Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Nazis und andere Brechmittelvon Dietrich Kittner Laut Veröffentlichungen des Dachverbandes deutscher Nazi-Organisationen - es muß ein Satiriker gewesen sein, der ihn ausgerechnet Verfassungsschutz genannt hat - soll es doch auch ein paar NPD-Mitglieder geben, die nicht von unseren Steuern bezahlt werden. Dennoch wird ein Verbot der altneubraunen Partei noch vor der Bundestagswahl immer unwahrscheinlicher. Stoiber schäumt. Zu Recht: Wie will er, wenn der Prozeß platzt, denn am 22. September eine Mehrheit erlangen? Wo Stoiber es doch ohnehin schon schwer genug hat im Wahlkampf: Kaum stellt er eine Forderung auf, schon läßt sich der Kanzler gelassen vernehmen: "Junge, das machen wir doch längst. Hol mal'n Bier." Und dann sieht der Chef der bajuwarischen Befreiungsfront Commandante Edmondo wieder echt alt aus in seiner Gebirgsschützenuniform! Um den Wählerinnen und Wählern die Entscheidung leichter zu machen, sollte man Gerhard Schröder vielleicht überreden, zukünftig im Matrosenanzug aufzutreten. Die Kandidaten wären so leichter zu unterscheiden. Auch sonst: Konnte die CSU bei der Rechten bisher noch damit punkten, daß sie während der EU-Sanktionen gegen Österreich dem "Hoffnungsträger Haider" (Max Streibl) demonstrativ eine Solidaritätseinladung nach München hatte zukommen lassen, so brachte Schröders lockerer Umgang mit Berlusconi beim freundnachbarschaftlichen Besuch in Rom die Sache glatt wieder ins Lot. Und galt der Satz "Den Sozen fehlt die Fähigkeit zum Umgang mit Geld" seit eh und je als fester Textbaustein in Wahlreden der "C"-Parteien, so dürfen die Kölner Amigos jetzt dem bayerischen Klüngel getrost die Stirn bieten: "Wir können genausogut mit Geld umgehen..." Nämlich die Gesetze. Pari-pari wieder. Es kommt für den Merkel-Überwinder also jetzt mehr und mehr darauf an, möglichst alle Stimmen von Rechts zu bündeln und in einer "rechten Sammlungsbewegung" (F. J. Strauß) zu vereinen. Ein Karlsruher NPD-Verbotsurteil könnte als heil-samer Zwang wirken. Sollten die vorgeblichen V-Mann-"Pannen" am Ende eine Kriegslist des Antifaschisten Schily gewesen sein, mit dem Ziel, eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen und die Nazis damit zersplittert zu halten? Ach, Genosse Innenminister, wie haben wir dich bisher verkannt! * Noch rechts-staatlicher geht es in Hamburg zu: Schily ist ja nur die Koseform, das Diminutivum von Schill. Was die weithin beliebte Forderung nach Wiedereinführung der Todesstrafe betrifft, so wäre der Herr Innensenator "nicht dagegen, wenn sich die dafür notwendige parlamentarische Mehrheit finden würde". (s. "Supermann Schill" von Günther Schwarberg in Ossietzky 17/01). Da es die bisher noch nicht gibt, jedenfalls nicht in grundgesetzändernder Zweidrittelqualität, muß Richter Gnadenlos seine Höchststrafe notgedrungen ohne Urteil auf dem Verwaltungswege per Polizeiaktion vollstrecken lassen: durch Brechmittel. Die jüngste Exekution war auf Anhieb ein Erfolg: Der Delinquent ist tot, ein mutmaßlicher Drogen-Kleindealer nur, der in Verdacht stand, Kapseln oder Päckchen mit Heroin geschluckt zu haben, um den Stoff so zu verbergen. Ihm wurde zwangsweise ein Brechmittel verabreicht, vor dessen Anwendung die Ärztekammer wegen seiner lebensbedrohenden Wirkung gewarnt hatte: das medizinische Risiko stehe in keinem Verhältnis zum strafprozentualen Nutzen. Wer jedoch verdächtig ist, mit Drogen zu handeln (und mehr war es ja wohl nicht, denn der Beweis sollte durch die gefährliche Prozedur doch erst erbracht werden), tritt nach Ansicht der Schillpartei das Grundgesetz mit Füßen und hat seine Grundrechte verwirkt. Ihm wird einfach auf Verdacht und ohne Urteil bei Schills der verfassungsmäßig garantierte Anspruch auf Leben und körperliche Unversehrtheit aberkannt. Am besten wohl durch den nächstgelegenen Stammtisch. Das Ergebnis zählt. Dabei hätte es andere, weniger riskante Möglichkeiten gegeben, sagen Ärzte: Abführmittel nämlich, wie sie anderswo in solchen Fällen angewandt werden. Hier jedoch entdeckt Schill überraschend Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar, und die eben werde bei Verabreichung von Laxativa verletzt... - Nein, falsch getippt: Richter Gnadenlos geht es ausdrücklich nur um die Menschenwürde der Polizisten. Denen sei nämlich nicht zuzumuten, auf der Suche nach Beweisstücken im Kot herumzustochern. Der Einsatz von Brechmitteln andererseits beeinträchtigt demnach die Menschenwürde keinesfalls, weil es selbstverständlich eine ganz andere Sache ist, im Erbrochenen zu suchen. Angesichts dieser ästhetisch-philosophischen Logik eines Senators der freien und Hansestadt bleibt dem Satiriker eigentlich nur Schweigen. Wenn es aber sein muß, dann also der grobe Keil auf den groben Klotz: Denkbar wäre auch eine Methode, die die Wirksamkeit des einen Mittels mit der Ungefährlichkeit des anderen verbände: Man lese einschlägig Verdächtigen einfach die gesammelten Sprüche des Ronald Barnabas Schill vor. Da müßte es eigentlich jedem hochkommen.
Erschienen in Ossietzky 6/2002 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |