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Das »Flirten mit anderen Parteien« werde von der Wählerschaft der Grünen nicht goutiert, sagte Claudia Roth. Und Jürgen Trittin merkte im Gespräch mit einem Fernsehreporter schmunzelnd an: Wenn die Grünen bei der Wahl gut abschnitten, werde wohl neues Nachdenken über die Partnerwahl einsetzen. Flirten, das ist eine Alltagserfahrung, bedeutet noch keine Entscheidung über eine Liaison, und Lästern über einander kann das Vorgeplänkel zu einer solchen sein. A. K. Gut für den Papst und unser Land»Heute ist ein guter Tag in diesem Parlament«, sprach Johannes Singhammer (CSU) am 13. Mai im Deutschen Bundestag, noch bevor die namentliche Abstimmung über das von ihm initiierte Gesetz zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes begonnen hatte. Noch pathetischer bezog sich die frühere Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) auf »Parlamentarismus, Demokratie und unser Land«. Es war ihre letzte Bundestagsrede. Vor allem ihr hatte Singhammer es zu verdanken, daß der Antrag mit den SPD-Stimmen und denen von Grünen und FDP verabschiedet wurde. Von Gott und der Kirche war diesmal nicht ausdrücklich die Rede. Im März hatte Singhammer in einem persönlichen Gespräch in Rom Papst Benedikt XVI. über den Stand seiner Initiative zur »Verbesserung der Situation bei Spätabtreibung« in Deutschland informiert, und am Tage vor der Parlamentsentscheidung hatte er in einer Presseerklärung mitgeteilt, der Papst habe die Hoffnung geäußert, daß es zu einer »besseren Regelung« komme als bisher. In der ersten Lesung des Gesetzes hatte sich der CSU-Abgeordnete auf Ärzte, Kirchen und den lieben Gott berufen, der das »ungeborene Leben« schütze. Tatsächlich wurde am 13. Mai mit 326 gegen 234 Stimmen die Verschärfung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes beschlossen. Darin geht es nicht etwa, wie hier und da berichtet wurde, nur um »Spätabtreibungen«. Die Änderungen wirken sich auf die gesamte medizinische Indikation aus, die Abtreibungen nach der zwölften Schwangerschaftswoche erlaubt und auch schon vor der zwölften Woche gestellt werden kann, zum Beispiel wenn die Schwangere erkrankt ist oder wenn sie embryoschädigende Substanzen eingenommen hat. Die Abtreibung ist nur erlaubt, um »eine Gefahr für das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren abzuwenden«. Im Jahre 2008 haben etwa 3.000 Frauen aus Deutschland mit medizinischer Indikation abgetrieben, darunter etwa 600, die ins Ausland auswichen. Die Anzahl der Frauen, die eine Spätabtreibung vornehmen lassen, liegt bundesweit seit Jahren bei 180 bis 230. In den meisten Fällen sind die Kinder nicht lebensfähig. Die Anzahl dieser Abtreibungen wird durch die unnötige Gesetzesänderung nicht verringert werden. Künftig sind Ärzte und Ärztinnen verpflichtet, schwangere Frauen nach einer Diagnose medizinisch zu beraten und sie auf die Möglichkeit einer psychosozialen Beratung hinzuweisen. Wenn ein Arzt das unterläßt, kann er mit einer Geldbuße bis zu 5.000 Euro belegt werden. Die Schwangere muß zudem eine Bedenkzeit von drei Tagen zwischen Diagnose und Abbruch einhalten, es sei denn sie befindet sich in unmittelbarer Lebensgefahr. Der Antrag auf statistische Erfassung fand keine Mehrheit. Die am 13. Mai beschlossenen Gesetzesänderungen sind ein Rückschritt nach Jahrzehnten des Kampfes der Frauen gegen den Abtreibungsparagraphen 218, der noch immer im Strafgesetzbuch steht. Sie werden keinen Schwangerschaftsabbruch verhindern, aber ihn erschweren. Parlamentarierinnen aus SPD, Grünen und Linken hatten sich im Vorfeld ebenso wie der Berufsverband der Frauenärzte, pro familia