Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Doppelter Mark Amerikavon Michael Ernst Was macht man an Jahrestagen? Vor dem 11. September 2002 hat sich diese Frage unbequem laut gestellt: Auf bunte Banner schwören? Tausend Tränen abdrücken? Machtvoller Selbstbeweihräucherung beiwohnen? Oder Drohgebärden und Lügen verbreiten? Am besten, wie immer, ins Theater! Da ist die Welt in Ordnung, gut und böse, Publikum und Bühne, am Schluß war alles nur Spiel, man geht getrost nach Hause. Nicht so am diesjährigen 11. September in Magdeburg. Dort wagte Intendant Max K. Hoffmann die Uraufführung von "Amerika im Krieg: Eine Serie". In phallischen Raketenköpfen kommt die US-amerikanische Macht über die Welt. Sie kommt aus dem unantastbaren Glauben an die Rechtschaffenheit allen Tuns, an die Gottgewolltheit jeglicher Entscheidung. Aus solch absolutem Selbstverständnis geschehen keine Untaten; nur gute Taten werden gerühmt. "Amerika im Krieg: Eine Serie" ist ein Text von Mark Amerika, einem Internet-Poeten aus den USA., der das blutrünstige Gebaren des Militärs in eine Fernsehshow projiziert, wo hohles Mediengeschwätz mörderische Spektakel feiert. Das Drei-Personen-Stück vereint eine sogenannte Moderatorendroidin, die geil als Kriegsberichtserstatterin den Krieg in die Wohnzimmer schießt, den nach Vietnam- und Golf-Krieg wegen Persönlichkeitsstörungen pensionierten General Psyche sowie den Jungautor Mark Amerika. Der sieht sein Land als Feind. Die Dopplung des Pseudonyms läßt ahnen, daß ebenso wie der Autor im Stück auch der Autor des Stückes den USA in paranoider Liebe verbunden ist. Letzterer beschreibt hoch artifiziell den kriegerischen Moloch als Monstrosität und Faszinosum zugleich. Verwundern mag der Ort des Geschehens: eine Art Wüsten-Camp. Aufklärung verschafft das Datum der Textentstehung: Die deutsche Übersetzung von "Amerika im Krieg: Eine Serie" erschien bereits Mitte 1991 in Lettre International. Kein Wunder: Was einst auf den Golfkrieg bezogen war, wirkt durch das US-Kriegsgeheul in Afghanistan und gegen Irak schrecklich aktuell. Wirtschaftliche Gründe für die modernen Mordfeldzüge werden nicht verschwiegen: "Morgenland hat Gold im Sand". Die eigentliche Achse des Bösen ist geschmiert mit arabischem Öl. Inszeniert wurde die Uraufführung von Hannes Hametner, Absolvent des Regie-Instituts an der Schauspielhochschule "Ernst Busch", Berlin. Wiederholt fiel er mit gelungener Umsetzung nicht fürs Theater gedachter Texte auf. Hier arbeitete er mit Global Heroes(r) Berlin, einer eigens für Koproduktionen mit festen Theatern gebildeten Gruppe. Sämtliche Darsteller sind Gründungsmitglieder und haben mit Musik und Projektionen in einer komplexen Bühnenwelt atemraubende Szenen des american way of death erarbeitet. Nachinszenierungen sind wünschenswert, damit der wahrhaft starke Text auch in anderer Lesart, aus anderer Sicht zur Wirkung kommt. In Magdeburg gelang eine spannende, provokative Deutung.
Erschienen in Ossietzky 19/2002 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |