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Er war österreichischer Botschafter in Belgrad, als er im Oktober 1998 zum Sonderbeauftragten der Europäischen Union für den Kosovo ernannt wurde. Allein schon die Wahl in eine so wichtige EU-Funktion stellte eine hohe Auszeichnung dar, doch Petritsch erfüllte diese Aufgabe in einer Weise, die ihn in den Augen der Mächtigen dieser Welt für noch weit höhere Posten qualifizierte. Sein Geniestreich hat einen schillernden Namen: UCK. Diese Organisation war erstmals 1996 in die internationalen Schlagzeilen gelangt, und zwar als Terrorbande im Kosovo, die ihre ultranationalistischen und rassistischen Ziele - ein ethnisch gesäuberter, rein albanischer Kosovo - mit Mordanschlägen verfolgte und mit Drogen- und Waffenhandel finanzierte. Auch viele Kosovo-Albaner fielen dem UCK-Terror zum Opfer; selbst der vom Westen als Balkan-Gandhi hofierte Albanerführer Ibrahim Rugova fand sich rasch auf ihren Todeslisten. So bekannt Methoden und Ziele der UCK im Westen auch waren und so sehr sie westlichen Idealen wie Rechtsstaatlichkeit, Multikulturalismus, Antiterrorismus usw. auch zuwiderlaufen mochten, so sehr liebäugelten hier nicht wenige Politiker von Anfang an mit der mordenden Bande. Die UCK-Terroristen waren nämlich Todfeinde der Serben, die im zerfallenden Jugoslawien längst als das alleinige Grundübel ausgemacht waren. Nach dem Motto Die Feinde meiner Feinde müssen meine Freunde sein gab es folglich - besonders in Österreich und Deutschland - immer auch Stimmen, die die Morde der UCK als Notwehr gegen serbischen Terror schönzureden versuchten. In den USA allerdings sah man in der UCK zunächst das, was sie war: eine terroristische Vereinigung. Doch die US-amerikanische Politik ist bekanntlich flexibel. Mal paktiert sie mit Saddam und rüstet ihn hoch, um ihn kurz darauf zum Erzfeind zu erklären; mal finanziert sie die Taliban mit Milliarden US-Dollars, um sie wenig später in Grund und Boden zu bomben. Streng nach dieser Logik verhielt sich die US-Politik auch gegenüber der UCK: Noch im Frühjahr 1998 gab Washington Slobodan Milosevic grünes Licht für die militärische Bekämpfung der UCK, kurz darauf mußte genau deshalb ganz Serbien bombardiert werden. Mehr als heute bemühten sich die USA damals, als selbsternannte Weltpolizei Bündnispartner zu finden - Partner, die mitschießen und/oder mitzahlen dürfen. Bei den NATO-Staaten und der EU, wo Hardliner (besonders wiederum in Österreich und Deutschland) schon seit 1992 Bomben auf Belgrad gefordert hatten, rannten die Amerikaner damit offene Türen ein. Und sie entdeckten die UCK, die sich als nachgerade ideale NATO-Bodentruppe anbot. Wie aber sollte man aus Terroristen Verbündete machen? Hier tritt nun Wolfgang Petritsch in die Geschichte. In seinem Buch "Kosovo-Kosova" hat er dazu folgendes notiert: "Nachdem die amerikanischen Versuche, die für den weiteren politischen Prozeß entscheidenden Personen der UCK zu identifizieren und mit ihnen Verhandlungen aufzunehmen, gescheitert waren, wurden unter der Ägide von Petritsch (er schreibt über sich in der dritten Person; K.K.) seit Sommer 1998 inoffizielle Erkundigungen über die relevanten politischen Führungspersönlichkeiten der Untergrundarmee durchgeführt. Nach einer längeren Phase der Recherche wurde die Gruppe um Hashim Thaci als die geeigneten zukünftigen Ansprechpartner identifiziert. Sowohl die EU als auch die Kontaktgruppe (die Außenminister der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Rußlands; K.K.) haben die Initiative Petritschs schließlich akzeptiert und die Notwendigkeit der Einbeziehung der UCK in den Verhandlungsprozeß als unumgänglich anerkannt." In einer Terrorbande "Führungspersönlichkeiten" zu finden, die man der Weltöffentlichkeit als Verhandlungspartner der westlichen Antiterror-Allianz präsentieren konnte, allein das war schon eine erstaunliche Leistung. Doch damit nicht genug. Denn die "Persönlichkeiten" der UCK erwiesen sich zunächst als recht problematisch. Und zwar auch dann noch, als man sie zu der für den Weltfrieden vorgeblich so wichtigen Konferenz nach Rambouillet eingeladen, mehr noch, sie dort als die Wortführer aller Albaner auserwählt hatte. Die "Friedenskonferenz" von Rambouillet war indes von vornherein nichts anderes als der Versuch, die zu diesem Zeitpunkt längst beschlossenen US-geführten NATO-Luftangriffe gegen Serbien ein wenig vom Makel der Völkerrechtswidrigkeit zu befreien. Von den Serben forderte man unter Androhung von Bombardements ultimativ die Zustimmung zu einer Lösung des Kosovo-Problems, die nach Rudolf Augstein "kein Serbe mit Schulbildung" hätte akzeptieren können und die nach Henry Kissinger schlicht absurd war. Selbst Petritsch stellte fest: "Daß NATO-Angriffe aber nur für eine Seite (die serbische; K.K.) eine Drohung darstellten und der anderen (der albanischen Seite bzw. der UCK; K.K.) unter Umständen sogar ins Kalkül passen könnten, machte dieses Friedens ultimatum zu einer strittigen und viel diskutierten Entscheidung." Trotz dieser völlig richtigen Erkenntnis spielte Petritsch das abgekartete Spiel mit, und schon vor Beginn der "Friedenskonferenz" stellte er lapidar fest: "Aber eines garantiere ich: Vor Ende April wird der Kosovo-Konflikt entweder formal gelöst sein, oder die NATO bombardiert." Bekanntlich hat Petritschs Bomben-Garantie gehalten, obwohl es in Ram bouillet zunächst ganz und gar nicht nach Wunsch des Westens lief. Die "Persönlichkeiten" der UCK verhielten sich nämlich äußerst unkooperativ - wie eine "Horde von Quasi-Autisten" (so der deutsche Botschafter Christian Pauls) -, denn sie wollten bis zuletzt nicht glauben, wie ehrlich es die NATO mit ihnen meinte. Joseph Fischer flog persönlich nach Rambouillet, um die UCK auf Linie zu bringen. Vergeblich. Selbst Madeleine Albright, die oft als rabiat dargestellte US-Außenministerin, erzielte keine Wirkung; nicht einmal, als sie den UCK-Rebellen drohte: "If you don't say 'Yes' now, there wont't be any NATO ever to help you!" Noch am Vorabend des definitiv letzten Konferenztages verweigerte die UCK ihre Zustimmung zum Ultimatum des Westens, womit dessen ausgeklügelte Bombenstrategie hinfällig geworden wäre. In dieser hochnotpeinlichen Situation schlug zum zweiten Mal eine Stunde des Wolfgang Petritsch: Er, der Entdecker der "Führungspersönlichkeiten" der UCK, wußte, daß es die NATO mit den "Ex-Terroristen" durchaus ehrlich meinte, und er wußte auch, wie man diese davon überzeugen konnte. Was weder Fischer noch Albright vermochten - Wolfgang Petritsch schaffte es. In seinen Erinnerungen an Rambouillet hält er seine einsame Leistung mit bemerkenswertem Understatement so fest: "Nach einem nächtlichen Vier-Augen-Gespräch zwischen Petritsch und Thaci wurde dieser von der Notwendigkeit überzeugt, das Abkommen im Prinzip anzunehmen ..." Damit ersparte Wolfgang Petritsch dem Westen eine schwere Blamage; und die NATO-"Luftschläge" gegen Serbien ließen sich nun als gerechtfertigt darstellen. Die Bombenangriffe lösten kein einziges Problem, kosteten aber tausende Unschuldige das Leben und beraubten Millionen auf Dauer ihrer Existenzgrundlagen - und werden doch als Erfolgsstory gefeiert. Und die UCK-Führer, pardon: Führungspersönlichkeiten erhielten, was man ihnen in Rambouillet offenbar für ihr Wohlverhalten versprochen hatte: die Macht über den Kosovo, den sie unter den Augen der NATO in ein Inferno verwandelten. Bis Heute sind dort Mord und Totschlag, Drogen-, Waffen- und Kinderhandel an der Tagesordnung, und der Rassismus ist allgegenwärtig. In dieser Epoche, in der die Mächtigen ihre Interessen mit gesetzloser Androhung von Bombenangriffen verfolgen und diese Drohungen auch in die Tat umzusetzen, scheint die öffentliche Meinung zur beliebig manipulierbaren Masse geworden zu sein. Dafür werden Politiker gebraucht, die ihr Handwerk verstehen und auf die Verlaß ist, Leute wie Wolfgang Petritsch, der kurz nach Rambouillet zum UN-Hochkommissar für Bosnien-Herzegowina bestellt wurde. Auch dort hat er seine Aufgabe erfüllt, und niemand braucht daran zu zweifeln, daß er sie als österreichischer Außenminister gleichfalls erfüllen wird. Kurt Köpruner hat sich schon in seinem Buch "Reisen in das Land der Kriege"(s. Ossietzky 23/01) mit diesem Diplomaten befaßt, der Terroristen salonfähig machte (im Internet: www.koeprunner.de).
Erschienen in Ossietzky 22/2002 |
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