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Auf gutes Zureden haben Sie sich aber nicht verlassen wollen – Ihre Bediensteten haben dafür gesorgt, daß der Internationale Währungsfond der türkischen Regierung einen neuen Kredit in Höhe von 16 Milliarden Dollar gewährt. Bestechung? Ach was, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Gernot Erler, Vize-Fraktionschef der SPD im Bundestag. – Als außenpolitischer Experte der deutschen Sozialdemokratie haben Sie Ihre Bedenken gegen den geplanten Angriff der USA auf den Irak geäußert. Von den Menschen opfern, die ein solcher Krieg kosten würde, haben Sie nicht gesprochen, auch nicht vom Völkerrecht. Sie haben einen handfesten Einwand: Nach einem Krieg der USA gegen den Irak würden die europäischen Staaten wieder einmal zur Kasse gebeten, um die Nachsorge zu finanzieren, so wie auf dem Balkan und in Afghanistan. Und das könne man sich nicht leisten. Gewiß werden Sie auch die akuten Haushaltssorgen des Kabinetts Schröder im Auge gehabt haben, und deshalb vervollständigen wir Ihre Argumentation: Wenn schon ein neuer »Wüstensturm« fällig ist, dann doch bitte erst nach der Bundestagswahl. Rudolf Scharping, Minister für bewaffnete Händel und Waffenhandel. – Zur Verteidigung unserer Republik gegen mögliche militärische Angriffe durch Armeen des Warschauer Pakts oder die logistisch perfekt organisierten Horden des Dschingis Khan, wenn nicht gar gegen eine heimtückische Attacke des perfiden Albion brauchen Sie Geld. Um an Geld zu kommen, bieten Sie allerlei nicht mehr ganz taufrisches Bundeswehr-Kriegsgerät im Winterschlußverkauf feil – von kompletten Radarstationen bis zu Jagdbombern, Panzerwagen, Generalstabshosenbiesen-Poliergeräten, Handgranaten und so weiter. Alles relativ preiswert, aber für Ossietzky-Leute uninteressant. In Ihrer Liste fehlen jene Fahrräder, welche Sie dank Ihrer Unfall-Anfälligkeit demoliert haben. Für solche Velozipede von geringem Schrottwert könnten sich vielleicht komische Zirkus-Artisten interessen. Wolfgang Stock, leitender Redakteur Inland der Welt am Sonntag. – »Mehrheit der Deutschen befürchtet Rot-Rot im Bund« – haben Sie als Titelblattschlagzeile in Ihre Zeitung setzen lassen. Grundlage der Meldung ist eine Umfrage, die Infratest dimap für Ihr Blatt durchgeführt hat. Unvorsichtigerweise haben Sie dieselbe dokumentiert, die Fragestellung lautete so: »Halten Sie es für möglich, daß die SPD auch auf Bundesebene eine Koalition mit der PDS eingehen würde, um an der Macht zu bleiben?« 57 Prozent der Befragten haben bejaht. Von Furcht war da keine Rede. Kreative Berichterstattung also. Hartmut Mehdorn, Eisenbahn-Vorsteher. – Der zeitweilig in der Versenkung verschwundene Organisationskünstler Axel Nawrocki, welcher für die Stadt Berlin ebenso glanzvolle wie kostspielige Olympische Spiele arrangiert hatte (die niemals stattfanden), brillierte später als S-Bahn-Chef mit der Jahrhundert-Idee, den Fahrgästen längerer Linien (S 5 Strausberg-Nord/Spandau, S 7 Ahrensfelde/Potsdam-Hauptbahnhof) Kaffee und heiße Würstchen anzubieten. Die Verwirklichung dieses großartigen Gedankens scheiterte bekanntlich an dem herkömmlichen Kunstverstand der Berliner, die eine Verschönerung der Abteile durch verschüttete Kondensmilch und verkleckerten Senf nicht akzeptierten. Dann suchten Sie N. mit dem Vorschlag zu übertreffen, in Fernzügen die Speisewagen abzuschaffen und den Passagieren stattdessen nach entsprechender Bestellung verpackte Butter, Käse und ähnliche Delikatessen zu verkaufen. In Ihrem Bestreben, die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) der S-Bahn einzuverleiben, haben Sie unlängst erklärt, die Tatsache, daß es in Berlin zwei Verkehrsunternehmen gibt, sei ein Produkt der geteilten Stadt und keine Meisterleistung. Während des ganzen verflossenen Jahrhunderts existierten in Berlin zwei (zeitweise sogar mehrere) Verkehrsunternehmen. Wenn Sie diese Tatsache zu einem Produkt der geteilten Stadt erklären, beweisen Sie damit, daß Sie sich in Ihrem Fach schlecht auskennen. Wie Sie sagten: Keine Meisterleistung. Ulrich Raulff, Feuilleton-Autor der Süddeutschen Zeitung. – Wunderbar, wie bildhaft Sie in der Rezension des Gustloff-Buches von Günter Grass (»Im Krebsgang«) die Probleme des Autors behandeln: »Seit Jahrzehnten liegt Günter Grass die Gustloff auf der Seele.« Eine schwere Belastung, denn so ein Schiff ist nicht von Pappe. Besonders eindrucksvoll schildern Sie die Unterwasserprobleme des Nobelpreisträgers: »Er wußte auch, weshalb er um das gesunkene Schiff wie um den heißen Brei herumschlich.« Schade, daß Sie uns nicht erzählen, ob es Griesbrei oder Hirsebrei war, der da in der Ostsee herumlag. Und ob er ihn schließlich gegessen hat, als er das ewige Schleichen um den heißen Brei satt war.
Erschienen in Ossietzky 4/2002 |
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