Marja Winken, Pisafieber

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Pisafieber

Deutschland müsse der Gesamtschule, die von linken Ideologen einigen Bundesländern implantiert worden sei, eine entschiedene Absage erteilen, meint die CDU-Politikerin Annette Schavan, die Bildungsexpertin im Stoiberschen Kompetenzteam. Nur so könne sich unser Land an den Bildungsstand Finnlands heranrobben, dem die PISA-Studie den ersten Platz im internationalen Ranking zugeschrieben hat.

Zu gleicher Zeit erklären in deutschen Zeitungen finnische Bildungspolitiker, worauf sie den Vorsprung ihres Systems zurückführen: auf die allgemeinverbindliche Einführung der Gesamtschule. Auch Frau Schavan wird das zur Kenntnis genommen haben, denn sie leidet gewiß nicht unter Leseschwäche. Aber sie hat ihre Pflicht als Wahlkämpferin zu erfüllen.

In bester Laune zeigt sich Edmund Stoiber: Der von ihm regierte Freistaat habe unter den deutschen Bundesländern im PISA-Vergleich am besten abgeschnitten, und Bayern sei ja immer schon gegen die Gesamtschule gewesen.

Da gerät das Publikum nun in Verwirrung: Soll es sich mit Finnland für oder mit Bayern gegen diese Schulform entscheiden?

Rechnerische Fähigkeiten können weiterhelfen: Bayern steht unter den deutschen Bundesländern an letzter Stelle, was die Abiturquote angeht. Also geschieht hier offenbar, was jetzt die meisten Politiker, auch sozialdemokratische und grüne, einfordern: Ausrichtung des Schulsystems auf strenge Leistungskriterien, Auslese, Elitenförderung. Aber die Finnen haben prozentual viel mehr Abiturienten, und exakt dies entspricht einem weiteren Maßstab für die Güte eines Bildungssystems im internationalen Vergleich.

Nun ist guter Rat teuer. Muß Bayern vielleicht doch umsteuern? Das Problem ist auf leise und billige Weise längst gelöst: Der weiß-blaue Freistaat importiert für seine Wirtschafts- und Berufswelt Menschen aus anderen deutschen Bundesländern, die das Abitur gemacht haben, notfalls auch an Gesamtschulen.

Ob den bayerischen Landeskindern da ein Licht aufgeht? Sie sind vergleichsweise gut bei den schulischen Grundfertigkeiten, aber nur relativ wenige von ihnen erreichen die Hochschulreife...