es würde uns nicht wundern, wenn Sie dazu keinen Altphilologen brauchten. Besten Dank, daß Sie, ungebildet wie Sie sind, unsere Bildung wieder einmal ein Stück erweitert haben.

Hans Joachim Nauschütz, Schriftsteller, Frankfurt/Oder. - Auf dem Anrufbeantworter hörte der Ossietzky-Redakteur am 5. März noch Ihre Stimme, aber da lebten Sie nicht mehr. So ist diese Antwort ein Abschiedswort für einen Mitarbeiter, der noch manche Pläne für Ossietzky hatte. Auch die seit langem verabredete Führung durch sein Frankfurt wird nun nie zustande kommen.

Erschienen in Ossietzky 5/2003