Die andere Gewalt

von Marja Winken

Die Weltbank steht nicht im Verdacht, gegen »westliche« oder kapitalistische Interessen aufmucken zu wollen, insofern ist sie parteiisch. Doch in ihren Berichten bringt sie oft Licht in sonst gern verdeckte wirtschaftliche und soziale Tatbestände. In einer aktuellen Studie informiert diese Institution der globalen Finanzwelt über zerstörerische Folgen der israelischen Regierungspolitik für die Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten: Schon seit anderthalb Jahren, längst vor der militärischen Invasion, sei durch israelische Eingriffe die Infrastruktur zerschlagen worden, die Wasser- und Energieversorgung, das Verkehrswesen, die Produktion. Die Arbeitslosenquote habe sich verdreifacht, der Anteil der Armutsbevölkerung verdoppelt. Der »Zivilgesellschaft« habe diese israelische Politik schon vor der Zuspitzung kriegerischer Gewalt die Grundlage entzogen (www.worldbank.com).

Damit ist auf Fakten verwiesen, die beim massenmedialen Blick auf die Ereignisse im Nahen Osten zumeist vernachlässigt werden. Der wirtschaftliche und soziale Krieg, der seit langem gegen die palästinensische Bevölkerung geführt wird, erzeugt nicht nur Neigungen zum Terrorismus, er vernichtet die materiellen Voraussetzungen palästinensischer Existenz in Palästina. Abwanderung und Abschiebung liegen in der Konsequenz dieser Strategie.

Erschienen in Ossietzky 8/2002