Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Offenbarung im Kibbuzvon Walter Kaufmann Avram Eshkol - was ich über diesen hochgewachsenen Mann mit dem wirren dunkelblonden Haar und dem struppigen Bart erfahren habe, vermittelte mir wenig mehr als die äußeren Stationen seines bisherigen Lebens. Zuerst Hochschullehrer, dann Fallschirmjäger, später Suchender in fernen Welten, jetzt Traktorist in einem Kibbuz im Negev - nachdem er für seine Weigerung, im arabischen Gebiet Militärdienst zu leisten, eine Gefängnisstrafe hingenommen hatte. Er war aber weiterhin bereit, für Israel zu kämpfen. Das fand ich widersprüchlich. Seine Dienstverweigerung begann ich erst zu begreifen, als er in jener Nacht vor dem großen Gewitter vom Schicksal des jungen Beduinen erzählte, der sich freiwillig zur israelischen Armee gemeldet hatte. Auch glaubte ich erkennen zu können, was sich hinter dem Blick von Avram Eshkols hellen, klaren Augen verbarg, den er oft in eine weite, unbestimmte Ferne zu richten schien. »Ich hatte ihn gekannt«, sagte er. »Ein junger Bursche, der sich sehr bald unter uns bewegte, als gehöre er ganz zu uns - freundlich, aufgeschlossen, hilfsbereit, als Spurensucher im Wüstengebiet ein Phänomen. Augen wie ein Lux, ein Spürsinn, der uns zum Staunen brachte. Kein Wunder, daß er bei unseren Einsätzen unersetzlich war und man ihm das auch zu danken wußte. Er wurde, was bei einem Beduinen ziemlich ungewöhnlich ist, zum Korporal befördert, wurde belobigt, und sein Bild ging durch die Presse. Hier war einer, den man anderen Beduinen zum Vorbild hinstellen konnte, ein Araber, der die Sache Israels so sehr zu seiner eigenen gemacht hatte, daß er es sogar ablehnte, Urlaub zu nehmen, als er verwundet wurde. Nicht schwer verwundet, aber immerhin. Er war kaum wieder auf den Beinen, da meldete er sich zur Truppe zurück.« Avram Eshkol zog die Luft ein. Sein Blick haftete jetzt auf mir. »Das hätte er lassen sollen«, sagte er. »Zumindest hätte er dann sein Dorf noch einmal gesehen.« »Er fiel also im Einsatz?« »Wirst du glauben, wenn ich dir sage, daß es schlimmer für ihn kam?« »Was kann schlimmer sein als der Tod?« Noch einmal schweifte Avram Eshkols Blick in die Ferne. »Du kehrst heim in dein Dorf und findest es nicht mehr, findest dein Haus nicht mehr, und du - erfährst, daß die Armee, der du gedient hast, dein Dorf zerstört hat und das Land deiner Väter jetzt dem Kibbuz gehört - nicht diesem Kibbuz«, fügte Avram Eshkol leise hinzu, »einem anderen nicht weit von hier. Das alles also erfährst du. Für einen Beduinen ist das schlimmer als der Tod. Er wird danach nur noch Selbstverachtung kennen und unbändigen Haß!« »Das ist eine verbürgte Geschichte, Avram?« »Verbürgt«, versicherte er mir, »bis hoch in die Knesset verbürgt. Du kannst es aufschreiben, wie ich es dir erzählt habe.« In diesen Tagen erscheint im MV Taschenbuchverlag Rostock Walter Kaufmanns Reportagenband »Reisen ins Gelobte Land«.
Erschienen in Ossietzky 1/2002 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |