Und andere Kriegsvorbereitungen

von Peter Söhren

Die US-amerikanische Regierung ist dabei, die logistischen Voraussetzungen für den Militärschlag gegen den Irak zu komplettieren. Der Krieg wird diesmal, so sagen die Experten, nicht nur vom Golf aus geführt werden, sondern auch mit einem Zugriff aus dem Terrain der Türkei heraus. Nach einer Umfrage von United Press International unter militärischen Sachverständigen in Washington gilt ein Beginn der Operationen im Januar oder Februar nächsten Jahres als wahrscheinlich. Daß die US-amerikanischen Militärs türkische Stützpunkte für Luftwaffenangriffe auf den Irak zur Verfügung haben, steht nicht in Zweifel, aber offen war bisher, ob sie vom türkischen Territorium her auch Bodentruppen einsetzen können. Der US-amerikanische Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz hat nun mit einer Visite in Ankara für dieses Vorhaben gut Wetter gemacht. Die Türkei befindet sich in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, und man kann davon ausgehen, daß ihr für eine Zustimmung zu den militärischen Plänen der USA neue Kredite und Subventionen in Aussicht gestellt wurden. Wolfowitz hat Ankara offenbar auch zugesagt, daß Washington im Kriegsfall keine Herausbildung eines eigenen Kurdenstaates zulassen werde, der Anziehungskraft auf die kurdische Bevölkerungsgruppe in der Türkei ausüben würde. Um in dieser Sache ein Faustpfand zu haben, bereitet sich die türkische Armee auf eigene Bodenoperationen im Irak vor. Mit der Ablösung von Premierminister Ecevit, der Bedenken gegen einen neuen »Wüstensturm« zu äußern wagte, ist zu rechnen.

Ein Problem bleibt für die Türkei: Beim Krieg gegen den Irak werden die ausländischen Touristen, auf die das Land ökonomisch angewiesen ist, erst einmal fernbleiben. Noch ist es nicht soweit, daß die Kriege der USA massenhaft Zuschauer anlocken. Also wird der Zugriff auf den Irak der »westlichen Wertegemeinschaft« wohl noch Zusatzkosten bereiten, Ersatzgeld für eine Tourismusflaute in der Türkei.

Erschienen in Ossietzky 15/2002