und elf weitere Verbände gegen jede Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes ausgesprochen. Berücksichtigt wurden jedoch lediglich deren datenschutzrechtliche Einwände. Die psychische Belastung für betroffene Schwangere wird durch eine starre »Bedenkzeit« wachsen. Die Bereitschaft von Ärztinnen und Ärzten, eine medizinische Indikation zu stellen, wird weiter sinken, weil sie juristische Konsequenzen wegen der Nichtbeachtung der Beratungspflicht fürchten. Nicht alle betroffenen Frauen werden es sich leisten können, im Ausland Hilfe zu suchen. Heute gehört es zum Standard, sich pränatalen Untersuchungen zu unterziehen, gerade so, als hätten Frauen das Recht auf ein perfektes Designerbaby – oder als wäre das geradezu ihre Pflicht. Aber nein: Frauen haben ein Recht auf Aufklärung darüber, was sie erwarten kann und welche Behandlung sinnvoll ist oder nicht, und sie haben auch ein Recht auf Nichtwissen und auf Ablehnung bestimmter Untersuchungen. Behinderte Kinder haben ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben wie andere Menschen auch. Daran hapert es in unserer Gesellschaft. Das verabschiedete Gesetz hilft dabei nicht. Gisela Notz Namenloses GiftVon Anne Will zu Stuhle gebeten und vorzugsbehandelt, von Angela Merkel mit einem Extrabesuch beehrt: Hubertus Knabe. Muß Guido Knoop, der oberste Geschichtslehrer der Nation, da nicht um seinen Platz bangen? Michael Brie von der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat Knabes jüngste publizistische Auslassung studiert und empfiehlt sie. Er richtet seine Empfehlung aber nicht an seine Genossen, die über historische Urteilskraft gebieten. Er bestimmt sie für zwei Gruppen. Die eine bezeichnet er als Leute, »die wissen wollen, welche Argumente dafür sprechen, die Linkspartei in Deutschland zu entsorgen«. Als die andere Adressatengruppe nennt er jene »Mitglieder und Anhänger der Partei«, die »zweifelsohne immer wieder verführt (sind), sich die Vergangenheit passend zurechtzubiegen«. Beiden Gruppen aber würde, meint Rezensent Brie, die Lektüre nur dann hilfreich sein, wenn sie das Buch anders lesen würden, als sie das gewohnt seien. Es sei zu konsumieren »wie eine gering dosierte Menge Gift genossen wird«. An dieser Stelle angekommen, wird Weiterlesen schwierig. Wegen der Menge herandrängender Fragen. Wie läßt sich die Andeutung entschlüsseln, wie ein Buch nach diesem Rezept lesen? Sind Kapitel, Abschnitte, Sätze oder gar nur Buchstaben auszulassen? Soll das Lesen von Zeit zu Zeit unterbrochen werden und wenn ja, wie lange? Ist die Mißachtung von Tages- oder Nachtzeiten folgenschwer? Und, denkt man an den Ratgeber: Welche Erfahrungen mit welchem Gift in welchen Dosen hat er gemacht, daß er gerade auf diesen Vergleich verfiel? Zuletzt: Mit Rücksicht auf welche hierzulande geltenden Gesetze schweigt er sich darüber aus? Der geheimnisvolle Rat des Rezensenten – ist das gar dessen uneinbekannte Absicht – wirkt wie eine doppelte Barriere. Zumal die Menschen mit Gift und Giftigem sich hinreichend versorgt sehen, in den Zeiten der »Schweinegrippe« zusätzlich. Kurt Pätzold Matthöfers Träume und AbstürzeHeimatschuß – das war in der Hitler-Armee die Kunst, so auf sich selbst zu schießen, daß man im Lazarett überlebte. Einer, der 1944 als 19jähriger auf diese Art durchkam, wurde linker Funktionär der Industriegewerkschaft Metall, Automationsexperte, Vertrauter des Gewerkschaftsvorsitzenden Otto Brenner, Kontaktmann zum Sozialistischen Deutschen Studentenbund, SPD-Bundestagsabgeordneter, Staatssekretär für Entwicklungspolitik, Forschungs-, Finanz- und Postminister unter Kanzler Schmidt, zuletzt Generaldirektor der Gewerkschaftsvermögen. Aus seinen Dokumenten hat ein Wirtschaftshistoriker ein hinreißendes Drehbuch für einen Wirtschafts-Western gemacht, wobei es ihm gelungen ist, die Hauptfigur nicht in diverse Rollen zerfallen zu lassen, sondern immer als lebendigen Menschen zu schildern. Matthöfer stammt aus Bochum, der Vater war Kranführer im Stahlwerk. Nach Hitlerjugend, Krieg, Schwarzmarkt-Schnapshandel studierte er Volkswirtschaft und die Sozialkritik der »Frankfurter Schule«, auch in den USA. Er verkrachte sich mit der IG-Metall-Bürokratie, als er bei Ford in Köln betriebsnahe Tarifpolitik mit den Vertrauensleuten (den gewählten Vertretern der Gewerkschaftsmitglieder) statt mit den von der ganzen Belegschaft gewählten, gesetzlich auf »Sozialpartnerschaft« verpflichteten Betriebsräten unterstützte. Im Bundestag sprach er so rührend einsam gegen die Notstandsgesetze, daß Sheriff Helmut Schmidt milde den Arm um ihn legte: ewige Freundschaft. Die Linke in Franco-Spanien, Allendes Chile, Castros Kuba unterstützte er als linker Real-Politiker, der sich rühmt, »zu den wenigen Politikern, von denen Fidel Castro Widerspruch duldete«, gehört zu haben. Nach der ersten westdeutschen Wirtschaftskrise wollte er als Forschungsminister die Zukunft planbar machen. Sein Programm »Humanisierung der Arbeit« zielte auf die Abschaffung des Fließbands. Vom Atom-Vertrauen kam er zum Dialog mit den »AKW-Nee«-Bürgerinitiativen und schließlich zur Solarenergie. Als Finanzminister setzte er Staats-Milliarden für Infrastruktur-Investitionen einschließlich Autobahnen ein, propagierte dann aber »Solidität« und »Leistung«, wogegen die IG Metall mobilisierte. Rechtsruck, Verrat? Aus der Flick-Spendenaffäre kam er erst nach Jahren sauber heraus. Die SPD-Parteikasse und die Gewerkschaftsfirmen (Neue Heimat, Bank für Gemeinwirtschaft u.a.) »sanierte« er, bis keine Gemeinwirtschaft mehr zu erkennen war. »Der Unternehmer Matthöfer weist eine makellose Bilanz auf«, meint sein Biograph und lobt »weniger Stoff für Träume, aber wirtschaftlichen Erfolg« auf den Ruinen der Gemeinwirtschaft: »Aus der Traum.« Ist linke Politik in Sozialdemokratie und Gewerkschaft prinzipiell unmöglich? Gegen solche Skepsis stehen Projekte wie Humanisierung der Arbeitswelt oder Solidarität mit Lateinamerika. Einzelne wie zeitweilig Erhard Eppler mit seiner Dritte-Welt-Politik und Hermann Scheer bis heute mit seiner Umweltpolitik zeigen gerade Wege, deren Ziele auch in Niederlagen unverstellt bleiben. – Linke Träume und Abstürze: Matthöfers Leben. Er wollte die Revolution nicht machen, aber für sie bereit sein, auf sie vorbereiten, sagt der Biograph. Doch auch wenn der Akteur gelegentlich Rückzüge oder so etwas wie einen Heimatschuß für nötig hält, sollten linke Wege und Ziele sichtbar sein. Richard Herding Werner Abelshauser: »Nach dem Wirtschaftswunder. Der Gewerkschafter, Politiker und Unternehmer Hans Matthöfer«, J.H.W.Dietz Nachf., 798 S., 58 € Selbstblockade des SystemsDie Autorin ist Ossietzky-Lesern wohlbekannt. Ein Hinweis auf die Beharrlichkeit, mit der sie seit der »Wende« demokratische Defizite im wiedervereinigten Deutschland benennt, erscheint überflüssig. Nach zwanzig Jahren zieht sie nun eine Bilanz und stellt am Ende gar »die Systemfrage«. Anhand vieler gut recherchierter Beispiele zeigt sie, was im Prozeß der sogenannten Wiedervereinigung verlorenging: Die soziale Marktwirtschaft gab das Soziale preis, und zugleich wurde die Demokratie mehr und mehr ausgehöhlt. Besonders die Kapitel 2, 3 und 4 liefern aufschlußreiche Einzelheiten und Zusammenhänge aus der Ost-Perspektive, die westlichen Lesern einen erweiterten Blick auf die gemeinsame »Untergangsgesellschaft« eröffnen können, sofern sie bereit sind, ideologische Scheuklappen abzulegen. Daniela Dahn zeigt, wie stark die »Systemkonfrontation als zentrales Organisationsprinzip« die beiden deutschen Gesellschaften beeinflußt hat, und stellt fest, daß der Wegfall dieser Konkurrenz nicht nur den Osten, sondern auch den Westen verändert hat: »Warum wird, wo die östliche Unfreiheit besiegt ist, die eigene Freiheit abgebaut?