Katrin Lange, Marlene und Tamara. Ein Solo

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Marlene und Tamara. Ein Solo

Wer sich mit Marlene Dietrich, Antifa-Ikone, Haßobjekt der deutschen Reaktion, literarisch beschäftigt, begibt sich aufs dünne Eis der Zeitgeschichte. Peter Wittig steigt in seinem Text »Tami oder Frau Dietrich verschenkt ein Collier« tief in die Psychologie hinab. Nicht die Dietrich im Licht steht im Zentrum, sondern die Frau in ihrem Schatten: Tamara, Freundin der Diva, langjährige Geliebte des Gatten, abhängig von beiden, Opfer wohl auch, schwach, beeinflußbar, unaufhaltsam dem Untergang zutreibend.

»Tami« ist weniger ein dramatischer denn ein lyrischer Text, angereichert mit Liedern der Dietrich, Collage, Geflecht von Assoziationen: Stoff, aus dem man Träume, Albträume macht. Ein Text dieser Art, geschrieben für eine einzelne Schauspielerin/Sängerin, die vier Rollen spielt, steht und fällt mit der Qualität der Darstellerin. »Tami« steht – dank Margarete Steinhäuser, die ebenso große Kraft wie Wandlungsfähigkeit besitzt. Als Tami behauptet sie die ursprüngliche Fröhlichkeit, die sanfte Stärke der Figur, ehe sie sie der irrlichternden Auflösung ins dunkle Nichts preisgibt. Scharf setzt sie die Dietrich dagegen: harte, raue, entschlossene Töne, sie zürnt, keift, der Zuschauer darf sich mit der unglücklichen Tami klein im Angesicht einer Straßenwalze fühlen.

Und dann entpuppt sich der Text doch als einer über die Dietrich. Denn immer ist hinter Härte und Aggressivität Gefährdung zu spüren: Ganz zart, ganz klein, ganz kindlich läßt die Steinhäuser die große Diva werden, wenn sie sich an die unerfüllte Liebe zu Jean Gabin erinnert, klein, zart, kindlich wie Tami. Tami – das andere Ich der Dietrich: Zu hoch ist der Preis für den Ruhm.

Trauriges Ende einer traurigen Geschichte? Die Kraft der Darstellerin weist über den Text hinaus. Ein sehenswerter Theaterabend, nicht nur für Marlene-Dietrich-Fans. (Nächste Vorstellungen in Berlin: 26. Januar, 31. Januar, 1. und 2.Februar, jeweils 20 Uhr, im theaterforum kreuzberg, Eisenbahnstr. 21, Nähe U-Bahnhof Schlesisches Tor.)