Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Frauen reizen den Klerusvon Karol Mania Gift und Galle speien gegenwärtig die Bischöfe der katholischen Kirche Polens von den Kanzeln und in den klerikalen Medien gegen zwei Frauen. Von »Radio Maryja«, dem Sender des radikalen Obskurantismus, bis zu dem als liberal geltenden Bischof Pieronek, dem früheren Sekretär der polnischen Bischofskonferenz, wüten die Kleriker und ihre bezahlten Federn, als wären die Grundfesten ihrer Herrschaft von den beiden Frauen bedroht, ja erschüttert. Was haben die Frauen getan, um den Klerus bis zur Weißglut zu reizen? Izabela Jaruga-Nowacka ist Abgeordnete des Sejm, sie gehört zur Fraktion des regierenden Bündnisses der Demokratischen Linken (SLD) und ist Bevollmächtigte der Regierung für die Fragen der Gleichstellung der Geschlechter. In einem Interview hat sie vorgeschlagen, das Gesetz über das Verbot der Abtreibung zu novellieren, zum Stand vor 1994 zurückzukehren und den Frauen das Entscheidungsrecht über eine Abtreibung einzuräumen. Außerdem fordert sie Sexualerziehung. Und im Sejm und allen anderen Wahlgremien soll, wenn es nach ihr geht, eine Frauenquote von 50 Prozent eingeführt werden. Mit der Forderung nach Novellierung des Abtreibungsgesetzes von 1997 knüpft Jaruga-Nowacka direkt an ein Wahlversprechen der SLD an. Parteichef und Ministerpräsident Miller schweigt und tut so, als überhöre er den öffentlichen Vorwurf, er breche sein Versprechen. Die Regierung hofft nämlich auf Unterstützung der katholischen Kirche bei dem geplanten Referendum über den Beitritt zur EU, und sie ist bereit, dafür jeden Preis zu zahlen. Darum vermeidet sie alles, was zu Konflikten mit dem Episkopat führen könnte. Trotz eines Haushaltslochs von 80 Milliarden Zloty wurde erneut der Papst zu einem offiziellen Besuch Polens eingeladen. Die Kosten dürften, nach den Erfahrungen der letzten Besuche, das Loch verdoppeln. Der Papst aber hat sich mehrfach öffentlich für den Beitritt Polens zur EU ausgesprochen, er kann schließlich seine soziale Basis in Europa nicht desavouiren. Folglich kann sich die katholische Kirche zumindest offiziell dem Beitritt nicht widersetzen. Als Gleichstellungsbeauftragte der Regierung Miller hat Jaruga-Nowacka eine schwierige Stellung. Zu ihren jüngsten Vorschlägen hat die Regierung geschwiegen, geschwiegen hat sie aber auch zu Bischof Pieroneks Anwurf, diese Frau sei »feministischer Beton, gegen den auch Salzsäure« nicht helfe. Krystyna Sienkiewicz war in vier Regierungen der 90er Jahre stellvertretende Gesundheitsministerin. Gegenwärtig sitzt sie für die SLD im Senat. Dort beantragte sie, mit der Steuerfreiheit der Kirche und der Geistlichen Schluß zu machen, also die wirtschaftliche Tätigkeit der Kirche und die Einkünfte der Priester normal zu besteuern. Zudem will sie die staatliche Finanzierung der Missionstätigkeit der römisch-katholischen Kirche, z.B. in Rußland, unterbinden und die staatliche Beteiligung an kirchlichen Unternehmen unter Kontrolle bringen. Ihr Antrag wurde am 29. Januar 2002 beim Senatspräsidenten eingereicht, behandelt wurde er bisher nicht. Er brachte die parlamentarischen Gremien der SLD und die Regierung Miller wie auch den Präsidenten Kwasniewski in arge Verlegenheit, widerspricht er doch deren Politik der Anbiederung und Unterordnung unter die Klerokratie. Bei den Hierarchen der katholischen Kirche und ihrer Presse löste der Antrag wütende Reaktionen aus, einschließlich öffentlicher Aufrufe zur Gewalt und Morddrohungen gegen die Senatorin und ihre Familie. Offenkundig verzeiht die Kirche eher Angriffe auf vier Fünftel ihrer Glaubensartikel als auf ein Hundertstel ihrer Einkünfte. Niemand hätte den Antrag so überzeugend stellen können wie Sienkiewicz, ist sie doch gleichzeitig Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler in Polen. Außerdem ist sie sehr vorsichtig vorgegangen: Ihr Antrag berührt den gegebenen Vermögensstand der Kirche sowenig wie den Status ihrer Güter. Und er basiert auf breiter Unzufriedenheit mit dem zynisch-offenen Bereicherungsstreben des polnischen Klerus. Darum findet er Anklang bei vielen, die der SDL und der Regierung Miller vorwerfen, ihre Wahlversprechen gebrochen zu haben. Doch die Chance, daß der Antrag schnell zum Gesetz wird, ist verschwindend gering. Im polnischen Parlament, dem Sejm, haben sich nicht einmal einzelne Abgeordnete dazu aufraffen können, gemeinsam einen solchen Vorschlag einzubringen. Dennoch hat Krystyna Sienkiewiczs mutiger Vorstoß große Bedeutung: Hinter ihm können sich reformbereite Kräfte in Polen für eine künftige Gesetzesinitiative sammeln.
Erschienen in Ossietzky 7/2002 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |