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Er braucht lebensnotwendig ein Einkommen und kann weniger lange warten als der Unternehmer mit seinem laufenden Geschäftsbetrieb. Außerdem hat er in der Regel eine geringere Auswahl an möglichen Kontraktpartnern und mehr Konkurrenten. Das gilt besonders bei Massenarbeitslosigkeit. Trotz dieser strukturellen ökonomischen Nachteile des "Faktors Arbeit" haben Politiker und erst recht die Arbeitgeber offensichtlich keine Probleme, die ohnehin schwache Position der abhängig Beschäftigten noch weiter zu schwächen und damit die Ausbeutungsrate zu erhöhen. Für die Massenarbeitslosigkeit machen sie gern mangelnde Flexibilität der Arbeitskräfte verantwortlich - als könnte davon ernsthaft die Rede sein, wenn pro Jahr in Deutschland rund sechs Millionen Menschen ihren Arbeitgeber wechseln. Die Politik sollte sich vielmehr mit den Strukturproblemen und Schwächen im deutschen Management beschäftigen. Denn da mangelt es wahrlich an Flexibilität. Doch das scheint ein Tabuthema in der politischen Debatte zu sein. Das einzige, was deutschen Unternehmern und sogenannten Top-Managern - häufig nur "Nieten in Nadelstreifen", wie Günther Ogger sie nennt - zur immer wieder geforderten Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen einfällt, ist der Ruf nach Lohnkürzungen, Steuersenkungen und staatlichen Subventionen. Derartige Forderungen sind nichts anderes als der Ausdruck für ein rein repetitives Denken und nicht selten sogar für absolute Unfähigkeit. Kreative Unternehmer im Sinne des vielzitierten österreichischen Nationalökonomen Josef Schumpeter bringen ihre Unternehmen durch Innovationen nach vorne. Sie wissen - und es wird auch noch gelegentlich in Sonntagsreden zitiert -, daß man Vorsprungsgewinne und die Substanz eines Unternehmens in einer Wettbewerbswirtschaft langfristig nur sichern kann, wenn man "den Menschen in den Mittelpunkt des Unternehmens stellt" und ihn nicht nur als ein Ausbeutungsobjekt sieht. Unternehmer sollten auch wissen, daß nur die Arbeitskraft in der Lage ist, im Unternehmensprozeß einen verkaufbaren Neuwert zu schaffen, und daß es dazu motivierter Mitarbeiter bedarf, die von sich aus innovative Veränderungen anstoßen und umsetzen. Lohnzurückhaltung und staatliche Alimentierung dagegen wirken ökonomisch wie eine Prämie für innovationsfaule Unternehmen, Lohnkostenabbau mindert die Konsumnachfrage und behindert damit die Einführung neuer, besserer Produkte. Aus Untersuchungen ist hinlänglich bekannt, daß das Top-Management die meiste Zeit mit Korrespondenz, Besprechungen, Datenüberprüfungen sowie Konflikt- und Reklamationsbereinigung verbringt. So ist es nicht erstaunlich, daß Hochkreative in den Führungsetagen eine kleine Minderheit sind. Häufiger trifft man hier auf Bewahrer ohne Risikobereitschaft - theoretisch die Tugend des Unternehmers/Managers schlechthin - und nicht selten gar auf sture Bedenkenträger mit tödlicher Verwaltungsmentalität. In Managementunternehmen zählt der neue Fünfjahresvertrag für das Vorstandsmitglied oder den Geschäftsführer mehr als alles andere. Allein die "Elite-Vorstände" Breuer, jetzt Ackermann (Deutsche Bank), Schrempp (Daimler-Chrysler), Wiedeking (Porsche), Neukirchen (MGTechnologies) und Schumacher (Infineon) kassieren im Jahr zusammen 34 Millionen Euro an Einkommen. Gerade dadurch verlieren sie offenbar alle Skrupel, andere Menschen zu entlassen und berechtigte, ökonomisch notwendige Tariflohnforderungen von Gewerkschaften als "völlig überzogen" zurückzuweisen. Tausendfaches Mißmanagement - viel zu wenig thematisiert, auch nicht von den Gewerkschaften - gehört zu den Ursachen von Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Stagnation, öffentlicher Verschuldung und Sozialabbau (siehe exemplarisch den aktuellen Fall der Berliner Bankenkrise). Nicht selten entsteht es aus reinem Macht- und Prestigedenken. Das gilt auch für manche betriebswirtschaftlich irrationalen Fusionen, die sich schnell als Flops erweisen. Leidtragende sind dann nicht die Manager, sondern die Beschäftigten in den Unternehmen, die ihre Arbeitsplätze verlieren - ganz zu schweigen von der Kapitalvernichtung, der Enteignung von Anlegern. Es ist deswegen nicht verwunderlich, daß der Deutschland-Chef von McKinsey, Herbert Henzler, die viel zu wenig unternehmenden "Unternehmer" als Standortnachteil beklagt. Und dieses Urteil trifft nicht nur für Konzernmanager zu. Auch in den mittelständischen Unternehmen, die vom Eigentümer selbst gemanagt werden - oft als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gerühmt -, ist der Gewinn die alles andere verdrängende und damit entscheidende Handlungsdevise. Auch hier reduzieren sich unternehmerische Konzepte zumeist auf destruktiven Personalabbau und Kostenmanagement. Die Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren, neuer Märkte und Vertriebswege kommen nur in Ausnahmefällen als Plangröße vor. In der Regel fehlt ein betriebliches Ideenmanagement. Viele Unternehmen werden autoritär-patriarchalisch "nach Gutsherrenart" geleitet. Den Beschäftigten wird offene Information und damit jegliche wirksame Partizipation vorenthalten. Wie kann sich aber in einem Klima der Einschüchterung und Existenzangst Motivation von Mitarbeitern entfalten? Eine Betriebswirtschaft, die Beschäftigte nur als Kostenfaktoren sieht und ihre Fähigkeiten, Erfahrungen, Ideen, Interessen, Bedürfnisse mißachtet, verzichtet auf entscheidende Impulse wirtschaftlicher Entwicklung. Mit diesen schwerwiegenden Strukturproblemen sollte sich Politik beschäftigen. Als Warnsignal müßten auch Nachrichten aus den USA wirken: Mit Bilanzfälschungen und andere Betrügereien haben viele Manager versucht, unternehmerische Leistungen vorzutäuschen. Zur Zeit wird dort gegen mehr als 60 Grußunternehmen wegen Bilanzfälschung ermittelt.
Erschienen in Ossietzky 22/2002 |
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