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Den Kampf für das Lebensrecht der Palästinenser führt sie ungebrochen fort - als Autorin und durch Vorträge. Drei vielbeachtete Bücher zeugen von diesem Engagement. Nun liegt ein viertes vor, das bitterste und deprimierendste von allen. Es hat den neuen Volksaufstand der Palästinenser zum Thema. Ihn zu unterdrücken, übt Israels Armee nackten Terror aus: Mord, massenhafte Geiselnahme, Folter, Zerstörung von Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Kulturen, Luftangriffe, Panzer und Raketen. Selbst palästinensische Kinder ab zwölf Jahren dürfen gemäß Armeebefehl von israelischen Soldaten erschossen werden - sie könnten ja Steine gegen die Mörder ihrer Väter und Brüder werfen. Der vielbeschworene Friedensprozeß? Nichts als Lug und Trug! Wie Felicia Langer nachweist, hat er den Palästinensern nichts Positives gebracht. Ihr Leben hat sich nur noch weiter verschlechtert. Israel hat während all der Verhandlungen eisern an seiner Politik des Landraubes festgehalten; es enteignete weiterhin palästinensischen Boden für den Bau neuer und für die Erweiterung bestehender jüdischer Siedlungen sowie für das wuchernde Straßennetz (for Jews only!). Hierfür wurden hunderttausende Obst- und Olivenbäume entwurzelt, die Lebensgrundlage palästinensischer Bauern. Auch mit der Zerstörung palästinensischer Häuser in großer Zahl fahren die Israelis bis heute fort - aus Sicherheitsgründen, wie sie sagen. Die Häuser stehen ihnen zu nahe an den neuen jüdischen Straßen und Siedlungen. Die Proteste der Betroffenen gegen die Zerstörung ihres Eigentums werden mit brachialer Gewalt erstickt. Das ist die empörende die Realität in den palästinensischen Gebieten. Autonomie? Purer Hohn! Der Militärstaat Israel hält die Palästinenser in einem Protektorat gefangen und billigt ihnen eine bloße Existenz als Sklavenvolk zu. Die Autorin weist nach, daß alle israelischen Regierungen ohne Unterschied - ob nun Rabin, Peres, Netanyahu, Barak oder Scharon an der Spitze steht - diese schändliche Politik exekutieren. Baraks Kompromißbereitschaft? Leere Propaganda! Die israelische Tageszeitung Ha´aretz bezeichnete ihn am 27. Februar 2001 als größten Siedlungsbauer der letzten zehn Jahre. Barak selber brüstete sich am 7. Februar 2001 im selben Blatt: »Ich habe keinen Millimeter Land zurückgegeben.« Deshalb war das Scheitern der »Verhandlungen« vom Sommer 2000 in Camp David programmiert. Wie die Autorin weiter darlegt, arbeitet Israel auch auf dem Verwaltungswege systematisch auf eine Veränderung der Demographie im Palästinensergebiet hin. Besonders deutlich wird das in Jerusalem. Der Ostteil der Stadt wird seit jeher großmehrheitlich von Arabern bzw. Palästinensern bewohnt. Die israelische Besatzungsmacht unternimmt alles, um diese Menschen zu vertreiben. Ihnen werden keine Baugenehmigungen erteilt; wer sein Haus trotzdem erweitert - auf eigenem Grund und Boden -, dem wird das ganze weggerissen. Palästinensischen Kindern wird die Eintragung in das Geburtenregister verweigert. Sie werden so zu Papierlosen gemacht; ihr Aufenthalt in Jerusalem wird dadurch illegal. Es ist offenkundig: Die israelische Politik zielt auf die Zermürbung und schließlich Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat und ihre Ersetzung durch jüdische Siedler (meist Neueinwanderer). Dahinter steckt ein Plan. Es ist eine Politik der ethnischen Säuberung, nichts anderes. Dagegen richtet sich der neue Volksaufstand der Palästinenser. Die Menschen haben erkannt, daß Israel Arafat seit Oslo Zugeständnisse abgetrotzt hat, die zunehmend ihr Lebensrecht in Frage stellen. Das Wiederaufleben einer palästinensischen Guerrilla ist die direkte Folge der andauernden israelischen Besetzung, nicht umgekehrt. Die Menschen sind es leid, von der israelischen Soldateska drangsaliert und gedemütigt zu werden. Diese meist blutjungen Israelis benehmen sich wie ein Herrenvolk. Ihr rassistischer Hochmut tritt beim erbarmungslosen Vollzug der von Scharon verfügten totalen Abriegelung von Westbank und Gazastreifen besonders zutage, wie Felicia Langer berichtet. Die zahllosen israelischen Straßensperren gefährden auch die medizinische Versorgung der Palästinenser. Die Israelis lassen selbst Transporte von schwerkranken Patienten nicht passieren, sondern zwingen sie zu großen Umwegen. Oftmals kommt dann jede Hilfe zu spät. Es mehren sich die Berichte über palästinensische Kinder, die buchstäblich im Straßendreck vor einer israelischen Sperre geboren worden sind - begleitet vom Gelächter amüsierter Soldaten. »Wenn niemand diesem Alptraum ein Ende bereitet, werden die jungen Israelis auf den Barrikaden oder sonstwo in den besetzten Gebieten mehr und mehr ihre Achtung vor der Würde des menschlichen Lebens verlieren«, kommentiert Felicia Langer diese beschämenden Vorgänge. Was sich in den Monaten seit Abschluß des Buchmanuskriptes zugetragen hat, legt den Schluß nahe, daß Langers Befürchtung bereits Realität geworden ist. In Scharons Befehlskette ist ein palästinensisches Leben nichts wert. Wer erinnert sich noch an den Palästinenser Abu Chanifa in Dürrenmatts großem Israel-Essay »Zusammenhänge« aus dem Jahre 1975? Felicia Langer macht die Zusammenhänge durchschaubar. Felicia Langer: »Quo vadis Israel? Die neue Intifada der Palästinenser«, aus dem Englischen von Inge Presser, Lamuv Taschenbuch, 174 Seiten, 9.90 Euro.
Erschienen in Ossietzky 7/2002 |
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