« Ihre Einsicht »Mehr noch als der frühere Osten ist der Westen Deutschlands zum Verlierer der Einheit geworden« steht in radikalem Widerspruch zur aktuellen Selbstgefälligkeit der Nation. In der Tat besteht ein Zusammenhang zwischen dem Ende des Realsozialismus und der weltweiten Deregulierung des Kapitalismus mit all ihren dramatischen ökonomischen, militärischen und politischen Folgen, zu denen auch das Ende der historischen Linken in vielen Ländern gehört. Zu diskutieren wäre allerdings, ob nicht die Ursachen der aktuellen Weltwirtschaftskrise viel weiter zurückreichen, nämlich bis zu den Deregulierungen der 1970er Jahre, also lange vor dem Zusammenbruch des Realsozialismus. Die rhetorische Schlußfrage der Autorin »Ist die Selbstblockade des Systems evolutionär überwindbar?« ist von ihr selbst beantwortet: »Es fehlt nicht an Entwürfen für eine gerechtere Welt, sondern an der Kraft, sie durchzusetzen.« Susanna Böhme-Kuby Daniela Dahn: »Wehe dem Sieger! Ohne Osten kein Westen«, Rowohlt Verlag, 302 Seiten, 18.90 € Zu leichtDas Buch war angekündigt als leicht und locker und gepriesen von Kritikerkollegen als »Tucholsky-verdächtig« und ungewöhnlich beeindruckender Erstling einer jungen, sehr begabten Autorin. Die Freude solcher Lektüre wollte ich mir gönnen. Es ist die Ich-Erzählung einer gerade noch jungen Frau, die einen Bilderladen besitzt und lieber eine Galerie hätte, aber die Verhältnisse! Sie ist pleite, was sie überhaupt nicht stört, denn aufregender ist die aktuelle Liebe zu Güldenstern, einem sechzigjährigen Allround-Talent. Er beschützt sie, sie genießen das Glück des Miteinanders, und da fällt ihnen viel Schönes ein. Aber selbst diese Liebe erträgt die schöne Rosenkranz fast nur noch alkoholisiert, was die Karambolagen im Straßenverkehr und Auftritte mit der Polizei vermehrt. Freilich, das ist schön unkonventionell und manchmal komisch, aber es bleibt oberflächlich, seicht, und als unsere Schöne in wirkliche Schwierigkeiten gerät, hat sie ein Netz: den wohlhabenden Ehemann und die Entzugsanstalt. Das angekündigte »Spiegelbild« färbt unsere Zeit schöner, als sie ist. Christel Berger Rebecca Mann: »Rosenkranz oder die Liebe zum Konkurs«, Roman, Scheunen-Verlag, 134 Seiten, 9.90 € Klischee-KrimiBei ihren Fraktionskollegen ist sie als Quertreiberin verschrien. Nachdem die Umweltaktivistin in einer Sitzung mit Enthüllungen gedroht hat, wird sie tot auf der Mülldeponie gefunden. Ein neuer Fall für Commissario Brunetti? Nein, hier ermittelt Kommissar Edwin Schönberger. Er stapft durch die klischeetriefende Provinzpolit- und Wirtschaftsszenerie, läßt keinen Fettnapf aus und nervt seine Kollegen mit philosophischen Abschweifungen. Der ambitionierte gesellschaftspolitische Ansatz erstirbt in einem fast eindimensionalen, spannungsfernen Ermittlungsverlauf. Der Fall ist nach gut 24 Stunden gelöst. Der Leser fragt sich erlöst, warum dieser vielleicht für die Bühne geeignete Kriminalschwank in Buchform erschienen ist. Katrin Kusche Jürgen Meier: »Die Kunst und der Konsul«, Geest-Verlag, 212 Seiten, 11 € Der Kenner & der ProphetJochanan Trilse-Finkelstein hat sich lobend und zustimmend zu Ettore Ghibellinos These von der Liebe Goethes zur Herzoginmutter