Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Gerhard Schröder, Sozialreformer. - Beim SPD-Kongreß »Die Mitte in Deutschland« haben Sie, vom schriftlichen Redetext abweichend, eine bemerkenswerte Aussage gemacht. Die Einführung der kapitalgedeckten Riesterrente sei ein »epochaler Schritt« der rot-grünen Regierung, denn: Noch sei dies »eine dünne Säule«, gemessen an der beitragsfinanzierten Rentenversicherung, aber »im Zuge der Zeit« würden »beide Säulen gleich dick werden«, und das Verhältnis der beiden werde sich dann möglicherweise »umkehren«. Da zeigt sich, daß man, was die Entschlossenheit zu systemtranszendierenden Reformen angeht, den vorsitzenden Sozialdemokraten nicht unterschätzen darf. Erika Steinbach, Vertriebenenpräsidentin. - Ganz so epochemachend wie die meisten Medien finden Sie das neueste Werk von Günter Grass denn doch nicht; der Schriftsteller habe »mit seiner Novelle über die Tragödie der ›Wilhelm Gustloff‹ eine Tür durchschritten, die längst geöffnet war«. Als prominenten Türöffner nennen Sie Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner Rede beim »Tag der Heimat« im Jahre 2000. Aber zufrieden sind Sie immer noch nicht. Es würden, bevor vom Schicksal der Vertriebenen die Rede ist, von den »politisch Korrekten... zunächst Hitlers Opfer vorgerechnet«. Das sei nicht »normal«. Da bleibt, wenn wir Ihnen folgen, nur zweierlei übrig: Entweder wir erwähnen die Menschen, die Sie »Hitlers« Opfer nennen (andere Täter sollen offenbar außer Betracht bleiben), immer erst dann, wenn das Schicksal der Vertriebenen (der deutschstämmigen, versteht sich) beklagt ist, was aber wegen der Chronologie schwierig wird; oder wir lassen den Lehrgang durch die Geschichte gleich beim Untergang der »Wilhelm Gustloff« beginnen. Guido Westerwelle, FDP-Chef. - Von der Welt am Sonntag wurden Sie gefragt, was sich denn ein künftiger Vizekanzler und Bundesbildungsminister zum Ziel setzen werde. »Keine Personalspekulation bitte«, verwahrten Sie sich, gaben aber dann doch Auskunft in der Sache: Ein solcher Mann müsse »an den Schultoren rütteln und zeigen, daß die Schule nicht für die Funktionäre von Lehrergewerkschaften da ist, sondern für die Schüler.« Da die letztgenannten aber schon in den Schulen sind, kann das Rütteln am Tor nur bedeuten: Die GEW soll raus, Guido will rein. Dann haben die Schüler endlich was zu lachen. Familienbund der Katholiken. - Sie verlangen vom Senat der Stadt Berlin, seine Sparbeschlüsse für die Schulen in freier Trägerschaft zurückzunehmen. Ansonsten seien die katholischen Schulen in ihrer Existenz bedroht. Sie verweisen darauf, daß die schulische Ausbildung eine staatliche Pflichtaufgabe sei. Da haben Sie wohl was verwechselt. Zwar gehört die schulische Ausbildung zu den staatlichen Pflichtaufgaben, nicht aber die katholische. Postbank-Zentrale in Bonn. - Ihrer Kundschaft teilen Sie betr. Gebühren für Girokonten ab 1. 4. 2002 das Folgende mit: Wer mehr als 1000 Euro monatlich zugebucht bekommt, zahlt weiterhin gar nichts. Wer darunter bleibt, Ihnen ergo auch weniger Arbeit durch Kontenbewegungen macht, hat fortan 5,90 statt 4,35 Euro zu blechen. Wir haben Sie schon immer für ein besonders sozial gesinntes Unternehmen gehalten. Christoph Stölzl, Lichtgestalt der Berliner CDU. - In der Partei, deren Berliner Landesvorsitzender Sie werden möchten, nachdem Sie ihr mit angeborenem Instinkt schon fast vor einem Jahr beigetreten sind, empfinden einige Mitglieder Sie als »Lichtgestalt«, wie wir der Tagespresse entnehmen. Der Mensch sieht eben, was er gern sehen möchte. Im Dunkeln hält man zuweilen einen phosphoreszierenden Hering für eine Lichtgestalt. Aber Sie wissen auch (wie Harald Jähner in der Berliner Zeitung mitteilte), wie das Auge der Geschichte mißt: »Das Auge der Geschichte mißt in anderen Dimensionen als aufgeregte Zeitungsleser.« Das Blatt zeigt sich beeindruckt: »Hier sprach kein rüpelnder Abgeordneter aus dem Tagebau der Bezirkspolitik, hier sprach ein Professor im Dreiteiler mit Einstecktüchlein«. Daß die Jacke des Dreiteilers, wie das Foto neben diesem Text zeigt, lange kein Bügeleisen erlebt hat, liegt offenbar an Ihrer Fortbewegungsweise: »Der Mensch«, also auch der Stölzl, »wird geboren, um die Schwingen auszubreiten und fliegen zu lernen über das Enge und Kleine hinaus.« Na bitte. Und ein aus Bayern eingeflogener Sturmvogel, der hier noch etwas werden will, was er noch nicht war, läßt sich von niemandem plätten. Jähner zitiert aus einer Umfrage: »Was schätzen Sie an Ihren Freunden am meisten?« Ihre Antwort: »Wortlose Loyalität.« Die Betonung muß hier auf der Wortlosigkeit liegen. Denn Sie haben (laut Berliner Zeitung) bekannt, man könne Sie »anknipsen wie eine Lampe; zu jedem x-beliebigen Thema« könnten Sie »aus dem Stehgreif eine halbe Stunde reden«. Das ist wahr, und es ist auch nicht wahr. Denn Sie können, wie man weiß, zu jedem x-beliebigen Thema aus dem Stehgreif nicht nur eine halbe Stunde, sondern zwei Stunden lang reden. Oder auch drei. Und zwar ohne daß Sie einer anknipst.
Erschienen in Ossietzky 5/2002 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |