Arno Klönne, Verhunzingerte Republik

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Verhunzingerte Republik

Wer sich Sorgen darüber gemacht hatte, ob denn in der Bundesrepublik zwischen den um Regierungsämter konkurrierenden Parteien der oft angemahnte »Fundus an Gemeinsamkeiten« existiere, ist sie nun los. Der Beziehungsmakler Moritz Hunzinger, so stellte sich heraus, bürgt für ein System parteiübergreifender Harmonie. Die Finanzmittel der Hunzinger Information AG stellen dafür den Unterbau bereit, und der Überbaueffekt bleibt gewiß nicht aus.

Rudolf Scharping war ungeschickt genug, seine Nebeneinnahmen nicht dem Bundestagspräsidenten zu melden; aber daß er für ein Buch Honorar bezog, das er – bisher – nicht geschrieben hat, sollte man nicht beklagen. Weiß der Himmel, welche neuen Hufeisenpläne er erfinden müßte, wenn er als Autor tätig würde.

Was die Wahl des Sponsors angeht, so befindet sich der Vorsitzende der SPD-Programmkommission in bester Gesellschaft. Der hessische CDU-Ministerpräsident Roland Koch, der prominente Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir und manch andere Politiker durften schon auf die freundliche Hilfe von Moritz Hunzinger rechnen, und der betreut auch die Kasse der CDU-Sozialausschüsse. SPD-Staatsminister Hans-Martin Bury, Ex-Verfassungsschutzchef Peter Frisch, der Medienberater Helmut Thoma (früher RTL), der nordrhein-westfälische Finanzstaatssekretär Harald Noack und weitere Politprominente gehören zum Kreis derjenigen, die der Hunzinger AG Rat und Aufsicht zuteil werden ließen, und deren Inhaber hat sich durch gute Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie als staatstragend ausgewiesen. Ein honoriges Milieu also, in dem auch schon mal ein Honorar abfällt.

Was mag nur in Gerhard Schröder gefahren sein, daß er meinte, auf den Bericht über die Scharping-Hunzinger-Connection mit einem »Befreiungsschlag« reagieren zu müssen? Der Kanzler hätte sich von dem Frankfurter Fachmann fürs Politmarketing (beteiligt auch am Meinungsforschungsunternehmen infas) erst einmal über demoskopische Sachverhalte informieren lassen sollen: Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik geht ohnehin davon aus, daß es sich bei den politischen Profis nicht um Idealisten handelt, sondern um Geschäftsleute besonderer Sorte, die ziemlich dürftige Ware anbieten, weshalb es auf Verpackungskünste ankommt. Davon also, daß die Politik auch hierzulande längst verhunzingert ist. Da ist ein kleines Skandälchen nichts Umwerfendes, man weiß ja, daß die Fortsetzung folgt.