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Doch fürchtet Euch nicht, das christliche Abendland greift zu den Waffen. Unser Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich grundsätzlich bereit erklärt, Bundeswehr nach Nahost und damit auch nach Bethlehem zu schicken, um »die Konfliktparteien zu trennen« und zwar »mit militärischen Mitteln«. Die Nachfolger der Wehrmacht können dann zu Ende führen, was die bis 1945 zusammen mit den Einsatzkommandos von SS und SD nicht völlig geschafft hat. Daran dachte auch der ehemalige »Herz-Jesu-Marxist« und Arbeitsminister Norbert Blüm, und darum ermahnte er den israelischen Botschafter in Berlin, Shimon Stein, die Juden in Israel sollten endlich ihren »hemmungslosen Vernichtungskrieg« gegen die Araber einstellen. Moralisch gestärkt darf er sich von Ossietzky (7/2002) fühlen, wo Mitarbeiter Heinz Moll auf zwei Seiten nichts von arabischen Selbstmordanschlägen weiß, durch die jüdische Frauen und Kinder zerfetzt werden, sondern nur vom »neuen Volksaufstand der Palästinenser«, der von Israels Armee mit »nacktem Terror« unterdrückt wird. Denn im Nahen Osten will, das alles weiß Moll, das »Herrenvolk« der Juden mit dem Kampfruf »For Jews only«, aus »rassistischem Hochmut«, das »Sklavenvolk« der Araber mittels »ethnischer Säuberung« ausschalten. Und da gibt es keinen Unterschied, ob es sich nun um den Rechtsaußen Ariel Sharon oder um den von jüdischen Rechtsextremisten ermordeten Jizchak Rabin handelt, es ist alles dasselbe »Herrenvolk«. Moll weiß, er hat es erfahren, daß »alle israelischen Regierungen ohne Unterschied - ob nun Rabin, Peres, Netanyahu, Barak oder Scharon an der Spitze steht - diese schändliche Politik exekutieren«. Und Kindermörder - das wissen wir seit dem Mittelalter, da konnte man sich noch ungestraft gegen die Juden wehren - sind sie auch: »Selbst palästinensische Kinder ab zwölf Jahren dürfen gemäß Armeebefehl von israelischen Soldaten erschossen werden - sie könnten ja Steine gegen die Mörder ihrer Väter werfen.« Könnten. Bewundernswert Molls Hang zu Objektivität - auf elfjährige Steinewerfer darf nicht geschossen werden. Jetzt steht im wieder erwachsenen Deutschland die Frage: »Was würde man denn selber tun, wenn Deutschland besetzt würde?« Jürgen Möllemann, der gleich darauf wegen seiner klaren Anwort auf diese Frage mit jubelnder Mehrheit als Vorsitzender der nordrhein-westfälischen FDP bestätigte Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, hatte sie gestellt und den Juden Grenzen gesetzt: »Ich würde mich wehren, und zwar mit Gewalt. Und ich würde das nicht nur im eigenen Land tun, sondern auch im Land des Aggressors«. Als Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden dies einen »Schulterschluß mit den Antisemiten« nannte, empörte sich nicht nur FDP-Chef Guido Westerwelle: Kritik an Israel müsse auch möglich sein, ohne »in die antisemitische Ecke gestellt zu werden«. Kritik? Aber ja. Fallschirmjäger Möllemann sprach von Gewalt, die er in das Land des Aggressors tragen möchte, und die geht bisher so: Mit einer Bombe um den Bauch in ein israelisches Lokal schleichen und sich mit jüdischen Frauen und Kindern in die Luft sprengen. Und wenn die Juden sich wehren, dann ist das, wissen wir, »nackter Terror«. Westerwelle blieb nicht allein. Das Neue Deutschland nahm seinen - ja - Kolumnisten Möllemann in Schutz gegen Paul Spiegel, schloß die Reihen der nationalen Front und schrieb in gut gemeintem Deutsch: »Wenn da Argumente fehlen, den Vorwurf des Staatsterrorismus an Israel zu entkräften, ist die Versuchung groß, zur verbalen Keule des >Antisemitismus< zu greifen.« Und auch der Freitag hatte einen tollen Erfolg. Vor dem überwältigenden deutscharabischen Demonstrationssonntag gegen die Juden erschien das linke Wochenblatt mit einer großen Zeichnung eines anonym gebliebenen Autors auf der Titelseite: die US-Flagge, deren Streifen in den Judenstern übergehen, den die Juden vor sechzig Jahren überall unter deutscher Herrschaft tragen mußten. Und siehe, die Fahne mit dem Judenstern wurde beim Berliner Aufstand der Anständigen gegen Israel verbrannt. Was bleibt zu tun? Ganz einfach. Vor den Demonstrationen am zweiten April-Wochenende gegen den »Völkermord in Palästina« erschien die junge Welt mit der Schlagzeile »Massaker in Flüchtlingslager«. Richtig, rechtzeitig zum dritten Krieg der Deutschen gegen die Serben gab es 1999 das »Massaker von Racak« in den Schlagzeilen. Und jetzt in Berlin marschierte, wie auch die doch etwas betroffen feststellen mußte, auch die UCK mit, gegen Israel. 1999 begann der Bundesaußenminister Joseph Fischer den Krieg gegen Jugoslawien mit dem Kampfruf »Nie wieder Auschwitz«. Bei der Frankfurter Kampfdemonstration gegen die Juden wurde das Plakat mitgeführt: »Kein Auschwitz in Palästina.« Die Bundeswehr, die kurz vor dem dritten Krieg gegen die Serben mit Scharping an der Spitze zur vorherigen moralischen Stärkung der Truppe in die Gedenkstätte Auschwitz einmarschierte, sie wird das zu verhindern wissen.
Erschienen in Ossietzky 8/2002 |
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