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Jetzt, Anfang Juni, zeigt ihn der Spiegel-Titel elend, heruntergekommen und eingeräuchert, als wäre Adolf Hitler ein Mann aus dem Untergrund. Und dazu die Erkundigung: »Wieviel Vergangenheit verträgt die Gegenwart?« Eine schöne Frage - besonders für den Spiegel mit seinem empfindlichen Magen. »Abschied vom Klischee?«, fragt in der Woche darauf froh die Seite 26 - und das könnte auch heißen »Abschied von Augstein?« Denn es geht um den Antisemitismus unter den Deutschen. »Meinungsforscher signalisieren Entwarnung«, formuliert der Spiegel und meint damit, daß Walser und Möllemann den Antisemitismus in Deutschland nicht anheizen. Stimmt. Wo es brennt, muß man nichts mehr anzünden. Und das beruhigt den Spiegel. Nur 29 Prozent der Deutschen sind der »Meinung«: »Die Juden sind mitschuldig, wenn sie gehaßt und verfolgt werden.« Die Juden. Fast jeder dritte Deutsche glaubt, daß der Jude selbst es ist, der den Antisemitismus hervorruft. So wie immer die Frau schuld ist, wenn sie vergewaltigt wird. Und wahrscheinlich sind es noch sehr viel mehr als 29 Prozent. Denn die Deutschen dürfen ja nicht sagen, was sie tatsächlich vom Juden halten. 71 Prozent der Deutschen sagen Ja zu dem vom NFO-Infratest im Auftrag des Spiegel formulierten Umfrage-Satz: »Viele trauen sich nicht, ihre wirkliche Meinung über Juden zu sagen.« In Deutschland ist es nämlich streng verboten, die Wahrheit über die Juden zu sagen. Ja Augstein - der traute sich noch. Genau wie Möllemann. So wie der dem Friedman die Schuld am wachsenden Antisemitismus gibt, machte Augstein den Goldhagen verantwortlich für den neuen Antisemitismus, weil der so viel über den alten geschrieben hat. Und dann noch das geplante Holocaust-Mahnmal. Augstein hatte nie Zweifel, »daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist«. Und daß es diesem Land, das völlig frei von Judenfeindschaft ist, etwas Ungewohntes bescherte: »Man würde untauglichen Boden mit Antisemitismus düngen, wenn den Deutschen ein steinernes Brandmal aufgezwungen wird.« Es ist wirklich zu viel verlangt, daß wir Deutschen den Juden Auschwitz je verzeihen. 25 Prozent - das ist jeder vierte Deutsche - stimmen der Aussage zu: »Was der Staat Israel mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.« Und das heißt: Israel schickt Millionen Palästinenser in die - Gasöfen. Was beschweren sich die Juden da immer noch, daß wir das auch mit ihnen gemacht haben. Augstein jedenfalls hat es längst gesagt, daß sich nämlich »dieselben Leute, die uns und denen, die nach uns kommen, die Erinnerung an die Rampe von Auschwitz für immer ins Gedächtnis brennen wollen - was nach aller menschlichen Erfahrung erfolglos bleiben muß -, den Palästinensern gegenüber als ›Herrenmenschen‹ aufführen«. 29 Prozent der im Auftrag des Spiegel Befragten stimmen der »Meinung« zu, daß »Juden auf der Welt zu viel Einfluß haben« - bei FDP-Anhängern sind es sogar 44 Prozent. Gehalten hätten sich »antisemitische Stereotype« vor allem unter den älteren Wählern, meint auch der Spiegel und fährt mit einem Zitat fort: »›Man muß zugestehen, daß der Einfluß der zionistischen Lobby sehr groß ist: sie hat den größten Teil der Medienmacht der Welt inne‹, schwadronierte der Landtagspolitiker Jamal Karsli in der Rechtspostille Junge Freiheit - 44 Prozent der über 60-Jährigen sehen das ähnlich, wenn sie der Behauptung zustimmen, ›die Juden haben zuviel Einfluß auf der Welt‹. Das glauben mit ebenfalls 44 Prozent auch FDP-Sympathisanten überdurchschnittlich oft.« Augstein ist FDP-Sympathisant und über 60 - nächstes Jahr wird er sogar 80. Und da ist es schon undankbar, ja empörend, daß die Spiegel-Hänflinge irgendeinen dahergelaufenen nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten aus Syrien jene schon Adenauer und Kohl verytraute grunddeutsche Erkenntnis verkünden lassen. Und nicht Rudolf Augstein mit seiner Kolumnenweisheit im Spiegel. Er hat doch schon lange erkannt, daß wegen der Medienmacht der Juden Widerstand gegen das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin zwecklos ist, weil Deutsche sich nicht wehren dürfen. »Man wird es... nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse« - die ist jüdisch, das weiß er! - »und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität.« Wird Zeit, daß Augstein ins Glashaus zurückkehrt und den Jung-Redakteuren die Meinung sagt über das, was sie »antisemitische Stereotypen« nennen. Otto Köhlers neues Buch »Rudolf Augstein - Ein Leben für Deutschland« (416 Seiten, 24.90 €) erscheint im Droemer Verlag und wird in Berlin am 24. Juni um 11 Uhr im Haus der Bundespressekonferenz vorgestellt. Leseproben noch einige Tage unter buecher.de.
Erschienen in Ossietzky 12/2002 |
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