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General Hitlers und Adenauers, Erfüllungsgehilfe kriegerischen Größenwahns und Gründungsvater der Bundeswehr - eine deutsche Karriere, eine wahrhaft reizvolle Aufgabe für jeden Biographen!« So schreibt Johannes Hürter, Historiker am Münchener Institut für Zeitgeschichte, als Rezensent einer kürzlich erschienenen umfangreichen Heusinger-Biographie. Derjenige aber, der sich der wahrhaft reizvollen Aufgabe angenommen hat, ist Georg Meyer, lange Jahre wissenschaftlicher Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) Freiburg/Potsdam. Für einen Skandal unter Fachwissenschaftlern sorgte Meyer 25 Jahre zuvor durch seine weihrauchumnebelte Edition »Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb: Tagebuchaufzeichnungen und Lagebeurteilungen aus zwei Weltkriegen«, Stuttgart 1976. In seinem biographischen Begleittext hatte Meyer »vergessen«, daß Leeb fette Dotationen von Hitler erhalten hatte, wie bei Gerd R. Ueberschär/Winfried Vogel: »Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten«, Frankfurt a.M. 1999 nachzulesen ist. Es waren stattliche Rittergüter und gewaltige Geldbeträge, die Hitler seinen Getreuen im Vorgriff auf den »Endsieg« gewährte. Mit kräftigen Strichen zeichnen Ueberschär und Vogel Bilder der gierigen Generäle, die sich vom »Führer« mästen ließen; denn Treue hatte tiefe Taschen. Im Personenregister finden sich Namen von Generälen, die für die Bundeswehr traditionswürdig waren und sind: Freiherr von Fritsch, Paul von Hindenburg, Ritter von Leeb, August von Mackensen, Kurt Student, Hubert Weise, Walter Wever. Die ehemalige Ritter-von-Leeb-Kaserne in Landsberg am Lech ist inzwischen allerdings eine Unterkunft für Asylbewerber. Da sich Meyer einen Ruf als Hagiograph der Epaulettenträger erworben hatte, lag es nahe, ihm die Aufgabe einer Heusinger-Biographie zu übertragen. Aber als er sein Manuskript im MGFA Potsdam zur Begutachtung vorlegte, stieß er auf Bedenken; eine Publikation in einer wissenschaftlichen Reihe des MGFA wurde abgelehnt. Man hätte wohl einen verbliebenen Rest an akademischer Glaubwürdigkeit verloren. Ein pensionierter General der Bundeswehr vermittelte das Manuskript dann an den Verlag Mittler & Sohn, Deutschlands führenden Militärverlag, der es annahm. »Herausgegeben mit Unterstützung der Clausewitz-Gesellschaft und des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes«, las ich auf Seite 1. Auf meine Anfrage, ob diese Biographie tatsächlich gefördert wurde, mailte mir für die Clausewitz-Gesellschaft Oberst a.D. Adolf Brüggemann, »daß Mitgliedern der Clausewitz-Gesellschaft, die das Buch bestellten, vom Verlag ein Subskriptionsrabatt eingeräumt wurde«. Für das MGFA antwortete mir Oberstleutnant Dr. Heinemann, das Amt habe »fünfhunderfünfzig Exemplare zu einem rabattierten Preis abgenommen und in die Bundeswehr verteilt«. Für Freunde der Realsatire lesenswert ist das Vorwort aus der Feder von General a.D. Klaus Naumann, dem ehemaligen Generalinspekteur der Bundeswehr. Naumann ist Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, in der sich pensionierte Obristen und Generäle der Bundeswehr treffen. Hier einige kurze Auszüge aus dem Vorwort: »... in einer Sackgasse der Pflichterfüllung Dienst für eine schlechte Sache tun... vorbildliche soldatische Haltung... General Heusingers ganzes Soldatenleben war geprägt von der Sorge und Fürsorge um die ihm anvertrauten Menschen... ›Wer sein Gewissen nicht zum Schweigen kommen läßt, wer fest in seinem Glauben an Gott steht, wer sich von Christus führen läßt, der empfängt auch Hilfe.‹ Aus diesen Worten wird die Grundlage sichtbar, die es General Heusinger erlaubte, in vier deutschen Armeen zu dienen... sich auch zu den dunklen Stunden unserer Geschichte zu bekennen.« Rezensent Hürter dagegen wirft dem Heusinger-Biographen Meyer vor, er wolle »die Prädestination seines Helden zum weisen Gründungsvater der Bundeswehr bereits für die Zeit vor 1945 zeigen«. Hürter hebt hervor: »Daß Heusinger als operativer Kopf des Generalstabs mitverantwortlich war für die katastrophale Fehlplanung eines Blitzfeldzugs im Osten, wird fast völlig unterschlagen... Andere heikle Fragen wie der politische Aspekt des Ostkriegs oder die Partisanenbekämpfung werden auf wenigen Seiten abgehandelt. Heusingers Ordonnanzoffizier... registrierte in seinem Tagebuch genau die ungeheuren deutschen Verbrechen im Osten und den Judenmord. Dieses von ihm geteilte Wissen seines Vorzimmers hinderte Heusinger jedoch nicht, noch lange den Vorstellungen eines notwendigen Kreuzzugs des Abendlands gegen die bolschewistische und asiatische Gefahr aus dem Osten anzuhängen... Seit August 1942 koordinierte Heusinger die brutale ›Bandenbekämpfung‹ und erwies sich auch dabei als militärischer Funktionär, der die ›Kriegsnotwendigkeiten‹ über Sentiments stellte.« Niemand kann in allen Einzelheiten kontrollieren, was Meyer geschrieben hat, denn Heusingers Nachlaß war nur ihm zugänglich. Dennoch - und obwohl Hürters vernichtende Rezension nicht in einer kleinen pazifistischen Zeitschrift erschienen ist, sondern in der FAZ - wird das Buch in der Lackschuh-Etage der Bundeswehr seinen Weg machen, da der Autor absichtsvoll unkritisch eine Traditionslinie von der Wehrmacht zur Bundeswehr zieht. General Adolf Heusinger ist Kasernenpatron der Bundeswehr in Hammelburg. : »Adolf Heusinger. Dienst eines deutschen Soldaten 1915 bis 1964«. Verlag E.S. Mittler & Sohn, 972 Seiten, 49.90 Euro.
Erschienen in Ossietzky 7/2002 |
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