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Die Überlegungen mancher Wissenschaftler gehen sogar so weit, den gesamten Energiebedarf der Welt mit Solarenergie zu decken. Der Wasserstoff könnte als Energieträger dienen: zur Speicherung und zum Transport der Energie. Allein auf den Tschad im nördlichen Afrika, der überwiegend aus Wüste besteht, scheint die Sonne mit so viel Energie, wie derzeit weltweit verbraucht wird. Mittels Photovoltaik können davon allerdings nach heutigem Stand der Technik bestenfalls 17 Prozent industriell gewonnen werden. Berücksichtigt man topografische, verkehrstechnische und andere Hindernisse, schrumpft die Energiemenge, die sich im Tschad auf diese Weise gewinnen ließe, auf maximal fünf Prozent des weltweiten Bedarfs. Aber die Sonne scheint ja nicht nur über dem Tschad. Die menschenleeren Wüsten im Sonnengürtel der Welt sind ausgedehnt genug, daß dort in großen Solarfabriken – mittels Photovoltaik und Wärmekollektion – alle erforderlichen Mengen Elektrizität erzeugt werden können. Ohne übermäßigen Materialverbrauch. Ohne Umweltbelastung. Zeitlich kaum begrenzt: Die Sonne scheint noch vier Milliarden Jahre. Die Ölvorräte reichen dagegen bei fortgesetzter Verschwendung wie gegenwärtig nur noch ein Jahr hundert. Eine globale Zusammenarbeit bei der Gewinnung und beim Transport von Energie ist gut vorstellbar: Die Sonnenländer würden die Flächen für den Bau der Solaranlagen anbieten. Die Industrienationen hätten Technologie, Ausrüstung und alles sonst Erforderliche zu liefern und zu finanzieren. Sie müßten komplexe Zusatzleistungen erbringen, einschließlich des Baues und Betriebes von Versorgungs-, Lehr- und Forschungseinrichtungen. Die Ergebnisse der Anlagen, also Wasserstoff, elektrische Energie und wissenschaftlich-technische Erkenntnisse, wären als Gemeinschaftseigentum zu verstehen. Als Basis für solche internationale Zusammenarbeit müßte z.B. die EU Verträge mit allen nördlichen Staaten Afrikas abschließen, darunter Libyen. Vergleichbares hätte in Asien zu geschehen. Und auf dem amerikanischen Kontinent. Das wäre endlich ein wirksamer Beitrag zum Frieden zwischen den Völkern und zum Frieden mit der Umwelt. Der Transport des Wasserstoffs von den Solarfabriken in die Verbrauchsländer ist kein unlösbares Problem. Außerdem könnte der elektrische Strom auch durch Tiefseekabel zwischen den Kontinenten fließen (wobei allerdings viel Energie verloren ginge). Stromtransport unter Wasser gibt es im Kleinen schon lange. Übrigens ersannen deutsche Ingenieure schon vor 40 Jahren eine Wasserdampfproduktion mit Wärmekollektoren in der Sahara (die Photovoltaik war damals noch nicht soweit); der Dampf sollte in wärmegedämmten Großröhren unter dem Mittelmeer hindurch nach Zentral- und Nordeuropa geführt und dort in Fernwärmenetze eingespeist werden. Das erschien damals technisch machbar, war es aber politisch nicht. Auch nicht finanziell. Ebenso, wie heute eine internationalisierte Energieproduktion noch illusionär erscheint, die am Grundsatz der Gleichberechtigung aller Völker und Menschen orientiert ist und sich prinzipiell gegen das Gewinnstreben der Energiekonzerne richtet. Denn einer globalen ökologischen Antwort auf die Energiefrage steht das Profitinteresse mächtiger Energiekonzerne ebenso entgegen wie einem so weitreichenden Beitrag zum materiellen Interessenausgleich zwischen den Völkern. »Afrikanischer Naturstrom« würde in Deutschland nach Berechnung von Energiefachleuten (genannt sei der Bonner Physikprofessor Heinloth, Repräsentant der Bundesregierung im Welt-Energierat der Vereinten Nationen) nur ca. 13 Cent pro Kilowattstunde kosten. Mit diesem Preis wäre der aus dem nationalen Energieverbrauch ermittelte deutsche Anteil an den Bau-, Betriebs- und Transportkosten zu finanzieren. Vergleichbare Preise ergäben sich für den Wasserstoff: Er wäre erheblich billiger als Benzin. Elektrizität und Wasserstoff aus afrikanischen Solarfabriken bleiben aber vorerst nur eine schöne Idee. In Deutschland streben Kapital und Politik eine multi-, aber nicht eine supranational orientierte Wasserstoffwirtschaft auf Erdölbasis an. Es wird bloß ein weiteres Kapitel in der »Erfolgsstory« der Banken und Konzerne vorbereitet. Spätere Generationen werden darin eine Fehlentscheidung sehen, die Mensch und Natur teuer zu stehen kommt. Die Politik des Berliner Finanzministers liefert den Nachweis dafür, daß nationalstaatliche Förderung der Wasserstofftechnik (ob für Autos, U-Boote oder für andere Zwecke) kein Quentchen Fortschritt bringt. Nicht einmal einen schwachen Beitrag zu Bewußtseins- und Verhaltensänderungen beim Verbraucher. Schon beim Bemühen darum bremsen Kapital und Konzerne. Alles, worauf »Öko« steht, befrachten sie mit saftigen Preisaufschlägen. Ein erhellendes Beispiel dafür sind die unverschämten 14 000 Euro, die VW für den Kleinwagen »Lupo 3 L« verlangt, der angeblich nur drei Liter Diesel für 100 Kilometer benötigt, in Wahrheit aber doch erheblich mehr. Dabei könnte heute schon das Ein-Liter-Auto gebaut werden, wenn die Autokonzerne wollten – die stattdessen (s. Ossietzky 15/02) mit Reklame für ein Wasserstoffauto ökologisches Verantwortungsbewußsein vortäuschen.
Erschienen in Ossietzky 16/2002 |
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