Peter Scholl-Latour, Starberichterstatter. - In Ihrer Kolumne in der Welt am Sonntag weisen Sie auf folgenden Sachverhalt hin: "Aus dem Pentagon klingt heute im Hinblick auf Zentralasien die Parole: We are here to stay. Davon war zu Beginn des weltweiten Kampfes gegen den Terrorismus nicht die Rede gewesen." Stimmt. Aber vor dem 11. September 2001 hat es nicht an Stimmen aus der Umgebung des Pentagon gefehlt, die eine vorausschauende Botschaft zu Gehör brachten: Wir müssen nach Zentralasien gehen und dort bleiben.

Mathias Döpfner, Medienmanager. - Ob die Zeitungen Ihres Verlages bestimmten Parteien näher stünden als anderen, wurden Sie als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Axel Springer gefragt. Da gebe es keine Festlegung, sagten Sie, "wir unterstützen das, was für Deutschland gut ist." Und wie bekommen wir nun heraus, was gut ist für Deutschland? Und für wen in Deutschland? In Ihrer Position ist die Antwort naheliegend: Was gut ist für den Axel Springer Verlag, ist auch gut für Deutschland. Jedenfalls ist jetzt geklärt, wer Ihnen bei der letzten Hamburger Bürgerschaftswahl besonders gut für Hamburg erschien, sonst hätten Ihre Hamburger Blätter nicht den miserablenen Amtsrichter Ronald Barnabas Schill aus dem Nichts auf fast 20 Prozent hochgeschrieben.

Ulla Schmidt, Bundesgesundheitsministerin. - "Die nächste Bundestagswahl wird zu einer Richtungsentscheidung in der Gesundheitspolitik" - so Ihr Wort in das Ohr der WählerInnen. Nun müssen Sie nur noch hinzufügen, welche gesundheitspolitische Richtung Ihre Partei vor der Wahl zu versprechen und welche sie nach der Wahl einzuschlagen gedenkt.

Elisabeth von Bismarck, Großgrundbesitzerin. - Sie haben Ihre humane Grundgesinnung durch einen Leserbrief in der Bergedorfer Zeitung deutlich gemacht, als Sie zum Fall des 19jährigen Afrikaners Stellung nahmen, den Ärzte des Rechtsmedizinischen Instituts der Hamburger Universitätsklinik Eppendorf mit einem Brechmittel töteten: "Wenn man bedenkt, wieviel Unglück der Dealer Achidi J. mit seinen fatalen Drogen in Familien mit Jugendlichen verursacht hätte, dann bin ich froh, daß er nicht mehr am Leben ist... Seinen Tod hat er verdient." Mit wie feinen Worten es Ihnen gelingt, das grobe "Rübe ab" der Rechtsradikalen in die adlige Ausdrucksweise zu übersetzen. Gar nicht zu verstehen, daß so viele Leser der Zeitung anderer Meinung sind: "Gedankenmüll der von Bismarck", beschimpft Sie einer. Und ein anderer wirft Ihnen vor, daß Ihre Familie zwar nicht mit Rauschgift, aber mit Alkohol handelt, der immerhin auch einiges "Unglück in Familien mit Jugendlichen verursacht". Eine Leserin versteigt sich sogar ganz und gar unehrerbietig dazu, Ihnen, einer Fürstin (!), die sich auch heute noch so nennt, zu empfehlen: mit der Drogenbekämpfung könne "Frau von Bismarck ja mal in ihrer Familie anfangen".

Erschienen in Ossietzky 2/2002