Anna Amalia geäußert (Ossietzky 10/09). Eine unkonventionelle Ansicht, eine unbezweifelbare Wahrheit. Auch jene These, daß Brechts Werke von Geliebten geschrieben wurden, ist verblüffend und folglich wahr. Denn was soll eine Wissenschaft, die nicht neu und kühn denkt? Doch warum hat bislang niemand erkannt, daß Goethes Beziehung zu Schiller überaus pikant war? Das Treffen der beiden am 7. September 1788 in Rudolstadt wurde nur zur Tarnung als kühl dargestellt. Hingegen spricht ein Brief im Anschluß an die Begegnung Bände: Schiller bat nachgerade, man müsse Goethe »wie einer stolzen Prüden ein Kind machen«. Kann nicht jeder daraus sehen, daß Goethes Sohn August (geboren am 25. 12. 1789, also fast exakt sechs plus neun Monate nach der schicksalhaften Begegnung!) von Schiller sein muß? Warum ist bisher niemandem aufgefallen, daß das offizielle Sie von Goethe und Schiller nur vorgeschoben war? Natürlich waren die Konventionen damals so, daß ihre wahre Beziehung nicht bekannt werden durfte. Jeder kennt den angeblich einer Christiane V. (?) geschriebenen Brief, in dem Goethe den Begriff »Bettschatz« verwendet. Aber was ist ein Schatz? Richtig – er ist männlich. Doch die etablierte Literaturwissenschaft ging bislang an solchen Erkenntnissen schlichtweg vorbei. Jeder kann heute die Akten der Weimarer Geheimpolizei einsehen. Doch warum ist bislang niemandem das Beobachtungsprotokoll vom 12. September 1796 aufgefallen »G. u Schill. in innigl. Bez. angetr.«? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Man muß nur einmal die Originalbriefe im Goethe-Schiller-Archiv einsehen. Unter dem 5ten Dec. 1802 ist eindeutig von Goethes Handschrift vermerkt: »Ettore Ghibellino ist mein Kenner & Jochanan Trilse-Finkelstein sein Prophet.« Matthias Biskupek Press-KohlMein Dresdner Freund Willi Z. wurde vom Flugblatt eines städtischen Veranstaltungsdienstes über ein Angebot besonderer Art informiert: »Sechs Baudenkmäler und eine archäologische Grabungsstätte, die nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist, laden am Sonntag zum Besuch ein.« Und ich lade Sie jeden zweiten Sonnabend in meine journalistische Grabungsstätte, die der Öffentlichkeit zugänglich ist, zum Essen ein. Aus dem Angebot des hiesigen Verbrauchermarktes stehen diesmal auf der Speisekarte: »Peperoni aus Holland – bei Kaisers tropenfrisch!« Als zweiten Gang servieren wir eine andere exotische Delikatesse, nämlich Kartoffeln. Herr Platt, die Feinschmecker-Flunder verschiedener Provinz- und Anzeigen-Blätter, rühmt den Berliner »Alexanderkeller« in der Köpenicker Straße. Mit Recht. Aber mit einer leicht angebrannten Formulierung: »Schließlich erinnere ich mich mit Grausen, welche Kartoffelkatastrophen mir schon vorgesetzt wurden, und freue mich um so mehr, wie wohltuend sich diese davon abheben.« Man müßte Kartenspieler fragen, die bekanntlich etwas vom Abheben verstehen, wie sich Katastrophen von Katastrophen abheben können. In vielen Gaststätten werden auch sogenannte Bratkartoffeln angeboten. Wie aber stellt man diese Bratkartoffeln her? Nur Geduld! Die Presse weiß alles: »Pellkartoffeln in Scheiben schneiden und in einer Stielpfanne in ausgelassenem Speck oder Fett hellbraun braten, mit Salz oder Pfeffer würzen.« Unsere Morgenzeitung verriet diese bislang in dicken Stahlkammern versteckt gehaltene Anweisung unter der reißerischen Schlagzeile: »Die geheimen Erfolgsrezepte der Meisterköche.« Felix Mantel P. S. Übrigens soll es Amateurköche geben, welche die Pellkartoffeln vor dem Zerschneiden noch pellen. Aber pst! Nicht weitersagen!
Erschienen in Ossietzky 11/2009 |
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