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Wen oder was bombardieren die USA noch immer fast täglich »im Osten Afghanistans«? Genauere Ortsangaben werden nicht gemacht. Meistens geistert der Mullah Omar schemenhaft durch die Meldungen, immer aber werden »Ausbildungslager für Terroristen vermutet«. Allemal werden Zivilisten getroffen, offenbar ganze Dörfer ausradiert. Da mault die Regierung in Kabul schon mal - findet sich dann aber doch mit der Notwendigkeit weiterer Bombardierungen ab: Für amerikanische Bodentruppen wäre ein Angriff auf die »Ausbildungslager« zu riskant. Und aus Washington verlautet, die Regierung in Kabul habe nicht ersucht, die Bombardements einzustellen...- Das ist doch mal ein netter, völkerrechtlich gewiß legitimierter Umgang miteinander: Es wird bombardiert und bombardiert, überall und immer, solange keiner ersucht, selbiges zu unterlassen. Den Soldaten der »UNO-Friedenstruppe« ist unter diesen Umständen zu empfehlen, ihre Helme auf dem Kopf behalten, falls sie glauben, sich damit vor den Bomben des NATO-Verbündeten USA schützen zu können. Apropos Mullah Omar: Wer oder was wird denn nun neuerdings in Afghanistan gesucht? Wieso eigentlich und seit wann Omar, der gewesene Chef der gewesenen Taliban-Regierung? War's nicht ursprünglich Bin Laden? Warum kräht nach dem kein Hahn mehr? Lebt er noch? Hat er je gelebt? Omar hat sich, so wird vermutet, von Irgendwo nach Nirgendwo auf einem Motorrad entfernt... Saif übrigens, ehemals Botschafter der Taliban-Regierung in Islamabad, wurde aus Pakistan nach Afghanistan abgeschoben. Jetzt wird er seit Tagen auf einem US-Kriegsschiff von US-Geheimdiensten verhört; die USA erhofften sich davon »Aufschlüsse über die Verbindungen der gestürzten Taliban mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida«, erfährt man über RTL-Videotext vom 6. Januar. Aber besaß denn unsere Supermacht bisher keine Aufschlüsse über diese Verbindungen? Waren nicht gerade diese Verbindungen der Grund für den Beginn des Krieges gegen Afghanistan gewesen? Wo wird Omar samt Motorrad demnächst landen? Vermuten wir doch auch mal: quer übern Ozean am Ende doch in Somalia. Sicher ist jedenfalls: Die Lufthoheit über das somalische Territorium haben ganz offensichtlich die USA. Erste Erkundungsflüge zwecks Festlegung der nächsten Bombenziele fanden bereits statt (dort, wo »Ausbildungslager für Terroristen« vermutet werden) - und zwar ungestört. Weil wir gerade schon beim nächsten Krieg sind (oder beim übernächsten oder überübernächsten), schnell noch mal zurück zum 11. September. Eine Sendung von Spiegel TV vom 6. Januar behauptet, zu diesem Thema Zusammenhänge und Entwicklungen aufzuzeigen. Kaum Beweise oder auch nur ernstzunehmende Indizien, alles macht einen verdammt gestellten Eindruck. Eine Anleitung zum Messen des Kerosin-Vorrats in Flugzeugen zum Beispiel, die der Motelbesitzer brav aus den Müllsäcken herausgesucht und gefunden hat, die »die Terroristen« hinterlassen hatten. Ansonsten vage Vermutungen: Aussagen von irgendwelchen Leuten, die irgendwelche Leute irgendwo gesehen oder angerempelt haben, Computer-Simulationen vom Anflug auf WTC und Pentagon, mit einem Kommentar aus dem Off, so zusammengeschnitten, als hätten »die Terroristen« genau mit diesen Bildern geübt. Wackelnde Kameras im Innern von Flugzeugen, dräuende Musik. Ganz nebenbei wird berichtet, mehrere der »Attentäter« hätten kurz vor dem 11. September Unsummen für Besäufnisse auf den Kopf gehauen. Fanatische Moslems im Heiligen Krieg, die sich für Tausende von Dollars am Alkohol gütlich tun, den Allah ihnen verboten hat? Wer soll das glauben? In Grafiken sind die Wege der vier Attentatsflugzeuge dargestellt. Weit fliegt das letzte von ihnen nach Westen, ehe es im spitzen Winkel zurückkehrt in Richtung Ostküste. Warum diese sinnlose Vergeudung von Treibstoff, da doch eben dieser beim Aufprall die eigentliche Waffe darstellt? Außerdem sind in dieser Sendung Ausschnitte aus jenem ominöse Video voller gutgelaunter Geständnisse Bin Ladens zu sehen. Um solches Material zu finden, mußten die USA in Afghanistan intervenieren - weil damit die Intervention zu begründen ist. Alles klar? Fragen wir mal nicht nach den möglichen Motiven Bin Ladens für die Anfertigung eines solchen Videos, vielleicht hatte er ja welche. Beobachten wir nur genau: Fast immer ist der Mund des Sprechenden im Halbprofil, im Dunkeln, nicht zu erkennen. Texte sind also beliebig zu unterlegen. Aber an der Echtheit des Videos ist ja laut G. W. Bush deshalb nicht zu zweifeln, weil die CIA die Echtheit bestätigt hat. Wahrscheinlich ist es der schlampige Umgang von allerlei Schreibtisch- bzw. Bildschirm-Tätern mit der deutschen Sprache, der uns ganz nebenbei einen grimmigen kleinen Zorn beschert. Von dem »deutschen Vorauskommando für die internationale Schutztruppe in Afghanistan« ist da die Rede: »Zunächst werden 70 deutsche und 30 niederländische Soldaten nach Afghanistan aufbrechen, teilte Verteidigungsminister Scharping mit.« (RTL-Videotext vom 6. Januar) Also bis an die Maas erstreckt sich das deutsche Reich nun immerhin schon wieder! Wenn das nicht ein erster Sieg im Krieg gegen den Terror ist!
Erschienen in Ossietzky 1/2002 |
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