Gregor Gysi, Publizist. – Ihre Beliebtheit bei deutschen Medien hat nicht darunter gelitten, daß Sie sich des Senatorenamtes in Berlin entledigten, und so lud Bild Sie zu einem Besuch und Gespräch in der Redaktion ein. Schlagzeilig gab die Zeitung daraus Ihre Aussage wieder: »Mein Alltag ohne Politik ist wunderschön.« Das ist Ihnen zu gönnen, und deshalb empfehlen wir: Belassen Sie's bei dieser Rolle, auf daß Sie auch weiterhin sein können, was Bild von der Begegnung zu berichten weiß: Sie waren »locker und entspannt«.

Thomas von der Osten-Sacken, Publizist. – LeserInnen Ihrer Beiträge u. a. in Konkret sind daran gewöhnt, daß Sie den Kritikern der gegenwärtigen Regierungspolitik der USA Antiamerikanismus vorwerfen und auf die »zivilisierende« Mission hinweisen, die George W. Bush, gewollt oder ungewollt, in der Welt ausübe. Nun ist Johan Galtung in Ihr Visier geraten, der »sogenannte Friedensforscher«, wie Sie ihn nennen. Er lehnt den Angriffskrieg und das staatliche Bombenwerfen ab und hat darüber mit Menschen aus der Bewegung der sogenannten Globalisierungsgegner gesprochen. In der Wochenzeitung Jungle World schreiben Sie: »Galtung würde sicher gern seine Erfahrungen einbringen, um die noch bestehenden geringen Differenzen zwischen Islamisten, Nazis und Attac zu beseitigen.« Jetzt wissen wir Bescheid: Eine kleine Distanz ist noch zurückzulegen, dann werden die zigtausende von Attac-Mitgliedern mit dem Koran in der Hand zum Dschihad ausschwärmen, einen Weltkrieg beginnen und Vernichtungslager einrichten... Offenbar sind Sie, was Argumentationsmuster angeht, ein Roland-Koch-Fan.

Erschienen in Ossietzky 2/2003